Erstmals urkundlich erwähnt wurde Wangen im Jahr 1155.
Mit der Ansiedlung der ersten Juden im 17. Jahrhundert wurde Wangen eine christlich-jüdische Landgemeinde. Deren erste Synagoge wurde vermutlich im 18. Jahrhundert gebaut, ersetzt durch das 1826 eingeweihte größere Gebäude in unmittelbarer Nähe des Seeufers. Oberhalb des Dorfes legte die jüdische Gemeinde 1827 auch einen eigenen Friedhof an, der 1889 erweitert und 1901 mit einer Mauer umgeben wurde.[2] Im Verlauf der Reichspogromnacht 1938 wurde von der in Radolfzell stationierten SS-Verfügungstruppe III./„Germania“ die 1827 eingeweihte Synagoge von Wangen zerstört. Im Rahmen der Wagner-Bürckel-Aktion wurden am 20. Oktober 1940 alle noch auf der Höri und im Hegau verbliebenen Jüdinnen und Juden von Angehörigen der Radolfzeller SS, lokaler Ordnungspolizei und Konstanzer Gestapo erfasst und in den unbesetzten Teil Frankreichs in das Internierungslager Gurs deportiert.[3]
Die selbstständige Gemeinde Wangen schloss sich 1975 mit Öhningen zur neuen Gemeinde Öhningen zusammen, der auch Schienen beitrat.[4] 1986 erhielt Wangen das Prädikat Anerkannter Fremdenverkehrsort.
In Wangen gab es eine Grundschule, sie wurde 2017 geschlossen.
Wappen
Das Wappen der ehemals selbstständigen Gemeinde Wangen zeigt in geteiltem Schild oben in Gold einen schreitenden roten Leoparden, unten von Silber und Blau [in zwölf Plätzen] geschacht.
Kultur und Tourismus
Im Süden befindet ein großer Campingplatz sich direkt am Seeufer.
Der Fund eines versteinerten Riesensalamanders Andrias scheuchzeri aus Öhningen ging in die Geschichte der Paläontologie ein, weil ihn der Zürcher Stadtarzt Johann Jakob Scheuchzer 1726 als Skelettrest eines in der biblischen Sintflut ertrunkenen Menschen fehldeutete.
Jacob Picard (1883–1967), Dichter des deutschen Landjudentums
Leo Picard (1900–1997), deutsch-israelischer Geologe
Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben oder noch wirken
Hans Godeck (1872–1960), Theaterschauspieler, lebte ab Mitte der 1930er Jahre in Wangen.
Ernst Bacmeister (1874–1971), freier Schriftsteller, Lyriker und Dramatiker, lebte von 1913 bis zu seinem Tod in Wangen.
Eugen Segewitz (1885–1952), Maler, Studium an der Kunstakademie Karlsruhe, lebte von 1920 bis 1930 im Schloss Marbach bei Wangen und ab 1930 bis zu seinem Tode in Wangen.
Hans Leip (1893–1983), Schriftsteller, Dichter (u. a. von Lili Marleen) und Maler, lebte in den 1950er Jahren in Wangen.
Erich Bloch (1897–1994), Jurist, Schriftsteller und Journalist, lebte von 1922 bis 1929 in Wangen
Jean Paul Schmitz (1899–1970), Maler, lebte von 1949 bis zu seinem Tode als einer der „Höri-Maler“ in Wangen.
Hugo Boeschenstein (1900–1983), schweizerisch-deutscher Grafiker, lebte von 1925 bis mindestens 1937 in Wangen und war in der Zeit des Nationalsozialismus aktives Mitglied der NSDAP.
Bruno Epple (1931–2023), Schriftsteller und Maler, lebte in Wangen
Literatur
Herbert Berner (Hg.): Öhningen 1988. Beiträge zur Geschichte von Öhningen, Schienen und Wangen. Singen 1988, ISBN 3-921413-85-0.
Peter Greis: Aus alter Zeit. Öhningen, Schienen, Wangen. Konstanz 1991, ISBN 3-87685-133-5.
Weblinks
Commons: Wangen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
↑Vgl. hierzu Manfred Bosch: „Hitler war weg und wir waren da“ - Manfred Bosch im Gespräch mit Hannelore König. In: Hegau-Geschichtsverein e. V. (Hrsg.): Hegau. Zeitschrift für Geschichte, Volkskunde und Naturgeschichte des Gebietes zwischen Rhein, Donau und Bodensee, Bd. 64, Singen, 2007, S. 239–310.