Wadalit ist durchsichtig bis durchscheinend und entwickelt nur kleine, glasglänzende, dunkelgraue bis schwarze oder farblose bis limonengelbe Kristalle von bis zu einem mm Größe. Die Kristallform wird dominiert vom Triakistetraeder {211}.[5][6][8][9]
Seit Beginn des 20. Jahrhunderts ist ein kubisches Calciumaluminat bekannt, für das damals die Zusammensetzung 5CaO·3Al2O3 angegeben wurde.[10] Da Calciumaluminate wichtige Verbindungen von Zementklinkern sind, wurden sie seither intensiv untersucht.
Die Struktur dieser Verbindung wurde 1936 von W. Büssem und A. Eitel am Kaiser-Wilhelm-Institut für Silikatforschung in Berlin-Dahlem aufgeklärt. Im Zuge der Strukturaufklärung korrigierten sie die Zusammensetzung zu 12CaO·7Al2O3.[11]
Das synthetische Äquivalent von Wadalit, ein Chlorosilikat mit der von Büssem und Eitel bestimmten Struktur des 12CaO·7Al2O3, wurde 1988 beschrieben,[12] bevor Tsukimura und Mitarbeiter fünf Jahre später das Mineral Wadalit in einem Skarn-Xenolithen eines Andesit bei Tadano nahe Kōriyama in der Präfektur Fukushima, Japan entdeckten. Sie beschrieben die Struktur in Analogie zur Granatstruktur und Wadalit wurde daher lange der Granatgruppe zugeordnet.[5] Benannt wurde Wadalit nach den japanischen Mineralogen Tsunashirō Wada, den ersten Generaldirektor des Geological Survey of Japan, der sich um die moderne Mineralogie in Japan verdient gemacht hatte.[13]
Glasser hob 1995 noch einmal die Unterschiede der Strukturen von Wadalit und Granat hervor[7] und aktuelle Klassifikationen ordnen Granat und Wadalit in unterschiedliche Mineralgruppen ein.
In den folgenden Jahren wurden weitere Minerale mit der Struktur von Mayenit gefunden und die Gruppen- und Mineraldefinitionen von E. V. Galuskina und Mitarbeitern überarbeitet.[14][3]
Klassifikation
Die strukturelle Klassifikation der International Mineralogical Association (IMA) zählt den Wadalit zur Mayenit-Supergruppe, wo er zusammen mit Adrianit und seinem Fe3+-Analog Eltyubyuit die Wadalitgruppe mit mehr als 4 Cl und 2 Si pro Formeleinheit bildet.[3]
Die von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Wadalit ebenfalls in die Abteilung der „Inselsilikate (Nesosilikate)“ ein. Diese ist weiter unterteilt nach der möglichen Anwesenheit weiterer Anionen und der Koordination der beteiligten Kationen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Inselsilikate ohne zusätzliche Anionen; Kationen in oktaedrischer [6]er- und gewöhnlich größerer Koordination“ zu finden ist, wo es zusammen mit Almandin, Andradit, Calderit, Goldmanit, Grossular, Henritermierit, Hibschit, Holtstamit, Katoit, Kimzeyit, Knorringit, Majorit, Momoiit, Morimotoit, Pyrop, Schorlomit, Spessartin, und Uwarowit sowie den inzwischen diskreditierten Mineralen Blythit, Hydroandradit und Skiagit die „Granatgruppe“ mit der System-Nr. 9.AD.25 bildet.[15]
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Wadalit in die in die Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort in die Abteilung der „Inselsilikatminerale“ ein. Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 51.04.05 innerhalb der Unterabteilung „Inselsilikate: SiO4-Gruppen nur mit Kationen in [6] und >[6]-Koordination“ zu finden.
Chemismus
Wadalit mit der Endgliedzusammensetzung[X]Ca12[T](Al103+Si4)O32[W]Cl6 ist das Silicium-Chlor-Analog von Chlormayenit ([X]Ca12[T]Al143+O32[W][Cl2□4]), wobei [X], [T] und [W] die Positionen in der Mayenitstruktur sind.[3]
Die empirische Zusammensetzung der sektorzonierten Kristalle aus der Typlokalität unterscheidet sich leicht in den Sektoren:[9]
Die Fe3+-Gehalte werden der Beimischung von Eltyubyuit entsprechend der Austauschreaktion[8][16][3][9]
[T]Al3+ = [T]Fe3+ (Eltyubyuit)
zugeschrieben und die Magnesiumgehalte zusammen mit dem Überschuss an Silizium (Si) beruhen auf einer Mischkristallbildung mit dem Mg-Si-Analog Adrianit ([X]Ca12[T](Mg52+Si4+9)O32[W]Cl-6) entsprechend der Austauschreaktion[8][3]
2[T]Al3+ = [T]Mg2+ + [T]Si4+
Ein Mischkristall mit einem hohen Adrianit-Anteil ([X]Ca12[T](Al3+4Mg32+Si4+7)O32[W]Cl-6) wurde im Allende-Meteoriten nachgewiesen.[17][18]
Die Struktur ist die von Chlormayenit. Aluminium (Al3+) und Silicium (Si4+) besetzen die tetraedrisch von 4 Sauerstoffionen umgebenen Z-Positionen. Sie bilden ein Tetraedergerüst, das miteinander verbundene Käfige umschließt. Jeder dieser Käfige ist mit zwei Calcium (Ca2+)-Ionen besetzt, die von 6 Sauerstoffen unregelmäßig umgeben sind.[11] In ihrem Zentrum zwischen den Calciumionen enthalten die Käfige ein Chlorion (Cl-).[5][3]
Bildung und Fundorte
Wadalit bildet sich kontaktmetamorph in Skarnen bei niedrigen Druck und hohen Temperaturen bei der Umwandlung von Calcium-Aluminium-Silikaten durch ein chlorreiches Fluid. Weitere Vorkommen sind Kalksilikatklinker aus abgebrannten Kohlehalden und Calcium-Aluminium-Einschlüsse in Chondriten.
Skarne
Die Typlokalität von Wadalit ist ein kontaktmetamorpher Skarneinschluss (Xenolith) aus einem Andesit bei Tadano nahe Kōriyama in der Präfektur Fukushima, Japan.[5] Wadalit findet sich hier zusammen mit Wollastonit, Calcit, Katoit, Andradit, Thaumasit, Tobermorit und Xonotlit im Randberaich der Xenolithe, an der Grenze zum Kerns aus nominell wasserfreien Mineralen (Wollastonit, Grossular, Andradit, Gehlenit und Hydroxylapatit–Hydroxylellestadit-Mischkristallen). Wadalit bildete sich hier bei der Reaktion von Gehlenit mit einem chlorreichen Fluid. Die Sektorzonierung deutet auf schnelles Kristallwachstum fern eines chemischen Gleichgewichtes hin. Retrograd wurde Wadalit vom Rand her und entlang von Rissen in Katoit umgewandelt.[9]
In der La Negra Mine nahe Maconi bei Cadereyta im Bundesstaat Querétaro, Mexiko tritt Wadalit im Kontaktbereich eines Diorits mit Kalkstein zusammen mit Spurrit und Rustumit auf und wurde teilweise in Hydrogrossular umgewandelt.[6]
In der abgebrannten Abraumhalde der Baturinskaya-Vostochnaya-1-2 Mine wurden Chlormayenit-Wadalit-Mischkristalle in körnigen Aggregaten aus Fluorellestadit und Cuspidin nachgewiesen.[22]
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