Die York-Antwerpener Regeln (YAR, York Antwerp Rules) sind international vereinbarte Versicherungsregeln für die Verteilung von Kosten auf Schiff und Ladung im Falle einer großen Haverei.[1] Sofern die YAR im Chartervertrag oder Konnossement vereinbart wurden, ersetzen sie die jeweiligen Regeln der Länder, beispielsweise §§ 588 ff. des Handelsgesetzbuchs[2] in Deutschland.[1][3] Andererseits kommt es vor, dass nationales Recht sich direkt auf die YAR bezieht, beispielsweise nennt das Schweizer Seeschifffahrtsgesetz (SR 747.30; § 122, Abs. 2) ausdrücklich die YAR-1974.[4]
Nachdem während der industriellen Revolution die ursprünglich vergleichsweise einheitlichen Seerechtsregeln verstärkt zwischen den Nationen voneinander abwichen,[7][5] begannen 1864 in der englischen Hafenstadt York Gespräche über die Aufteilung der Kosten im Falle einer Havarie, die 1877 in Antwerpen fortgesetzt wurden.[3] 1873 wurde in Brüssel die „Association for the Reform and Codification of the Law of Nations“, die Vorläuferorganisation der International Law Association (ILA), gegründet.[8] Die ILA veröffentlichte 1890 die ersten York-Antwerp Rules (YAR) in Liverpool.[3]
1896 gründeten Franck, Auguste Beernaert und der belgische Geschäftsmann Charles Le Jeune mit Unterstützung der ILA die Association Belge de Droit Maritime in Antwerpen, die Vorläuferorganisation des Comité Maritime International.[8] 1924 wurden die YAR mit den Stockholmer Regeln erweitert und 1949 (YAR-1950) noch einmal geringfügig ergänzt.[9] 1974 wurden durch die CMI überarbeitete York-Antwerp Rules veröffentlicht (YAR-1974).[3]
CMI veröffentlicht in Abständen überarbeitete Regelwerke. Die Verwendung dieser Regelwerke im Handel bleibt wie bei den Incoterms den Handelspartnern überlassen. So werden verschiedene Versionen gleichzeitig verwendet, aktuell die YAR 1974, 1994 und 2004. Die im Mai 2016 in New York veröffentlichte neueste Fassung ersetzt die durch die Reeder nicht unterstützte Version von 2004.[10]
Literatur
Jacob Ahlers, Die Einführung der York and Antwerp Rules of General Average : erläuternde Bemerkungen zu den Antwerpener Beschlüssen vom 1. September 1877; Hamburg; 1878.
Richard Lowndes, John Francis Donaldson of Lymington, C. T. Ellis und George Rupert Rudolf; Lowndes & Rudolf's Law of general average and The York-Antwerp rules; 8. Auflage; London, 1955.
↑früher: §§ 700 ff. HGB in der bis zum 24. April 2013 gültigen Fassung. Mit dem Inkrafttreten der deutschen Seehandelsrechtsreform am 25. April 2013 sind diese Regelungen geändert worden.
↑ abcd
M. Berger und W. Helmers (1979) Schiffahrtsrecht und Manövrieren; Band 2; 8. Auflage; Springer Verlag, Berlin; ISBN 978-3-662-09809-7; S. 215.
↑ ab
Andreas Maurer (2012) Lex Maritima: Grundzüge eines transnationalen Seehandelsrechts; Mohr Siebeck; ISBN 978-3-16-151781-5; Seite 76.
↑
Leslie Scott Und Cyril Miller (1947) The Unification of Maritime and Commercial Law through the Comité Maritime International; The International Law Quarterly Vol. 1, No. 4 (Winter, 1947), pp. 482-497.
↑
Johannes Müller, Martin Berger, Heinrich Kedenburg, Joseph Krauss, Joseph Krauß, Helmut Menz (2013) Handbuch für die Schiffsführung: Schiffahrtsrecht, Ladung, Seemannschaft, Stabilität Signal- und Funkwesen und andere Gebiete; 2. Bd.; 6. Auflage; Springer Verlag; ISBN 978-3-662-27144-5; Seite 151 ff.