Waszczykowski beendete 1980 sein Magister-Studium an der Philosophisch-Historischen Fakultät der Universität Łódź, wo er danach von 1981 bis 1987 als wissenschaftlicher Assistent tätig war. Anschließend arbeitete er bis 1988 als Lehrer. Von 1989 bis 1991 absolvierte er ein Masterstudium an der Abteilung für Internationale Beziehungen der University of Oregon. Ein weiteres Aufbaustudium im Bereich internationaler Sicherheit und Rüstungskontrolle folgte 1992 bis 1993 am Genfer Zentrum für Sicherheitspolitik. Mit einer Arbeit über Die Vereinigten Staaten und die strategischen Abrüstungsverhandlungen 1919–1936 wurde er 1993 an der Universität Łódź zum Doktor der Geisteswissenschaften promoviert.
Ab 1992 war Waszczykowski Mitarbeiter des polnischen Außenministeriums, 1996 wurde er zunächst stellvertretender Direktor der Abteilung für Europäische Institutionen und wechselte dann in die Abteilung für Sicherheitspolitik. Im Jahre 1997 war er der amtierende Leiter des Verbindungsbüros Polens bei der NATO in Brüssel, dann bis 1999 stellvertretender Vertreter Polens bei der NATO. 1999 bis 2002 bekleidete er den Posten des Botschafters in Teheran, danach war er in der Abteilung für Strategie und Planung des Außenministeriums sowie als stellvertretender Direktor der Abteilung für Afrika und Nahost tätig.
Während der ersten PiS-Regierung wurde er am 4. November 2005 zum Unterstaatssekretär im Außenministerium (unter Stefan Meller) berufen. Er leitete die Verhandlungen mit den Vereinigten Staaten über das Raketenabwehrsystem.[3] Nach einer zwischenzeitlichen Umorientierung sowohl der US-Außenpolitik als auch der nachfolgender polnischer Regierungen (sog. Reset mit Russland nach 2010)[4][5] sowie Verzögerungen bei der Ausführung wurde letztlich im Herbst 2024 ein Raketenzentrum in Redzikowo als erste ständige Basis der USA in Polen eingeweiht, auch als Reaktion auf den Angriff Russlands auf die benachbarte Ukraine.[6]
Seinen Posten behielt Waszczykowski zunächst auch nach dem Regierungswechsel im November 2007 unter dem PO-Außenminister Radosław Sikorski. Ministerpräsident Donald Tusk (PO) entließ Waszczykowski jedoch am 11. August 2008 aus seinem Amt im Außenministerium und warf ihm mangelnde Loyalität vor.
Am 27. August 2008 berief ihn Staatspräsident Lech Kaczyński zum Stellvertreter des Chefs des Büros für Nationale Sicherheit (das dem Staatsoberhaupt und nicht dem Ministerpräsidenten untersteht).[3] Nach dem Unfalltod Kaczyńskis und der Wahl Bronisław Komorowskis (PO) zum neuen Staatspräsidenten trat Waszczykowski am 6. Juli 2010 von dem Amt zurück.
Bei den Kommunalwahlen im November 2010 bewarb er sich als Kandidat der PiS für das Amt des Stadtpräsidenten (Oberbürgermeister) von Łódź. Mit 16 Prozent der Stimmen kam er auf den vierten Platz und schied im ersten Wahlgang aus. Bei den Parlamentswahlen 2011 wurde er zum Sejm-Abgeordneten gewählt und trat der PiS-Partei (Recht und Gerechtigkeit) bei. Er bewarb sich erfolglos bei der Europawahl in Polen 2014.
Bei den Parlamentswahlen 2015 wurde er wieder zum Sejm-Abgeordneten gewählt. Nach der Vereidigung der neuen Regierung übernahm er am 16. November 2015 den Posten des Außenministers in der Regierung von Beata Szydło.[7]
In Waszczykowskis Amtszeit fiel das zerrüttete Verhältnis mit der Europäischen Union. Kritiker bemängelten seine aggressive Rhetorik. Im Januar 2018 wurde er vom neuen Ministerpräsidenten Mateusz Morawiecki entlassen und durch Jacek Czaputowicz ersetzt. Die Personaländerungen wurden als Signal Polens gewertet, einen eher mäßigenden Kurs gegenüber der EU einzuschlagen.[8]
Waszczykowski gab im September 2021 bekannt, dass er an Polyneuropathie leidet.[10] Letztlich wurde ALS festgestellt. Er sitzt im Rollstuhl.[11]
Politische Positionen
Außen- und Sicherheitspolitik
Waszczykowski tritt für die Stationierung von Bodentruppen der NATO in Polen ein. Zur Begründung führte er das durch die russischen Angriffe auf die Ukraine veränderte Sicherheitsumfeld an.[12]
Europapolitik
In einem Gastbeitrag für die Frankfurter Allgemeine Zeitung nannte er die geplante Gaspipeline Nord Stream 2 einen Streitpunkt in den deutsch-polnischen Beziehungen und kritisierte sie als Projekt eines „egoistischen Partikularismus“, der in der Energiepolitik der Europäischen Union überwunden werden müsse.[13]
Internationale Medienpräsenz erfuhr der Außenminister nach einer Pressekonferenz, in der er über die Bestrebungen Polens zum Nichtständigen Mitglied des UN-Sicherheitsrates für die Periode 2018–2019 sprach.[15] Zur Unterstützung habe er unter anderem in dem fiktiven Land „San Escobar“ geworben, ließ später aber verlautbaren, es sei ihm eigentlich um St. Kitts und Nevis (Spanisch: San Cristóbal y Nieves) gegangen.[16][17] Die Aussage fand ein großes, zumeist hämisches Echo in der Netzgemeinde[18] und in internationalen Medien.[19][20][21] In der Folge wurde in Świdnica ein Bierhaus mit dem Namen „Ambasada San EscoBAR“ eröffnet[22] und von Internetnutzern eine fiktive Flagge für „San Escobar“ entworfen.[23]