Die MarktgemeindeWerfen mit 3080 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2024) liegt im Pongau, etwa 40 km südlich von Salzburg in Österreich. Die bekannteste Sehenswürdigkeit ist die größte Eishöhle der Welt, die Eisriesenwelt.
Nach dem Ort Werfen ist die Gesteinsformation der Werfener Schichten benannt (Typlokalität). Diese Schieferformation bildet die Basis der Kalkalpen, auf der diese nord- und südwärts vom Alpenhauptkamm abgeglitten sind. Die Werfener Schichten bauen die ganze Südabdachung des Tennengebirges und auch den Südosten des Dachsteinstocks bis ans Fritztal auf und ziehen sich westwärts ins Blühnbachtal wie auch südlich des Hochkönigs weiter (Werfen-St.-Martiner Schuppenzone), der Kalkstock des Hochkönigs bildet eine ausgeprägte Verwerfung der Schichten, die dadurch rund um Werfen in ihrer ganzen Vielfalt aufgeschlossen sind.
Die Werfener Schichten sind eine teils extrem witterungsanfällige Gesteinszone, die besonders Richtung Mühlbach hinein hier zu großen baulichen Problemen führt.
Gemeindegliederung
Das Gemeindegebiet umfasst fünf Katastralgemeinden und sechs Ortschaften (in Klammern Einwohnerzahl der Ortschaften Stand 1. Jänner 2024):[1]
Scheffau grenzt nur in einem Punkt an, in der Ofenrinne beim Hochtörl
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Dienten grenzt ebenfalls nur in einem Punkt an, am Kummetstein beim Hochkönig
Geschichte
Das Salzachtal ist seit alters her eine der bedeutendsten Alpentransit-Routen, und der Pass Lueg seine natürliche Schlüsselstelle. Der Name Werfen (ältester urkundlicher Nachweis etwa um 1140 Perhtoldus prefectus de Werven)[2] steht wohl zu mittelhochdeutschwerve „Wirbel, Strudel“.[3]
Das Wort bezeichnete ursprünglich wohl den ganzen Talraum: Um 1075 entstand hier die Pfarre St. Cyriak als Mutterpfarre des Pongau (heute Pfarrwerfen) mit dem Pfarrdorf (Dorfwerfen), dem Bauerndorf (Dorf) und dem Talraum Weng (heute Werfenweng) oberhalb, sowie die Burg (Hohenwerfen). Um diesen entstand der Marktort, Werfen ist einer der ältesten Märkte im Salzburger Land. Er wurde schon 1425 mit den Marktprivilegien ausgestattet.[4]
Die weltliche Verwaltung befand ab dem 12. Jahrhundert auf (Hohen-)Werfen, während die kirchliche Verwaltung bei der Pfarrei blieb, daher hat sich der Ortsname auf mehrere Gemeinden verteilt.
Werfen war das ganze spätere Mittelalter und die Neuzeit hindurch Sitz eines salzburgischen Pfleggerichtes (dessen Bezirk wurde erst 2002 aufgelöst). Während der Bauernkriege 1525/26 wurde Werfen kampflos von den Aufständischen eingenommen.
Barbara Koller, Abdeckerin im Raum Werfen und damit Angehörige einer sozial geächteten Gruppe, wurde 1675 in einem Hexenprozess unter dem Verdacht der Zauberei verhaftet und gestand unter Anwendung der Folter eine Hexe zu sein. Sie wurde im August 1675 auf der Richtstätte in Salzburg-Gneis hingerichtet. Ihr Sohn Jakob Koller wurde im Volksmund Schinderjackl genannt.
1731/32 kam es zu einer großen Protestantenvertreibung: Auf Grund ihrer Zugehörigkeit zum protestantischen Glauben wurden 20.000 Menschen per Dekret des Fürstbischofs des Landes verwiesen (Salzburger Exulanten). König Friedrich Wilhelm I. von Preußen wies den Flüchtigen in Ostpreußen neues Land zu. Nach Auflösung des geistlichen Fürstentums Salzburg kam Werfen mit dem größten Teil des salzburgischen Gebiets 1816 zu Österreich.
Am 25. Juli 1928 wurde nach nur einjähriger Bauzeit auf dem 1630 m hohen Rettenbachriedel zum Gedenken an die Vorfahren die Ostpreußenhütte eingeweiht.[6]
Die Festung wurde 1931 durch einen Großbrand teilweise zerstört, dann wieder aufgebaut und am 6. August 1938 der NSDAP übergeben, um unter Karl Springenschmid zur Gauschulungsburg umgewandelt zu werden. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Festung bis 1987 von der österreichischen Bundesgendarmerie als Ausbildungsstätte genützt.
1939 wurde der Ort Konkordiahütte in Tenneck umbenannt.
In den 1960er Jahren wurde die A 10 Tauernautobahn fertiggestellt.
Heute ist Werfen ein bekannter Sommertourismusort.
„Im geteilten Schild oben in Gold die wachsende vorwärtsgekehrte Gestalt eines Pilgers mit rotem Kleide, schwarzem Mantel und ebensolchem barettartigem Hut, in der Rechten einen Pilgerstab haltend, die Linke in die Seite gestützt, unten in Blau ein aufrechter rechtsgewendeter schwarzer Hund.“[4]
Werfen hatte schon 1425 Marktprivilegien und wurde auf den Landtafeln des Erzstiftes mit einem Wappen geführt.[4] Der Pilger ist noch im 19. Jahrhundert explizit als ein Heiliger Rochus genannt, der Hund ist dessen Heiligenattribut (als solches meist ein Brot bringend).[16]
Pfleggerichtsgebäude: ein Bau aus dem 15. Jahrhundert, der 1531 unter Kardinal Matthäus Lang grundlegend aus- und umgebaut wurde. Die historischen Kuenburggewölbe werden als Veranstaltungsräume genutzt.
