Exner war Sohn des Bahnhofsvorstands von Gänserndorf an der Kaiser-Ferdinands-Nordbahn, die Wien mit Mähren und Galizien verband und ein Jahr vor Wilhelm Exners Geburt den Betrieb aufnahm. Es handelte sich um die erste Eisenbahn Österreichs. Die Familie übersiedelte 1853 nach Wien.[1] Er studierte am Polytechnischen Institut, war seit 1859 Mitglied der Burschenschaft Olympia[2] sowie der Burschenschaft Olympia Wien[3] und war 1862–1868 an der Landstraßer Oberrealschule als Mittelschullehrer tätig. 1868 wurde er Professor an der Forstakademie Mariabrunn, die er ab 1875 mit dem Auftrag, sie in die Wiener Hochschule für Bodenkultur einzugliedern, leitete; gleichzeitig wurde er zum ordentlichen Professor der allgemeinen mechanischen Technologie und des forstlichen Bau- und Maschineningenieurswesens berufen.
Er war Initiator und von 1879 bis 1904 erster Direktor des Technologischen Gewerbemuseums in Wien, einer höheren Lehr- und Versuchsanstalt. Bis 1910 war Exner Leiter des dem k.k. Handelsministerium unterstehenden, 1908 so benannten k.k. Gewerbeförderungsamtes, der ersten staatlichen Wirtschaftsförderungsstelle in Österreich.
1910 wurde er Leiter der Technischen Versuchsanstalt. 1908 war er an der Gründung des Technischen Museums für Industrie und Gewerbe in Wien maßgeblich beteiligt, das 1918 eröffnet wurde. Von 1917 bis 1931 leitete Exner den TÜV Österreich. 1925 wurde er zum Ehrenmitglied der Akademie der Wissenschaften ernannt. Kurz vor seinem Tod war er 1931 an der Gründung des Österreichischen Forschungsinstituts für Geschichte der Technik beteiligt.
Parallel zu seiner wissenschaftlich-technischen Arbeit war Exner in der Monarchie auch politisch tätig. 1882–1897 war er liberaler Reichsratsabgeordneter, 1905 wurde er vom Kaiser auf Lebensdauer zum Mitglied des Herrenhauses, das Oberhaus des Reichsrates, berufen.
Als Todesdatum von Exner ist im Web häufig irrtümlich der 29. Mai 1931 angeführt. Czeike gibt (übereinstimmend mit der amtlichen Wiener Zeitung vom 27. Mai) den 25. Mai an,[4] die Neue Freie Presse vom 26. Mai[5] berichtete, Exner sei in der Nacht auf den Pfingstsonntag, 24. Mai 1931, verstorben. Die Verstorbenensuche auf der Website der Friedhöfe Wien verzeichnet als Todestag den 25. und als Bestattungstag den 27. Mai 1931.[6]
Wilhelm Exner wurde von der Technischen Hochschule Wien, der Hochschule für Bodenkultur Wien und der Technischen Hochschule Zürich mit Ehrendoktoraten ausgezeichnet. Im Mai 1927 wurde er auf der Hauptversammlung des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) zum Ehrenmitglied gewählt.[8] Der Österreichische Verband von Mitgliedern des VDI hatte ihn zuvor schon mit der Ehrenmitgliedschaft ausgezeichnet.[9]
Der Österreichische Gewerbeverein verleiht seit 1921 über die Wilhelm-Exner-Stiftung die Wilhelm-Exner-Medaille für besondere wissenschaftliche Leistungen, die „die Wirtschaft unmittelbar oder mittelbar in hervorragender Weise gefördert haben. Insbesondere sind jene Leistungen zu würdigen, die im Bereich des unternehmerischen Mittelstandes von Bedeutung sind.“[10]
Wilhelm Exner wurde auf dem Wiener Zentralfriedhof (Gruppe 14 C, Nummer 2) in einem ehrenhalber gewidmeten Grab bestattet (Ehrengräber).
der Sitzungssaal des ehemaligen k.k. Gewerbeförderungsamtes (siehe oben) in Wien 9., Severingasse 9, steht als Wilhelm-Exner-Saal unter Denkmalschutz.[11]
Das k.k. polytechnische Institut in Wien. Seine Gründung, seine Entwickelung und sein jetziger Zustand, Wien 1861
Untersuchung der Eigenschaften des Papieres, Wien 1864
Die Tapeten- und Buntpapier-Industrie, Weimar 1869
als Bearbeiter: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Österreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Weltausstellung 1873 in Wien
Band 1: Rohproduction und Industrie, Wien 1873
Band 2: Ingenieur-Wesen, wissenschaftliche und musikalische Instrumente, Unterricht, Wien 1873
Mödlinger Lehrmittel-Ausstellung 1875. Studien über das Rothbuchenholz, Wien 1875
Johann Beckmann, Begründer der technologischen Wissenschaft, Wien 1878 (Reprint Hoya 1989)
Werkzeuge und Maschinen zur Holz-Bearbeitung, deren Construction, Behandlung und Leistungsfähigkeit, Ein Hand- und Lehrbuch für Holz-Industrielle, Maschinen-Ingenieure und Forstleute
Band 1: Handsägen und Sägemaschinen - descriptiver Theil, Weimar 1878
Band 2: Handsägen und Sägemaschinen - dynamischer Theil, Weimar 1881
Band 3: ausschliesslich der Sägen ; also der Aexte, Beile, Stech- und Stemmzeuge, Bohrer, Hobel und der hauptsächlichsten zur Bearbeitung des Holzes gebräuchlichen Maschinen, Weimar 1883
als Redakteur: Die Hausindustrie Oesterreichs: Ein Kommentar zur hausindustriellen Abtheilung auf der Allgemeinen Land- und Forstwirtschaftlichen Ausstellung, Wien 1890, Wien 1890
zusammen mit Georg Lauboeck: Das Biegen des Holzes. Ein für Möbel-, Wagen- und Schiffbauer, Böttcher etc. wichtiges Verfahren. Mit besonderer Rücksichtnahme auf die Thonet’sche Industrie, (3., neu bearbeitete und erweiterte Auflage.), Weimar 1893
Die Weltausstellung in Paris 1900, Wien 1902
Das k.k. Technologische Gewerbe-Museum in Wien im ersten Vierteljahrhundert seines Bestandes. 1879-1904. Denkschrift, Wien 1904
Studien über die Verwaltung des Eisenbahnwesens mitteleuropäischer Staaten, Wien 1906
Das Technische Museum für Industrie und Gewerbe in Wien, Wien 1908
Lebensbilder führender österreichischer Polytechniker, Wien 1927
als Herausgeber: 10 Jahre Wiederaufbau. Die staatliche, kulturelle und wirtschaftliche Entwicklung der Republik Österreich 1918-1928, Wien 1928
Franz Renisch: Wilhelm Franz Exner. 1840-1931. Holzhausen, Wien 1999, ISBN 3-85493-010-0, 524 S.
Helge Dvorak: Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Band I: Politiker. Teilband 1: A–E. Winter, Heidelberg 1996, ISBN 3-8253-0339-X, S. 270–272.
↑Helge Dvorak: Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Band I: Politiker. Teilband 1: A–E. Winter, Heidelberg 1996, ISBN 3-8253-0339-X, S. 270.
↑Dr. Peter Krause, "Katholisches Farbstudententum in Österreich 1933 - 1983", S. 6