Wassili Tschitschagow unternahm als Kapitän der russischen Flotte in den Jahren 1765 und 1766 zwei Expeditionen in die Arktis, die das Ziel hatten, einen Weg über den Nordpol nach Ostasien zu finden. Am 20. Mai 1765 segelte Tschitschagow mit drei Schiffen und 178 Mann Besatzung, darunter mehr als 20 Pomoren, nach den Instruktionen des einen Monat zuvor verstorbenen Michail Wassiljewitsch Lomonossow nach Spitzbergen, wo eine von Michail Stepanowitsch Nemtinow geleitete Vorexpedition im Bellsund bereits eine kleine Siedlung aus zehn Bauernhäusern und einem Badehaus errichtet hatte. Die Eisverhältnisse waren schwierig, so dass Tschitschagows Schiffe sich der Siedlung nur bis auf sieben Kilometer nähern konnten. Am 3. August erreichte das Geschwader im Norden von Spitzbergen eine Breite von 80° 26′ Nord. Kompaktes Eis zwang Tschitschagow zur Umkehr. Am 31. August trafen die Schiffe in Archangelsk ein. In seiner Auffassung, dass eine Schiffsreise über den Nordpol nicht machbar sei, wurde er von Franz Ulrich Theodor Aepinus, Mitglied der Kaiserlich-Russischen Akademie der Wissenschaften, bestärkt. Trotzdem wiederholte Tschitschagow seinen Versuch auf Befehl der Admiralität im darauffolgenden Jahr. Wieder konnte er die Basis im Bellsund zunächst nicht erreichen, wo inzwischen acht der fünfzehn überwinternden Männer am Skorbut gestorben waren. Im Kampf gegen das Eis erreichte Tschitschagow am 28. Juli 1766 80° 30′ Nord und musste dann aufgeben. Auf dem Rückweg nahmen die Schiffe die Männer im Bellsund auf und waren am 21. September wieder in Archangelsk.[1][2]
↑Karl H. Salzmann: Der Kampf um den Nordpol, Teil 1: Von den Anfängen bis zum Jahr 1882 (= Die Kosmos-Bibliothek, Band 200), Stuttgart 1958, S. 36–41
↑Lydia T. Black: Russians in Alaska, 1732–1867. University of Alaska Press, Fairbanks 2004, ISBN 1-889963-04-6, S.84–86 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).