Die Volkenstorfer (Volkerstorfer, Volkersdorfer) waren eines der ältesten und edelfreienAdelsgeschlechterOberösterreichs. Ihr Stammgebiet war das Landgericht zwischen den Flüssen Enns und Traun. Im 12. Jahrhundert wurden sie in die Ministeriale der steirischen Markgrafen. Sie waren in der Folge mit dem Erbfähnrichsamt des Hauses Österreich belehnt.[1]
1120 tritt ein Durinc als gemeinsamer Ahnherr der Gleinker und der Volkenstorfer in Erscheinung. Als erster der Volkenstorfer erscheint Arnhalm I. als Zeuge in einer Schenkungsurkunde der Otakare von Steyr. Dieser Volkenstorfer gründete um 1120 das Kloster Gleink[2] und verlegte seine Burg in die Gegend des heutigen Volkersdorf. Sein Sohn Arnhalm II. ist 1151 in einem Tauschvertrag von Bischof Konrad von Passau und den Klöstern Gleink und Stift Seitenstetten als Zeuge erwähnt. Sein Sohn Otto I. wird zwischen 1170 und 1192 in zahlreichen Urkunden des Markgrafen Otakar IV. von Steyr und des Herzogs Leopold genannt.
In der vierten nachweisbaren Generation spaltete sich mit Herbort (um 1200) die Nebenlinie der Wolfgerstorfer ab. Ende des 13. Jahrhunderts teilte sich das Geschlecht in drei Linien, von denen eine zu Kreuzen, eine zu Neuhofen-Gschwendt und die dritte zu Volkersdorf residierte. Die Neuhofener Linie ging um 1349 mit Heinrich III. von Volkenstorf zu Ende, wobei der Besitz von Neuhofen und Gschwendt an Otto IV. von Kreuzen überging. Die Kreuzner Linie starb 1478 mit Hadmar IV. von Volkenstorf aus.
Die Stammlinie in Volkersdorf starb im Mannesstamm 1616 mit Wolf Wilhelm II. von Volkenstorf aus.[1] Letzterer war bekennender Protestant, er war auch von 1610 bis zu seinem Lebensende Landeshauptmann ob der Enns. Zwar hatte er versucht, sein Wappen und seine Besitzungen an die ältesten Söhne seiner Töchter weiterzugeben, aber keine von diesen bekam einen Sohn. Besitznachfolger wurden zuerst die Herren von Gera. Da auch diese Protestanten waren, die von ihrem Bekenntnis nicht Abstand nehmen wollten, wurden sie 1621 nach der Besitzergreifung von Österreich ob der Enns durch Herzog Maximilian von Bayern verhaftet und mussten nach ihrer Begnadigung zuerst nach Regensburg und dann nach Nürnberg emigrieren. Katharina von Volkenstorf hat dann 1629 im Einverständnis mit ihren Töchtern die Herrschaften Volkenstorf mit Stein und Weißenberg an Graf Werner t‘Serklaes von Tilly verkauft. Letzterer ließ die Burg Volkenstorf abbrechen und nahe der ehemaligen Burgstelle das Schloss Tillysburg erbauen.
Wappen
Blasonierung: Der Schild ist mit Hermelinfell bezogen.[3] Auf dem Helm mit schwarz-silbernen (oder rot-silbernen) Helmdecken zwei ebenso bezogene Büffelhörner mit ursprünglich anhängenden Ohren. In späteren Darstellungen fehlen diese, dafür ist dann ein rotes Kreuz zwischen den Hörnern.
Wappen der Volkenstorfer im Ingeram Codex (um 1459), links unten
Wappen von Polheim und Volkenstorff vom Kreutz im Wernigeroder Wappenbuch (um 1475/1500)
Wappendarstellung für den Salzburger Erzbischof Sigismund von Volkersdorf in der Salzburgischen Chronik bis 1587
Wappen der Volkenstorf in Siebmachers Wappenbuch von 1904
Persönlichkeiten
Arnhalm I. gründete um 1120 das Benediktinerstift Gleink.[2]
Ortolf II. von Volkenstorf ermordete zu Pfingsten 1256 Witiko von Prčice und Blankenberg, den ersten Verwalter des neu geschaffenen Landes Oberösterreich, im Speisesaal des Stiftes St. Florian und musste daraufhin fliehen. Nach der Herrschaftsübernahme durch Rudolf von Habsburg wurden die Volkensdorfer jedoch rehabilitiert.
