Der Ort liegt im äußersten östlichen Winkel Hinterpommerns, etwa 29 Kilometer östlich der Stadt Leba (Łeba), 32 Kilometer nordöstlich der Stadt Lauenburg i. Pom. (Lębork), zwei Kilometer westlich des Zarnowitzer Sees und fünf Kilometer südlich der Ostsee.
Geschichte
Überlieferte Formen des Ortsnamens sind Virchocino (1257), Wirchenzin (1606), Wierszchuzin (1784) und Wierzchucin (1866–1910). Im 18. Jahrhundert befand sich Wierschutzin im Besitz des Zisterzienser-Nonnenklosters Zarnowitz im benachbarten Ort Zarnowitz in Westpreußen, dem das Dorf bereits seit 1257 gehört hatte[2]; es hatte es in Belgard von Swantopolk II. mit Zustimmung des Herzogs Ratibor von Pomerellen geschenkt bekommen.[3] Während der Herrschaft des Deutschen Ordens in der Region, die 1309 begann, gehörte das Dorf zur Voigtei Lewinburg.[4] Um 1784 gab es in dem Dorf ein Vorwerk, eine Wassermühle, zwölf Bauern, vier Kossäten, ein Wirtshaus und insgesamt 31 Haushaltungen.[5]
Anfang der 1930er Jahre hatte die Landgemeinde Wierschutzin eine Flächengröße von 22,6 km². Innerhalb der Gemeindegrenzen standen insgesamt 113 bewohnte Wohnhäuser an sechs verschiedenen Wohnstätten:[6]
Abbau
Ferdinandshof
Mielkenhof
Poblotz
Wallkenhof
Wierschutzin
Um 1935 hatte Wierschutzin unter anderem zwei Gasthöfe, zwei Bäckereien, drei Fleischereien, eine Mühle, zwei Schmieden, zwei Stellmachereien, eine Tischlerei und ein Holzsägewerk.[7]
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Wierschutzin im Frühjahr 1945 von der Roten Armee besetzt. Bald darauf wurde Wierschutzin zusammen mit ganz Hinterpommern und Westpreußen von der Sowjetunion der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. Daraufhin setzte in Wierschutzin die Zuwanderung polnischer Zivilisten ein, von denen die einheimischen Dorfbewohner aus ihren Häusern und Gehöften gedrängt wurden. Wierschutzin erhielt den neupolnischen Namen[8]Wierzchucino. In der darauf folgenden Zeit wurden die einheimischen Dorfbewohner von der polnischen Administration aus Wierschutzin vertrieben.
Die Ortschaft wurde dem Powiat Pucki (Kreis Putzig) zugeordnet.
Das Gotteshaus der katholischen Pfarrgemeinde Wierschutzin wurde nach dem Zweiten Weltkrieg von der polnischen Administration zugunsten der Römisch-katholischen Kirche in Polen zwangsenteignet und vom polnischen katholischen Klerus ‚neu geweiht‘.
Ehemalige katholische Dorfkirche Wierschutzin
Dorfkirche (2008).
Eingangsseite
Gebetshalle
Kirchspiel bis 1945
Die Bevölkerung von Wierschutzin war zu etwa zwei Dritteln römisch-katholischer Konfession. Vor 1945 befand sich im Dorf ein katholisches Pfarramt, das auch für eine Reihe umliegender Ortschaften zuständig war.
Rudolf Deckert (1926–2008), deutscher Konteradmiral der Bundesmarine
Literatur
Schlochow, Rittergut, Kreis Lauenburg Pomm., Provinz Pommern. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Schlochow und Wierschutzin (meyersgaz.org)
Pommersches Güter-Adressbuch, Friedrich Nagel (Paul Niekammer), Stettin 1892, S. 122–123 (Google Books).
P. Ellerholz: Handbuch des Grundbesitzes im Deutschen Reiche, Band 2: Provinz Pommern, 2. Auflage, Nicolai (Stricker), Berlin 1884, S. 48–49 (Google Books).
Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogthums Vor- und Hinter-Pommern. II. Teil, 2. Band: Beschreibung der zu dem Gerichtsbezirk der Königl. Landescollegien in Cößlin gehörigen Hinterpommerschen Kreise. Stettin 1784, S. 1083, Nr. 100 (Google Books).
↑L. Quandt: Ostpommern, seine Fürsten, fürstlichen Landesteilungen und Districte. In: Baltische Studien, 16. Jahrgang, 1. Heft, Stettin 1856, S. 97–156, insbesondere S. 135
↑Reinhold Cramer: Geschichte der Lande Lauenburg und Bütow. Band 1, Königsberg 1858, S. 143
↑Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. Teil II, Band 2, Stettin 1784, S. 1083, Nr. 100.
↑Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des Preußischen Staats (Alexander August Mützell, Hrsg.). Band 5: T– Z, Halle 1823, S. 149, Nr. 2360
↑Friedrich von Restorff: Topographische Beschreibung der Provinz Pommern mit einer statistischen Uebersicht. Berlin/Stettin 1827, S. 287, Ziffer 13 (Google Books).
↑ abDie Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Pommern und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt vom Königlichen Statistischen Bureau. In: Königliches Statistisches Bureau (Hrsg.): Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung. BandIII, 1874, ZDB-ID 2059283-8, S.166f. (Digitalisat – Nr. 67).
↑ abDie Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Pommern und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt vom Königlichen Statistischen Bureau. In: Königliches Statistisches Bureau (Hrsg.): Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung. BandIII, 1874, ZDB-ID 2059283-8, S.172f. (Digitalisat – Nr. 172).
↑ abMichael Rademacher: Lauenburg_p. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900