1953 wechselte Walter Womacka an die Kunsthochschule Berlin-Weißensee, wo er zunächst als Assistent und ab 1963 als Leiter der Abteilung Malerei arbeitete. Zu seinen heute bekanntesten Studenten gehörte Georg Baselitz.[1] 1965 wurde er zum Professor ernannt. 1968 löste er Fritz Dähn als Rektor der Hochschule ab und blieb dies bis 1988. Von 1959 bis 1988 war er der Vizepräsident des Verbandes Bildender Künstler der DDR. Er war Mitglied der SED und wurde von Staats- und Parteichef Walter Ulbricht maßgeblich gefördert. 1968 wurde Womacka Ordentliches Mitglied der Akademie der Künste der DDR. Aufgrund seiner zahlreichen architekturgebundenen Arbeiten im öffentlichen Raum, der Präsenz seiner Arbeiten in Schulbüchern und in Form von Reproduktionen zählt Walter Womacka bis heute zu den bekannten Malern der DDR. Von 1969 bis 1971 war Womacka Mitglied der Bezirksleitung der SED in Berlin.
Womacka galt wegen seiner systemkonformen Arbeiten als Staatskünstler.[2] Im Jahr 1968 begrüßte er in einem Zeitungsartikel ausdrücklich den Einmarsch der Warschauer-Vertrags-Staaten in die ČSSR und somit die Niederschlagung des Prager Frühlings.[3][4] Während seiner Rektorentätigkeit an der Kunsthochschule Weißensee wurden mindestens 40 Studenten aus politischen Gründen exmatrikuliert.[5] Die Berliner Mauer rechtfertigte er noch kurz vor seinem Tod in seiner Autobiographie mit den Worten: Diese Mauer war häßlich, aber notwendig. Und sie sorgte auf ihre Weise mit dafür, daß Frieden war.[6]
Womacka war mit Hanni Womacka (1923–2021) verheiratet.
Womacka (rechts) und seine Frau Hanni mit Ausstellungsbesuchern vor seinem Bild Junge Genossenschaftsbäuerin (1960)
Für das Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten der DDR (1967) schuf er drei großformatige Wandbilder, die beim Abriss des Gebäudes 1995/96 vernichtet wurden. Gleiches drohte seinem Wandbild Der Mensch, das Maß aller Dinge (1968) am Ministerium für Bauwesen. Der Bund als Eigentümer wollte das Wandbild mit dem Gebäude abreißen. Am Ende einer öffentlichen Diskussion übernahm die Wohnungsbaugesellschaft Berlin-Mitte das Wandbild 2010, restaurierte es und brachte es im Oktober 2013 an einem anderen Ort neu an.
Nach 1990 beschäftigte sich Womacka neben Stillleben- und Landschaftsmalerei[8] mit Themen der heutigen (Wegwerf-)Gesellschaft und der angeblich freiheitsbringenden Rolle der USA. Für die 1991 gegründete und zeitweise vom Verfassungsschutz beobachtete[9]Gesellschaft zum Schutz von Bürgerrecht und Menschenwürde entwarf er das Logo. 2007 wurde der Freundeskreis Walter Womacka gegründet, der seit 2017 von Gerd Schulz geleitet wird. Der Vereinssitz wurde nach Kölpinsee/Loddin verlegt, wo Schulz als Geschäftsführer des Strandhotels Seerose tätig ist.[10][11]
Eine Dauerausstellung Womackas Bilder ist in seinem Hotel in Loddin zu sehen, darunter das bekannte Bild „Am Strand“.[12]
Womacka hinterließ keine eigenen Kinder. Tochter Uta, deren Vater im Zweiten Weltkrieg gefallen war, hatte seine Frau Hanni mit in die Ehe gebracht.[13] Das Ehepaar lebte in Berlin-Mitte und in Loddin auf Usedom.
