Der Name Wadjis ist vielleicht in einer Felsinschrift im Schatt er-Rigal (südlich von Edfu) belegt und weist eine ungewöhnliche Schreibweise seines Horusnamens auf: Neben dem herkömmlichen Symbol einer Schlange erscheint im Serech ein Papyrusstängel-Zeichen (M13).
Die Inschrift wurde zunächst von dem ÄgyptologenFlinders Petrie kopiert.[4]Georges Legrain besprach die Inschrift nochmals in: Annales du service des antiquités de l'Égypte[5] und legte eine leicht veränderte Kopie vor, die vor allem den Horusfalken mit Krone zeigt.
Jürgen von Beckerath, der die Inschrift ebenfalls Wadji zuordnet, ist jedoch der Überzeugung, dass die Inschrift erst lange nach dem Tod des Herrschers angebracht wurde.[6]
Familie
Verheiratet war der Regent mit Königin Meritneith. Da diese unmittelbar nach Wadjis Tod selbst den Thron bestieg, nehmen Ägyptologen an, dass sie erst kurz vor Wadjis Tod „Königliche Gemahlin“ geworden war und die vorherige Gattin des Wadji, Königin Herneith, verdrängt hatte.[7] Als ein möglicher Sohn des Wadji wird sein Thronnachfolger Den angesehen.
Regierung
Wadji regierte etwa 10 Jahre und zwei Monate.[9] Aus einem Kalendereintrag geht Djers Todesdatum vom 7. Peret III hervor. Die Regierungszeit seines Nachfolgers Wadji begann am 22. Peret IV. Da auf dem Annalenstein ansonsten bei einem Regierungswechsel innerhalb des Kalenderjahres die Regierungszeiten zweier Könige 365 Tage ergeben, bleiben die Gründe für die Differenz von 45 Tagen[10] unklar. In den Pyramidentexten des Alten Reiches wird eine Einbalsamierungsdauer von 70 Tagen genannt, die jedoch bei nur 45 Tagen Regierungszeitdifferenz nicht für eine Mumifizierung eingehalten werden konnte. Siegfried Schott vermutet deshalb ein Interregnum von 1 Jahr, 1 Monat und 15 Tagen. Daneben bleibt die Frage, ob bereits der altägyptische Kalender mit dem zugehörigen Wandeljahr in Gebrauch war oder ob sich die Datierungen auf den ebenfalls 365 Tage umfassenden Sothis-Kalender beziehen.[11]
Funde von Gefäßfragmenten und Tonsiegeln belegen einen regen und erfolgreichen Handel mit Syrien und Palästina. In Gräbern bei Tarchan und Sakkara aus Wadjis Regierungszeit wurde Keramik aus Palästina entdeckt.[7] Als ältester Beleg der ägyptischen Himmelsvorstellungen gilt der „Elfenbeinkamm des Wadji“ aus seinem Grab. Neben der Darstellung des Horusnamens weist er eine geflügelte Barke auf, deren Vogelschwingen unter dem Bug ausgebreitet sind. Das Zentrum der Vogelschwingen ist herausgekratzt. Bekanntheit erlangte Wadji aber in erster Linie durch seine Grabstele aus Abydos.[7] Diese wurde um 1904 von Émile Amélineau ausgegraben, heute befindet sich das Exponat im Louvre. Wie lange Hor Wadji tatsächlich regiert hat, ist unbekannt. Da auf Elfenbeinetiketten bislang nur ein Sokar-Fest überliefert ist, wird seine Regierungsdauer auf sechs bis zehn Jahre geschätzt.
Tonsiegel des Beamten Amka belegen, dass er während der Regierungszeit des Wadji sein Amt als königlicher Verwalter angetreten haben musste, da Amka bereits in der Regierungszeit von Djer an der Verwaltung der Domäne „Hor-sechenti-dju“ beteiligt war. Den unter Djer erhaltenen Titel „Heri-nechenu“ führte Amka unter Wadji weiter. In den frühen Jahren des Nachfolgekönigs Den verstarb Amka, nachdem er am Ende seiner Karriere mit Regionalaufgaben im westlichen Nildelta betraut worden war.[12] Weitere hohe Beamte unter dem Herrscher waren Sedjesechemka und Setka.
Es sind nur zwei Jahrestäfelchen des Herrschers bekannt. Eines von ihnen ist in zwei Exemplaren erhalten. Die Lesung der Ereignisse darauf ist hochgradig problematisch. Helck übersetzt: „Jahr der Planung des Kellers (?) der Doppelanlage, Geburt der Lotusknospenzeichen, Stehen im Kronenschrein der beiden Herrinnen“.[13] Ein weiteres Jahrestäfelchen nennt einen Sieg, die Herstellung („Geburt“) einer Statue (weggebrochen) und vielleicht die Gründung einer Festung.[14] Bei Masra Alam in Unternubien fand sich die kurze Inschrift: „Hemka“ (unter) „Wadji“, die die Anwesenheit eines Beamten dieses Königs belegt.[15]
Das Grab
Das Grab des Wadji befindet sich in Abydos unter der Bezeichnung Tomb Z.[16] Es handelt sich um eine Lehmziegelgrube von 11,94 × 9,30 m, an 3 Seiten mit insgesamt 19 Vorratskammern versehen. Zu diesem Grab gehörte auch ein großer Talbezirk.[17]
Ein weiteres Grab aus der Zeit des Wadji entdeckte man in Sakkara (Nr. 3504) im Palastfassadenstil, mit 300 eingelassenen Stierköpfen aus Ton mit echten Hörnern.[18] Einige Ägyptologen vermuten in diesem Grab die Ruhestätte des Würdenträgers Sedjesechemka.[19] In Gizeh fand sich eine weitere große Mastaba, die in seine Regierungszeit datiert.[20]
Literatur
Jürgen von Beckerath: Handbuch der Ägyptischen Königsnamen (= Münchner ägyptologische Studien. (MÄS) Heft 20). Deutscher Kunstverlag, München 1984, ISBN 3-422-00832-2.