1969 wurde hier der Münzenschatz von Werfen gefunden, etwa tausend um 1535 vergrabene Gold- und Silbermünzen der frühen Neuzeit. Sie befinden sich heute im Salzburg Museum.[19]
Im Jahr 2010 wurden über achtzig Prozent der Flächen von 39 Nebenerwerbsbauern bearbeitet, vierzehn Prozent von Haupterwerbsbauern, die übrigen Flächen von Gesellschaften oder juristischen Personen. Die größten Arbeitgeber im Produktionssektor waren die Sachgüterherstellung (311 Erwerbstätige), die Bauwirtschaft (136) und der Bergbau (56). Mehr als vierzig Prozent der Beschäftigten im Dienstleistungssektor arbeiteten im Bereich soziale und öffentliche Dienste, gefolgt von Beherbergung und Gastronomie mit fast zwanzig Prozent und dem Handel (Stand 2011).[20][21][22]
Wirtschaftssektor
Anzahl Betriebe
Erwerbstätige
2011
2001
2011
2001
Land- und Forstwirtschaft 1)
68
70
51
65
Produktion
37
34
504
505
Dienstleistung
147
110
518
502
1) Betriebe mit Fläche in den Jahren 2010 und 1999
Berufspendler
Von den 1500 Erwerbstätigen, die 2011 in Werfen lebten, arbeitete knapp ein Drittel im Ort, zwei Drittel pendelten aus. Von den umliegenden Gemeinden kamen 600 Menschen zur Arbeit nach Werfen.[23]
Tourismus
Die Anzahl der Übernachtungen stieg von 35.000 im Jahr 2010 auf 45.000 im Jahr 2019. Der Schwerpunkt des Fremdenverkehrs liegt im Sommer mit jeweils rund 10.000 Übernachtungen in den Monaten Juli und August.[24] Die Eisriesenwelt ist die größte Eishöhle der Welt.
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Elektrizität
Im Jahr 2009 wurde an der Salzach bei Werfen ein weiteres Laufwasserkraftwerk eröffnet. Der Bau kostete circa 63,5 Millionen Euro und beinhaltet eine 350 Meter lange Fischwanderhilfe. Das Kraftwerk wird von Salzburg AG und Verbund AG gemeinsam betrieben und erzeugt jährlich 81.600 MWh Strom.[25]
Verkehr
Eisenbahn: Werfen liegt an der Bahnstrecke von Salzburg nach Schwarzach-St. Veit mit Direktverbindungen nach Salzburg und Graz.[26]
Straße: Durch das Gemeindegebiet verläuft die Tauern Autobahn A10.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Gemeinde
Josef Struber (1773–1845), Schützenhauptmann (später Major) und Gastwirt in Stegenwald; verteidigte 1809 erfolgreich den Pass Lueg gegen die französisch-bayrischen Truppen Napoleons
Ferdinand Sauter (1804–1854), Dichter und Sohn des erzbischöflichen Pflegers von Werfen
↑ abcdeDas Ortsverzeichnis der Statistik Austria gibt 2001 das Dorf Tenneck bei der Ortschaft 14070 Sulzau, entsprechend auch die Einwohnerzahlen Statistik Austria: Bevölkerung am 1.1.2024 nach Ortschaften (Gebietsstand 1.1.2024), (ODS, 500 KB). Das Landesgeoinformationssystem SAGIS gibt 2014 aber die Ortschaft Wimm für die Orte Tenneck und Sulzerberg (Ortschaftspunkt nahe der Abzweigung der Blühnbachstraße von der B 159). Ihre Grenzen entsprechen weitgehend dem Zählsprengel Tenneck. Das ursprüngliche Wimm heißt heute Landl, der Ort Wimm liegt beim Bahnhof Tenneck und hieß früher Loipfar, das alte Sulzau ist heute Obersulzau und gehört weitgehend zu Tenneck, während sich der heutige Ort Sulzau, der ursprünglich Brugg genannt wurde, nördlich gegen den Pass Lueg zu befindet. Die KG Sulzau umfasst die linke, die KG Wimm die rechte Salzachtalseite, letztere wird nach SAGIS komplett zur Ortschaft Scharten gerechnet.
↑Benedikt Pillwein (Hrsg.): Geschichte, Geographie und Statistik des Erzherzogthums Oesterreich ob der Enns und des Herzogthums Salzburg. Mit einem Register, welches zugleich das topographische und genealogische Lexikon ist und der Kreiskarte versehen. Geographisch-historisch-statistisches Detail nach Distrikts-Kommissariaten. 1. Auflage. Fünfter Theil: Der Salzburgerkreis. Joh. Christ. Quandt, Linz 1839, Pfleggericht Werfen: Markt Werfen: Das Wapen des Marktes …, S.474 (Google eBook – Faks. Druckhaus Nonntal, Salzburg 1983). 2. Auflage 1843 (Google Book)
↑Die Kirchen von Pfarrwerfen · Werfen · Werfenweng. Kirchenführer, o. n. A. Kapitel Pfarrkirche zum hl. Jakobus dem Älteren in Werfen. S. 16 ff (werfenweng.gv.at PDF).
↑Martin Hell: Der Topf mit dem Münzenschatz von Werfen. In: Salzburger Museum Carolino Augusteum: Jahresschrift Band 15, 1969, S. 73–77. Helmut Jungwirth: Der Münzfund von Werfen. In: Salzburger Museum Carolino Augusteum Jahresschrift Band 22, 1976, S. 7–41.