Dieser Artikel beschreibt das Wipptal im naturräumlichen Sinne Sinne. Für die gleichnamige Südtiroler Bezirksgemeinschaft im südlichen Wipptal siehe Wipptal (Bezirksgemeinschaft).
Wipptal
Das Wipptal bei Sterzing mit nördlicher Blickrichtung
Die Bezeichnung des Tales geht auf das Römerkastell Vipitenum zurück.[1] Die Etymologie des Namens liegt im Dunkeln, plausibel erscheint eine Verbindung zum belegten etruskischen Personennamen Vipiθenes.[2][3] In der Nähe Vipitenums wurde im Frühmittelalter die heutige Stadt Sterzing als bajuwarische Neugründung angelegt. Um 937–957 wird das Tal in einer Traditionsnotiz des Hochstifts Freising erstmals als „vallis Vuibitina“ erwähnt.[4] Im Sommer 1166 ist die Gegend unter der Bezeichnung „Wibetwald“ im Lehen- und Einkünfteverzeichnis der bayerischen Grafen von Neuburg-Falkenstein, dem sogenannten Codex Falkensteinensis, genannt.[5] Weitere Nennungen sind um 1170 Wibital und um 1200 Wiptal oder Wibtal. Diese Erwähnungen beziehen sich auf die Gegend um Sterzing, erst seit dem 15. Jahrhundert wird der Begriff auch für den Teil nördlich des Brenners verwendet, das Viertel Wipptal umfasste im 16. Jahrhundert die Landgerichte Sterzing und Steinach. Dabei wurde der Abschnitt von Innsbruck bis zum Brenner als unteres Wipptal, der Abschnitt vom Brenner südwärts als oberes Wipptal bezeichnet.[6]
Der Südtiroler Abschnitt wird heute gelegentlich auch Oberes Eisacktal (italienischAlta Valle Isarco) genannt. Für den Abschnitt nördlich des Brenners wird gelegentlich die Bezeichnung Silltal verwendet, die im 19. Jahrhundert durch Schriftsteller und Gelehrte wie Johann Jakob Staffler geprägt wurde.[6] Vereinzelt findet sich auch die Bezeichnung Brennertal.
Die Brennerautobahn (A13 nördlich des Brenners, A22 südlich davon) ist die wichtigste und meistbefahrene Nord-Süd-Querung der Alpen und liegt auf der Strecke München-Verona. Die Bewohner des Wipptales klagen seit Jahren über die Verkehrsbelastung, insbesondere durch den Gütertransport auf der Straße. Der in Bau befindliche Brennerbasistunnel soll lokal für eine Entlastung sorgen.
Klima
Das Wipptal weist ein inneralpines Talklima auf, das etwas niederschlagsreicher als in den Ötztaler Alpen und südlich des Brenners trockener als nördlich davon ist. Nebel tritt seltener als im Inntal auf, charakteristisch für das Tal ist der periodische Föhn.[7]
Der mittlere Jahresniederschlag beträgt in Steinach-Plon (1204 m ü. A.) 925,3 mm und in Sterzing (948 m s.l.m.) 773,3 mm. Die mittlere Tagestemperatur beträgt im Jänner −2,8 °C in Steinach und −2,1 °C in Sterzing, im Juli 14,6 °C in Steinach und 17,7 °C in Sterzing.[8][9]
Gemeinden
Von Norden nach Süden liegen die folgenden Gemeinden im Wipptal:
Die in Südtirol gelegenen Gemeinden bilden mit den Gemeinden einiger Seitentäler die Bezirksgemeinschaft Wipptal. Die Nordtiroler Gemeinden des Wipptales und seiner Seitentäler (mit Ausnahme von Patsch und des Stubaitals) bilden den Planungsverband Wipptal.
Literatur
Engelbert Auckenthaler: Geschichte der Höfe und Familien des obersten Eisacktals (Brenner, Gossensaß, Pflersch). Mit besonderer Berücksichtigung des 16. Jahrhunderts (= Schlern-Schriften. Band 96). Wagner, Innsbruck 1953.
Hermann Holzmann: Wipptaler Heimatsagen (= Österreichische Volkskultur. Forschungen zur Volkskunde. Band 2). Wien: Österreichischer Bundesverlag 1948.
Harald Kofler: Orts- und Siedlungsnamen im Wipptal. Weger, Brixen 2019, ISBN 978-88-6563-246-8.
Beatrix und Egon Pinzer: Wipptal – Stubaital und Seitentäler. Thaur/Tirol: Wort-und-Welt-Verlag 1991.
Josef Rampold: Eisacktal: Landschaft zwischen Firn und Reben (= Südtiroler Landeskunde. Band 5). 5. Auflage. Athesia, Bozen 1996, ISBN 88-7014-166-7.
↑Cristian Kollmann: Rätische Prädialnamen in Südtirol? In: Der Schlern 73, 1999, S. 707—714 und Nachtrag 798.
↑Diether Schürr: Zum Beginn der Erschließung des Rätischen: Ludwig Steub 1843–1854 (= Chronicalia Indoeuropaea. Band38). 2001, S.74.
↑Martin Bitschnau, Hannes Obermair: Tiroler Urkundenbuch, II. Abteilung: Die Urkunden zur Geschichte des Inn-, Eisack- und Pustertals. Band 1: Bis zum Jahr 1140. Universitätsverlag Wagner, Innsbruck 2009, ISBN 978-3-7030-0469-8, S.110, Nr. 144.
↑Martin Bitschnau, Hannes Obermair: Tiroler Urkundenbuch, II. Abteilung: Die Urkunden zur Geschichte des Inn-, Eisack- und Pustertals. Band 2: 1140–1200. Universitätsverlag Wagner, Innsbruck 2012, ISBN 978-3-7030-0485-8, S.186–189, Nr. 627.
↑Eva Favry, Barbara Bory, Zeljka Musovic, Wolfgang Pfefferkorn, Helmut Tauber: Anhang 5.1 zum AP2-Bericht, Aufgaben 2.5, 2.6: Regionalbericht Wipptal, Österreich. Regional Consulting, Wien 2003 (PDF; 3,7 MB (Memento vom 27. September 2016 im Internet Archive))