Wolf Wilhelm II. zu Volkenstorf war 1610–1616 Landeshauptmann ob der Enns
Wolf Wilhelm I. (* 1517, † 1575) ⚭ Ottilie von Zelking († 1549), ⚭ Katharina von Tannberg zu Aurolzmünster (1582 vermählt mit Carl Freiherr von Schärffenberg)
Appolonia
Anna Maria
Wolf Wilhelm II., Herr zu Volkenstorf, Weißenberg und Reichertstorf (* 1567, † 1616), Frei- und Panierherr, Landeshauptmann ob der Enns ⚭ Katharina von Lichtenstein zu Nicolsburg (Eheschließung 1592)
Maria Elisabeth ⚭ Wolf von Gera
Wolf Hartmann
Anna Maria ⚭ Georg Achaz von Losenstein
Wilhelm (* 1595, † 1612)
Albrecht
Susanna Katharina ⚭ Wilhelm von Gera
Maria Maximiliana († 1653) ⚭ Otto Adam von Traun
Elisabeth
Hans Siegmund
Hans Caspar auf Weißenberg, Lutheraner (* 1569, † 1596) ⚭ Lucretia von Losenstein († 1571), ⚭ Margaretha von Prag
Hadmar IV., Hofmarschall in Salzburg, (urk. 1439–1482) ⚭ Barbara von Freundsberg
Helene ⚭ Georg von Zelking
Hadmar II. ⚭ Euphemie Häusler von Wildenstein (urk. 1312–1341)
Hans I. ⚭ Margarete von Traun (urk. 1334–1341)
Konrad II. ⚭ Sophie von ? (urk. 1341)
Stammliste (Nebenlinie Neuhofen)
Dietrich ⚭ ? (urk. 1223–1258)
Heinrich II. zu Neuhofen-Gschwendt (urk. 1275–1314) ⚭ Margret von ?
Heinrich III. (urk. 1340, † vor 1349)
Ortolf III. (urk. 1300–1308)
Chadold (urk. 1300)
Hadmar I. (urk. 1302)
Elisabeth
Katharina
Agnes ⚭ Johann von Starhemberg (urk. 1306)
Konrad I. zu Steyr ⚭ Elsbeth von Preuhafen (urk. 1275–1304)
Dietrich II. (urk. 1309–1318)
Katharina
Literatur
Roland Forster: Die Volkerstorfer – Neue Forschungen zu einem alten oberösterreichischen Adelsgeschlecht. In: Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereines. Jahrgang 162, Linz 2017, S. 71–125 (zobodat.at [PDF]).
Ferdinand Wirmsberger: Beiträge zur Genealogie der Dynasten von Volkensdorf, Blut- und Bannrichter in Oesterreich, Stifter des Klosters Gleink etc. In urkundlich begründeter Darstellung. Johann Haas, Wels 1863 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Georg Grüll: Burgen und Schlösser in Oberösterreich. Band2: Innviertel und Alpenvorland. Birken-Verlag, Wien 1964.
Alfred Rolleder: Heimatkunde von Steyr. Historisch-topographische Darstellung der politischen Bezirke Steyr Stadt und Land. Nachdruck der Ausgabe 1894. Wilhelm Ennsthaler, Steyr 1993, ISBN 3-85068-045-2.
Johann Siebmacher: Johann Siebmachers Wappen-Buch. Faksimile-Nachdruck der Ausgabe Nürnberg 1701–1806. Battenberg, München.
↑ abVolckersdorff, Herren. In: Neues allgemeines Adels-Lexikon. Band 2, S. 413 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑ abErich Trinks (Bearb.): Urkunden-Buch des Landes ob der Enns. Band2. Wien 1856, CXI, S.165 (archive.org – „Arnhalmus“ als Stifter): „1125. Steyr. — Otakar, Markgraf von Steiermark, beurkundet die Stiftung des Klosters Gleink durch den Edlen Arnhalm und seinen Sohn Bruno auf ihrem Gute Glunik.“
↑Johann Anton Rudolphi (Pseudonym des Freiherrn Johann Anton Kroll von Freyhen): Heraldica Curiosa. Welche der Wappen Ursprung, Wachsthum, Fortgang. Nürnberg 1698, S. 96 (Abbildung Wappenschild Volckerstorff, Tafel zwischen S. 92 und 93).
↑Stammliste auf Basis von Alfred Rolleder: Heimatkunde von Steyr. Historisch-topographische Darstellung der politischen Bezirke Steyr Stadt und Land. Wilhelm Ennsthaler, Steyr 1894, S. 289 und Johann Siebmacher: Johann Siebmachers Wappen-Buch. Faksimile-Nachdruck der Ausgabe Nürnberg 1701–1806. Battenberg, München, S. 534 ff.