Wilhelm Weisse, ein Sohn von Ferdinand Wilhelm Weisse (1812–1898), gründete 1872 in Kamenz eine Gärtnerei und spezialisierte sich insbesondere auf die Zucht von Koniferen. Besonders bekannt wurde er durch die Einfuhr von Blaufichten und die Züchtung schöner Farbvarianten. Seine Baumschule an der heutigen Poststraße nutzte er nicht nur als Ausleseort und Musterschau, sondern auch zu forstwissenschaftlichen Beobachtungen. Später erweiterte er seine Baumschulen um den heutigen Volkspark und um Bereiche am Kamenzer Hutberg. Auf dem Hutberg errichtete er 1893 außerdem eine Versuchsstation für Forstbotanik, die den ersten „blauen Wald“ Deutschlands enthielt. Weisse erhielt für seine Arbeiten internationale Auszeichnungen und wurde zum Königlichen Hoflieferanten ernannt. In einem Bericht über die im Mai 1899 in Sankt Petersburg veranstaltete Internationale Gartenbau-Ausstellung wird berichtet:
„Für klimatisch so ungünstige Lagen, wie den Norden, die nächste Umgebung Petersburgs, werden freilich so abgehärtete Pflanzen, wie die Coniferen von Rathke & Sohn[2] – Praust, sowie diejenigen von Weisse – Camenz den sonst nach dorthin arbeitenden Lieferanten den Rang ablaufen.“
Für sein in St. Petersburg vorgestelltes Pinus-, Picea- und Abies-Sortiment aus 25 in Russland im Freien überwinternden Bäumen bekam Weisse die Mittlere Goldmedaille zuerkannt.
Durch sein Wirken als Gartenarchitekt wurde Kamenz zur Stadt der Parks und Grünanlagen. Weisse bekam 1903 die Ehrenbürgerwürde der Stadt verliehen. Sein Werk wurde ab 1912 durch Ernst Hilscher (1879–1949) fortgesetzt. Im Jahr 1916 starb Wilhelm Weisse an einem Schlaganfall. Heute erinnert auch die Wilhelm-Weiße-Straße an den weit über die Grenzen Sachsens bekannten Kamenzer.
Gartenhaus in Weisses Garten (Rekonstruktion nach historischem Vorbild)
Weisses Villa ist heute ein Hotel
Grabplatte in Weisses Garten
Grab von Wilhelm Weisse auf dem Sankt Just Friedhof (Kamenz)
Wilhelm-Weiße-Straße
Anzeige für Wilhelm Weißes Baumschule im Adressbuch der Amtshauptmannschaft Kamenz 1926 (nach seinem Tod)
M. Hoffmann: Sonderberichte über die internationale Gartenbau-Ausstellung in St. Petersburg. In: Gartenflora, 48. Jahrgang 1899, S. 397–402. (online als PDF; 60,1 MB)
Traugott Jacob Rudolf Seidel: Zuerkannte Preise an sächsische Aussteller auf der internationalen Gartenbau-Ausstellung in Petersburg. In: Gartenflora, 48. Jahrgang 1899, S. 468.
↑Ina Förster: Wie wird der Hofgärtnermeister richtig geschrieben? In: Sächsische Zeitung, Die Tageszeitung für Kamenz und die Westlausitz, Sonnabend/Sonntag 16./17. Juli 2016, Seite 16.