Malerei
Am Strand. 1962, Öl, meistverkaufte Gemäldereproduktion der DDR, als Briefmarke erschienen, wie auch:
1968, Berlin-Mitte, Wandbild Emaille auf Kupfer Der Mensch, das Maß aller Dinge; am ehemaligen Ministerium für Bauwesen der DDR, Breite Straße, inzwischen zurückgebaut und seit Herbst 2013 an einem sanierten Plattenbau an der Friedrichsgracht angebracht
1970, Magdeburg, Wandbild, Email auf Kupfer, Sonne und Tauben auf der Karl-Marx-Straße – ehem. „Marietta-Block“ (2001 zurückgebaut und heute in Privatbesitz)
1973 Oberhof, Wandgestaltung Die vier Jahreszeiten Emaille auf Kupfer am Hotel Rennsteig (Das Hotel wurde 2001 abgerissen – Bild gesichert und seither im Eigentum einer Landesgesellschaft in Thüringen)
1958: Ein Bild aus 100.000 Steinen (Dokumentation der Arbeiten zum Mosaik im Rathaus Eisenhüttenstadt, DEFA')
1984: Ein Fest für die Augen (Dokumentation zum Schaffen, Fernsehen der DDR)
2003: Farbe bekennen – der Maler Walter Womacka (Ein Film von Sabine Skupin, MDR)
Literatur
Ulrich Kuhirt: Schmuck und Aussage zugleich. Über das Wandbild Walter Womackas am Haus des Lehrers Berlin. In. Bildende Kunst, Berlin, 10/1964, S. 510–517
Gerhard Pommeranz-Liedtke: Maler und Werk – Womacka. Verlag der Kunst, Dresden 1970.
Wolfgang Hütt: Walter Womacka. Verlag der Kunst, Dresden 1980.
Walter Womacka zum 60. Geburtstag, Staatliche Museen zu Berlin, Hauptstadt der DDR, Henschel Verlag Kunst und Gesellschaft, Berlin 1985.
Schichtwechsel – Kunst aus 40 Jahren DDR / Katalog: Eine Ausstellung des Kunstarchivs Beeskow mit einem Beitrag von Dr. Herbert Schirmer. 2010 bis 2013.
Luise Helas: Walter Womacka. Sein Beitrag zur architekturbezogenen Kunst in der DDR. In: Luise Helas, Wilma Rambow, Felix Rössl: Kunstvolle Oberflächen des Sozialismus: Wandbilder und Betonformsteine = Forschungen zum baukulturellen Erbe der DDR Bd. 3. Bauhaus-Universitätsverlag, Weimar 2014, S. 19–101, ISBN 978-3-95773-171-5.
Martin Maleschka: Baubezogene Kunst DDR – Kunst im öffentlichen Raum 1950 bis 1990. 1. Auflage. Berlin 2019, ISBN 978-3-86922-581-4
↑Erika Rödiger-Diruf (Hrsg.): Die Malerei ist tot, es lebe die Malerei: 150 Jahre Kunstakademie Karlsruhe. Lindemanns Bibliothek, 2004, ISBN 3-88190-364-X, S. 75.
↑Monika Zimmermann: Was macht eigentlich--?: 100 DDR-Prominente heute. Ch. Links Verlag, 1994, ISBN 3-86153-064-3, S. 295 ff.
↑Hannelore Offner, Klaus Schroeder: Eingegrenzt – Ausgegrenzt. Akademie-Verlag, 2000, S. 640.
↑W. Womacka: Farbe Bekennen. Erinnerungen. Berlin 2004, S. 262.
↑Walter Womacka: Farbe bekennen, Verlag Das Neue Berlin, 2. Auflage, ISBN 3-360-01257-7, S. 239 ff.
↑Axel Hecht: Genosse Künstler: Mit seinen fröhlich-bunten Agitationsbildern wurde Walter Womacka zum ersten Staatskünstler der DDR. In: Art – Das Kunstmagazin. Heft 12/2008, S. 74 ff, ISSN0173-2781.