I. E. S. Edwards: The early Dynastic Period in Egypt. University Press, Cambridge 1964.
Walter B. Emery: Ägypten, Geschichte und Kultur der Frühzeit, 3200–2800 v. Chr. Goldmann, München 1964.
Gérard Godron: Études sur l'Horus Den et quelques problèmes de l'Égypte archaïque (= Cahiers d'orientalisme. Band 19). P. Cramer, Genève 1990.
Wolfgang Helck: Untersuchungen zur Thinitenzeit (= Ägyptologische Abhandlungen. (ÄA) Band 45). Harrassowitz, Wiesbaden 1987, ISBN 3-447-02677-4.
Jochem Kahl: Inscriptional Evidence for the Relative Chronology of Dyn. 0–2. In: Erik Hornung, Rolf Krauss, David A. Warburton (Hrsg.): Ancient Egyptian Chronology (= Handbook of Oriental studies. Section One. The Near and Middle East. Band 83). Brill, Leiden / Boston 2006, ISBN 90-04-11385-1, S. 94–115 (Online).
Peter Kaplony: Inschriften der ägyptischen Frühzeit. Harrassowitz, Wiesbaden 1963, ISBN 3-447-00052-X.
↑Manetho hat „Ouenephes“ vom griechischen Begriff ΟννωΦρις abgeleitet, der als Synonym für das Osirisgrab steht.
Einzelnachweise
↑Nach einer Felsinschrift nahe Edfu-Süd; vergl. Georges Legrain: Annales du service des antiquités de l'Égypte. Le Service, Caire 1900, S. 221; Abbildung 7 (online).
↑Alan H. Gardiner: The royal canon of Turin. Griffith Institute, Oxford 1997, ISBN 0-900416-48-3, Bildtafel 1.
↑Jahreszahlen nach Schneider: Lexikon der Pharaonen. Düsseldorf 2002.
↑Georges Legrain: Annales du service des antiquités de l'Égypte. Le Service, Caire 1900, S. 221, Abbildung 7 (online).
↑Jürgen von Beckerath: Handbuch der ägyptischen Königsnamen. München 1984, S. 38, Anmerkung 7.
↑ abcToby A. H. Wilkinson: Early Dynastic Egypt – Strategy, Security and Society. London 1999, S. 73–75.
↑Peter Kaplony: New fragments from Tomb Z at Abydos. In: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Abteilung Kairo. (MDAIK) Band 56, Ausgabe 2000, S. 10.
↑Wolfgang Helck: Untersuchungen zur Thinitenzeit. Wiesbaden 1987, S. 124.
↑Siegfried Schott: Altägyptische Festdaten. Verlag der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz 1950, S. 54.
↑Toby A. H. Wilkinson: Early Dynastic Egypt – Strategy, Society and Security. London 1999, S. 146.
↑W. Helck: Untersuchungen zur Thinitenzeit. Wiesbaden 1987, S. 155–156.
↑Günter Dreyer, Rita Hartmann, Ulrich Hartung u. a.: Nachuntersuchungen im frühzeitlichen Königsfriedhof: 13./14./15. Vorbericht. In: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Abteilung Kairo. (MDAIK) Band 59, Mainz 2003, S. 93, Tafel 18f
↑Fritz Hintze, Miroslav Verner, Zbyněk Žába: The Rock Inscriptions of Lower Nubia (= Publications / Czechoslovak institute of egyptology in Prague and in Cairo, Charles university of Prague. Band 1). Charles university, Prag 1974, S. 239–41, Nr. A30.
↑W. M. Flinders Petrie, with chapters by Alan Gardiner, Hilda Petrie, M. A. Murray: Tombs of the Courtiers and Oxyrhinkhos. In: British School of Archaeology in Egypt. (BSAE) Band XXVIII (28), London 1925, Tafel XVII (17).
↑Walter B. Emery: The Great Tombs of the First Dynasty. Band II, London 1954, S. 5–127.
↑Toby A. H. Wilkinson: Early Dynastic Egypt – Strategy, Security and Society. London 1999, S. 146–147.
↑W. M. Flinders Petrie: Gizeh and Rifeh (= Publications of British School of Archaeology in Egypt.). School of Archaeology, London 1907, S. 2–7, Tafel. VI.