Die Besetzung dieser mehrere Jahre vakanten Professur stand im Zentrum der Auseinandersetzungen zwischen der etablierten modernen Physik und den nationalsozialistisch geprägten „Deutschen Physikern“ und ging als Pyrrhussieg der Deutschen Physik in die Wissenschaftsgeschichte ein.
Der Aerodynamiker Wilhelm Müller war bis dahin nicht als theoretischer Physiker hervorgetreten, gehörte als Vertreter der Deutschen Physik zum Kreis um Hugo Dingler, und wurde von Sommerfeld selbst, welcher Heisenberg favorisierte, als der „denkbar schlechteste Nachfolger“ bezeichnet, genoss jedoch die Unterstützung der NS-Machthaber.
Müller veröffentlichte auch unter dem Namen Wilhelm Müller-Walbaum.
Wilhelm Müller wurde in Hamburg als Sohn eines Kaufmanns geboren. Er besuchte zunächst die Oberrealschule vor dem Holstentor in Hamburg und anschließend bis zum Abitur 1902 die Oberrealschule Eßlingen in Württemberg. Danach studierte er an mehreren Universitäten. 1910 legte er an der Universität Leipzig das Rigorosum in den Fächern Mathematik, Physik und Philosophie mit der Note sehr gut ab, und promovierte im Januar 1911. Das Thema seiner Dissertation lautete „Die rationale Kurve fünfter Ordnung im fünf-, vier-, drei- und zweidimensionalen Raum“.
1911 – Die rationale Kurve fünfter Ordnung im fünf-, vier-, drei- und zweidimensionalen Raum; Dissertation, Universität Leipzig, Rohn, Hölder
1920 – Die Welt als Schuld und Gleichnis (rezensiert von Siegfried Kracauer in: Frankfurter Zeitung vom 6. Juli 1921; Literaturblatt Nr. 14)
1921/22 – Zur Theorie der zyklischen Strömung um Flügelprofile, Habilitation
1922 – Vom Sinn der Keuschheit
1925 – Dynamik (1952)
1925 – Vom ewigen Gral
1928 – Mathematische Strömungslehre
1932 – Einführung in die Theorie der zähen Flüssigkeiten
1933 – Judentum und Führertum
1936 – Einführung in die Mechanik des Fluges (1936, 1942, 1953, 1958)
1936 – Judentum und Wissenschaft
1941 – mit Johannes Stark: Jüdische und deutsche Physik. Vorträge an der Universität München, 1941
1944 – Kampf in der Physik
1959 – Theorie der elastischen Verformung
Literatur
Paul Trommsdorff: Der Lehrkörper der Technischen Hochschule Hannover 1831–1931. Technische Hochschule Hannover, Hannover 1931, S. 16.
Freddy Litten: Mechanik und Antisemitismus: Wilhelm Müller (1880–1968). Institut für Geschichte der Naturwissenschaften, München 2000, ISBN 3-89241-035-6.