Waltzing Matilda ist Australiens bekanntestes Volkslied und wurde oft als offizielle Nationalhymne vorgeschlagen. Der Text wurde im Jahre 1895 vom australischen Dichter Banjo Paterson geschrieben, der sich in Australien aufgrund seiner zahlreichen anderen Gedichte großer Beliebtheit erfreut. Er wurde von Christina Macpherson auf der Grundlage der Melodie des schottischen Liedes Thou Bonnie Wood of Craigielea vertont, das 1818 von James Barr komponiert wurde.
Das Lied erzählt die Geschichte eines Swagman (Wanderarbeiter, Landstreicher), der an einem Billabong (einem Wasserloch im australischen Outback) unter einem Eukalyptusbaum (Coolibah) sein Lager aufgeschlagen hat. Er fängt einen herumstreunenden, aber nicht herrenlosen Jumbuck (widerspenstiger, schwer zu scherender Widder), um ihn zu schlachten. Als der Eigentümer des Schafbocks in Begleitung von drei Polizisten erscheint, ertränkt er sich lieber selbst, als seine Freiheit durch eine Festnahme zu verlieren.
Die Geschichte nimmt vermutlich Bezug auf einen Vorfall während des Schafscherer-Streiks im Jahre 1894. Heute ist es in Australien weitestgehend akzeptiert, dass Waltzing Matilda auf folgendes Ereignis zurückgeht: Im September 1894 kam es während des zweiten Schafscherer-Streiks, der dem Schafscherer-Streik von 1891 folgte, auf der Schafzüchterstation Dagworth im Norden von Winton zu einem Zwischenfall. Streikende Schafscherer zündeten den Schafscherer-Schuppen dieser Station an und feuerten auch mit Handfeuerwaffen und Gewehren in die Luft. Durch den Brand des Schuppens starben zahlreiche Schafe. Der Eigentümer der Schafzuchtstation und drei Polizisten lasteten die Tat Samuel Hoffmeister, genannt Frenchy, an. Dieser beging daraufhin Suizid am Combo-Wasserloch.
Waltzing Matilda hat nichts mit Walzertanzen zu tun. Vielmehr geht das Wort Waltzing auf das deutsche Wort Walz zurück, und Matilda ist eine Bezeichnung für den Tucker bag, den im 19. Jahrhundert in Australien üblichen Umhängebeutel mit allen lebenswichtigen Utensilien der Tramps im australischen Outback. Zum anderen mag, da das Lied bereits auf einen Swagman oder Wanderarbeiter und auf die Walz Bezug nimmt, die Bedeutung, die das Rotwelsch der deutschsprachigen Wandergesellen dem Wort Matilda gibt (Landstraße, Straße, Weg einerseits und andererseits eine Personifizierung der Walz selbst), gemeint sein.
Für kurze Zeit war das Lied Waltzing Matilda neben Advance Australia Fair, komponiert von Peter McCormick, als Nationalhymne anerkannt und wurde so bei den Olympischen Spielen 1976 in Montreal verwendet. Nach einer Volksabstimmung 1977 wurde Advance Australia Fair als alleinige Nationalhymne auserkoren. Trotzdem singen viele Australier auch Waltzing Matilda nach wie vor mit großer Hingabe.
In Winton, Queensland existiert ein Museum eigens für Waltzing Matilda, das Waltzing Matilda Centre.
Andere Versionen und ähnliche Lieder
Der Komponist Ernest Gold verarbeitete Waltzing Matilda 1959 in instrumentaler Form für seine Filmmusik zu Stanley KramersDas letzte Ufer und machte die australische Volksweise auf diese Weise international bekannt.
Der US-Sänger Tom Waits hat das Lied mit eigenen Texten und neuen Melodielinien in Tom Traubert’s Blues (Four Sheets To The Wind In Kopenhagen) kombiniert. In diesem Song aus dem Jahre 1976, der 1992 von Rod Stewart gecovert wurde, hat der Refrain Waltzing Matilda allerdings eine andere Bedeutung als im Original – es geht um die resignative Auseinandersetzung mit Alkoholabhängigkeit. Eine deutschsprachige Fassung dieser Version wurde vom österreichischen Liedermacher Wolfgang Ambros veröffentlicht.
Der Kölner KabarettistJürgen Becker schuf 1995 eine kölsche Version: Funkemarieche. In dieser Fassung – zu hören auf der CD Jürgen Becker darf nicht singen – schildert ein junger Mann die Liebe zu einem Mädchen, das als Tanzmariechen in einem Karnevalsverein für ihn trotz aller Anstrengungen unerreichbar bleibt.
