Er wurde als Sohn des Gymnasialprofessors Joseph Borscht im pfälzischen Speyer geboren, studierte Jura in Würzburg und war seitdem Mitglied der katholischen StudentenverbindungKStV Walhalla Würzburg im KV.[1] Er legte 1881 die Beamtenprüfung ab und trat dann in den bayerischen Staatsdienst ein und wurde 1882 Bezirksamtsassessor in Kitzingen. 1887 war er Sekretär der Nationalen Kunstgewerbe-Ausstellung.
Ab 9. Februar 1888 bis 1893 bekleidete Borscht das Amt des Zweiten Bürgermeisters von München, am 1. Mai 1893 avancierte er zum Ersten Münchener Bürgermeister. In diesem Amt verblieb er bis zum 15. Juni 1919. Hierzu vermerkt Lothar Gall in seiner Publikation „Stadt und Bürgertum im 19. Jahrhundert“: „In München wählten 1893 die mehrheitlich liberalen Gemeindebevollmächtigten den bisherigen Zweiten Bürgermeister, den zentrumsnahen Katholiken Wilhelm Borscht, aufgrund seiner sachlichen Kompetenz und seines persönlichen Ansehens zum Ersten Bürgermeister“.[2]
In Borschts Amtszeit fielen unter anderem die Gründung der Großmarkthalle München und die Einführung der elektrischen Beleuchtung in der Hauptstadt. Zusammen mit Oskar von Miller bemühte er sich um den Aufbau des Deutschen Museums, ebenso machte er sich um die Einrichtung des Tierparks Hellabrunn verdient.
Zur Behebung der schlimmen Wohnungsnot und zur Verbesserung der Hygienestandards engagierte er sich aktiv bei der Gründung von Wohnungsbaugenossenschaften und war der erste Aufsichtsratsvorsitzende des „Verein für Verbesserung der Wohnverhältnisse“ in München (Heute: Gemeinnütziger Wohnungsverein München 1899 e. V.). Er ließ auch vermehrt Wohnungen, Krankenhäuser und Schulen bauen; Gaswerk und Straßenbahnen kamen in städtische Regie.
Als der Pfälzer Franziskus von Bettinger 1909 Erzbischof von München und Freising wurde, machte der Scherz die Runde, die höchsten Autoritäten in der Stadt stammten nunmehr alle aus der Pfalz: Oberbürgermeister Dr. Wilhelm von Borscht aus Speyer, der Erzbischof aus Landstuhl und der Prinzregent aus Zweibrücken, als Abkömmling des wittelsbachischen Familienzweiges Pfalz-Zweibrücken.
Während des Ersten Weltkriegs sorgte Borscht dafür, dass die vom Krieg betroffenen Familien von Wohlfahrtsausschüssen unterstützt wurden. Zur Pensionierung erhielt er 1919 die Ehrenbürgerwürde,[6] nach seinem Tode ein Ehrengrab der Stadt München auf dem dortigen Waldfriedhof.[7]
Borscht war verheiratet mit der jüdisch-stämmigen Eugenie Prager, der Schwester des Münchner Unternehmers und Kunstmäzens Ludwig Prager (1866–1936).[8]
↑Kartellverband katholischer deutscher Studentenvereine: Jahrbuch des Kartellverbandes der katholischen Studentenvereine Deutschlands (K.V.) 1925, Berlin 1925, S. 284.