Schonendorf war seit 1950 in den Studios Berlin-Grünau, Masurenallee und schließlich Nalepastraße für den Rundfunk der DDR tätig und arbeitete sich als Schüler Gottfried Hermanns ins Inszenierungs-Metier des Hörspiels ein.[2] Nach einem Berufseinstieg als Redakteur, Reporter und Sprecher wurde er bereits im September 1952 stellvertretender Chefregisseur.[3] Von 1957 bis zur Umstrukturierung der Hauptabteilung Dramaturgie/ Produktion im Herbst 1969 wirkte Wolfgang Schonendorf als Chefregisseur. Danach übernahm er in der neuen Hauptabteilung Funkdramatik die Leitung der Abteilung Regie/Sender, wo er für alles verantwortlich zeichnete, was für den Rundfunk der DDR auf dem Gebiet der Literatur, des Schulfunks, der Funkerzählung, der öffentlichen Literaturveranstaltungen zu inszenieren war.[4]
Beim Rundfunk der DDR wirkte Schonendorf als Mentor und Förderer für junge Hörspielregisseure. Im Jahr 1966 setzte er sich für die Festeinstellung von Joachim Staritz ein.[5] Schonendorf hat seit Ende der 1950er Jahre bis Anfang der 1980er Jahre über 50 Hörspiele und Radio-Features inszeniert, darunter die Radio-Premieren der Stücke von Autoren wie Inge Müller, Heiner Müller, Alfred Matusche oder Günter Kunert.
Er war Regisseur des Hörspiels Gelassen stieg die Nacht an Land von Adolf Schröder, das einen frühen Versuch der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und der spezifisch deutschen Geschichte darstellt. Die Erstsendung war am 10. Juni 1965 im Deutschlandsender. Schonendorf entwarf zu dem stilistisch der Gattung des sog. „Traumhörspiels“ zugehörigen Hörspiel, „unbewusste Ängste in akustischen Bildern“.[6] Seine Inszenierung gilt als „ästhetisch herausragend“.[6] Er verwendete verschiedene klangliche Aspekte, zu denen akustische und elektronische Klänge, Halleffekte, Überblendungen und Verfremdungen gehörten. Seine Regie entfernte sich somit weitgehend von den künstlerischen Vorgaben des Sozialistischen Realismus.[6]
Er war auch Regisseur des in seiner Länge epischen Hörspiels Die Ermittlung nach dem Drama von Peter Weiss.[7] Für die musikalische Gestaltung und Untermalung verpflichtete er Siegfried Matthus; die Hauptrollen waren mit Wilfried Ortmann, Norbert Christian und Martin Flörchinger besetzt. Schonendorfs Ermittlung lief erstmals am 26. Oktober 1965 im Deutschlandsender. Radio DDR II übertrug den ersten Teil ebenfalls am 26. Oktober 1965, den zweiten Teil am 27. Oktober 1965. Die Berliner Zeitung am Abend sprach von einer „vorzüglichen Inszenierung“.[7] Das Deutsche Rundfunkarchiv besprach seine Produktion im November 2013 in einem Artikel in der Rubrik „Das besondere Dokument“.[7]
Im Oktober 1969 erhielt er den Kunstpreis der DDR.[9] Hörspiele, bei denen er Regie führte, wurden in der DDR mehrfach ausgezeichnet. Das Hörspiel Traumposten erhielt 1979 den „Hörspielpreis der Hörer“ und den „Sonderpreis der Kritiker“.[10]
1958: Inge Müller und Heiner Müller: Die Korrektur (Erste Fassung), Produktion: März 1958, vor der geplanten Sdg. am 26. März 1958 abgesetzt, Ursendung: 4. Januar 1997, MDR Kultur
1958: Inge Müller und Heiner Müller: Die Brücke
1958: Inge Müller und Heiner Müller: Die Korrektur (Zweite Fassung), Produktion: Oktober 1958, Ursendung: 13. November 1958, Berliner Rundfunk
1959: Hasso Grabner: Wer verschenkt schon seinen Sieg
1960: Inge Müller: Die Weiberbrigade, Ursendung 9. November 1960, Radio DDR[11]
↑Patrick Conley: Features und Reportagen im Rundfunk der DDR. Tonträgerverzeichnis 1964-1991. 2. Aufl. Berlin: Askylt, 1999, ISBN 3-9807372-0-9 (Digitalisat in der Google-Buchsuche)
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