Als Sohn eines aus Hameln stammenden Malers wurde Wilhelm Kretschmer 1806 in der damals noch selbständigen Calenberger Neustadt geboren. Im Alter von sechs Jahren wurde Wilhelm Waise. Seine erste Ausbildung erhielt er vermutlich bei dem hannoverschen Maler Justus Elias Kasten.
1840 heiratete Kretschmer die Beamtentochter Charlotte Luise Emilie Leonhardt († 20. Mai 1860 in Hannover), die Schwester des hannoverschen Justizministers Adolf Wilhelm Leonhardt.
Als Nachfolger des in den Ruhestand getretenen Zeichenlehrers Winkelmann[1] wirkte Kretschmer ab Michaels 1849 bis 1874 als Zeichenlehrer am hannoverschen Lyzeum (früherer Name des Ratsgymnasiums).
Bedeutung und Wirkung
Kretschmers zahlreiche Ansichten von markanten Bauten und Plätzen – insbesondere in Hannover und Umgebung – wurden unter anderem bekannt durch ihre große Genauigkeit. Nach Helmut Plath „verdanken wir [Kretschmer] zu einem großen Teil die Überlieferung des hannoverschen Straßenbildes des [19.] Jahrhunderts.“ Das Historische Museum am Hohen Ufer bewahrt insbesondere Lithografien von Kretschmer. Mit künstlerischer Freiheit haben auch bisher ungezählte Stahlstecher die Werke von Kretschmer als Vorlage für Stahlstich-„Kopien“ genommen.
In Klein-Buchholz erinnert der 1955 entstandene Kretschmerhof an den Künstler.
Neben bisher ungezählten Zeichnungen und Lithografien aus Hannover und Umgebung schuf Kretschmer unter anderem:
Zyklus Schlösser und Burgen der Welfen
Großteils unveröffentlicht sind die Werke aus zwei Alben aus dem Nachlass von Wilhelm Kretschmer. Eine Bleistiftzeichnung daraus ist die nebenstehend vom Original gescannte Bleistiftzeichnung von der Rütli-Wiese, die Kretschmer während einer Bildungsreise mit seinem Sohn in der Schweiz gezeichnet hat.
Literatur
Helmut Plath: Hannover im Bild der Jahrhunderte, 1964, Seite 104 (Abbildungen auf den Seiten 57, 79 und 89)
Professor Bernhard Dörries, Helmut Plath: Alt-Hannover/Die Geschichte einer Stadt in zeitgenössischen Bildern von 1500–1900; Vierte, verbesserte Auflage 1977, Verlag Heinr. Feesche, Hannover. Seite 140 (Abbildungen Seiten 64, 67, 70, 71, 74, 94, 105, 106, 109, 110, 114, 116 bis 119); ISBN 3-87223-024-7