Liedtext
Ein offizieller Liedtext zu Waltzing Matilda existiert nicht und kleinere Variationen können in verschiedenen weiteren Quellen gefunden werden. Die untere Version stellt die berühmte Variation „You’ll never take me alive said he“ dar. Sie wurde von der Firma Billy Tea[1] erstmals vorgestellt, da sich Patersons Originaltext direkt auf das drowning (Ertrinken) bezog, was die Teefirma als zu negativ empfand.
Once a jolly swagman camped by a billabong,
Under the shade of a coolibah tree,
And he sang as he watched and waited till his billy boiled,
You’ll come a-Waltzing Matilda with me.
Waltzing Matilda, Waltzing Matilda,
You’ll come a-Waltzing Matilda with me,
And he sang as he watched and waited till his billy boiled,
You’ll come a-Waltzing Matilda with me.
Down came a jumbuck to drink at the billabong,
Up jumped the swagman and grabbed him with glee,
And he sang as he stowed that jumbuck in his tucker bag,
You’ll come a-Waltzing Matilda with me.
Waltzing Matilda, Waltzing Matilda
You’ll come a-Waltzing Matilda with me
And he sang as he stowed that jumbuck in his tucker bag,
You’ll come a-Waltzing Matilda with me.
Up came the squatter mounted on his thoroughbred,
Up came the troopers, one, two, three,
Where’s that jolly jumbuck you’ve got in your tucker bag?
You’ll come a-Waltzing Matilda with me.
Waltzing Matilda, Waltzing Matilda,
You’ll come a-Waltzing Matilda with me
Where’s that jolly jumbuck you’ve got in your tucker bag?
You’ll come a-Waltzing Matilda with me.
Up jumped the swagman and sprang into the billabong,
You’ll never take me alive, said he,
And his ghost may be heard as you pass by that billabong,
You’ll come a-Waltzing Matilda with me.
Waltzing Matilda, Waltzing Matilda,
You’ll come a-Waltzing Matilda with me,
And his ghost may be heard as you pass by that billabong,
You’ll come a-Waltzing Matilda with me.
Einst ein alter Wanderbursch sass bei einem Wasserloch,
Unter dem Schatten eines Coolibabaums.
Und er sang, als er saß, und wartete bis der Kessel kocht,
Du kommst ’mal tanzen Matilda mit mir!
Tanzen Matilda, tanzen Matilda,
Du kommst ’mal tanzen Matilda mit mir!
Plötzlich kam ein Schäfchen, wollt’ trinken von dem Wasserloch,
Auf sprang der Wanderbursch und fast es mit Freud,
Und er lacht, als er steckt das Schäfchen in sein Rucksack ‘rein,
Du kommst ’mal tanzen Matilda mit mir!
Tanzen Matilda, tanzen Matilda,
Du kommst `mal tanzen Matilda mit mir!
Nun kam ein Farmer, der ritt auf seinem hohen Pferd.
Auch Polizisten – eins, zwei, drei,
Wem gehört das Schaferl, das du da im Rucksack hast?
Du kommst `mal tanzen Matilda mit mir!
Tanzen Matilda, tanzen Matilda,
Du kommst ’mal tanzen Matilda mit mir!
Auf sprang der Wanderbursch, warf sich in das Wasserloch,
Lebend fast ihr mich nicht! schrie er.
Und seinen Geist hört man immer noch beim Wasserloch,
Du kommst ’mal tanzen Matilda mit mir!
Tanzen Matilda, tanzen Matilda,
Du kommst ’mal tanzen Matilda mit mir![4]
↑Christina Macpherson/Marie Cowan (Musik), Andrew Barton Paterson (Text), Waltzing Matilda. Sänger: Peter Dawson, Arrangement: Thomas Wood. London, 3. März 1938.
↑Übersetzungshilfe: swag – Schlafrolle, bestehend aus Wolldecke und Segeltuchplane; swagman – Wanderarbeiter; Matilda – Name seines Bündels; Waltzing Matilda – auf der Walz, auf Wanderschaft sein; billabong – Wasserloch, toter Flussarm; billy – Teekessel; tucker bag – Proviantbeutel; jumbuck – Schaf; squatter – Viehzüchter; trooper – Polizist; thoroughbred – Vollblut (Pferd)