Viviane Obenauf

Viviane Obenauf, amtlich Viviane Obenauf Tagliavini (* 25. Oktober 1986 in Rio de Janeiro, Brasilien), ist eine ehemalige brasilianische Profiboxerin. Sie wurde wegen Mordes an ihren Ehemann in zweiter Instanz zu 18 Jahren Haft verurteilt, das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Leben

Obenauf wuchs in São Geraldo und Juiz de Fora im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais als Viviane de Jesus Costa auf.[1] Sie spielte früh Fussball. Dem strengen Elternhaus wollte sie zweimal entfliehen, was ihr nicht gelang. De Jesus Costa erreichte jedoch, dass sie vorzeitig als volljährig erklärt wurde und von zuhause ausziehen konnte.[1] Den Lebensunterhalt bestritt sie zunächst als Hotelangestellte. 2008 wanderte sie nach Europa aus und heiratete ein Jahr später den Österreicher Christian Obenauf, welchen sie in der Schweiz kennengelernt hatte. Zwei Jahre später bekam das Paar einen Sohn. Nach der Schwangerschaft baute sie ihr Übergewicht mit Boxtraining ab. Mit ihrem Mann wechselte sie den Wohnsitz nach der Steiermark.

Nachdem sie sich von ihrem Mann trennte, kehrte sie 2013 mit ihrem Kind zusammen in die Schweiz zurück, wo sie die Wirtefachprüfung in Basel ablegte. Anschliessend arbeitete sie bis 2018 in der Gastronomie. In Interlaken betrieb sie ein Box-Gym, und sie lebte in Oberried am Brienzersee im Berner Oberland.[1] Dort heiratete sie im Januar 2020 den Wirt Marco T. (1959–2020).[2] Ihre Beziehungen zum Heimatland Brasilien brach sie aber nicht ab. So setzte sie sich für das Projekt Esporte e Vida für arme Kinder in der kleinen brasilianischen Stadt Sao Geraldo ein, wo sie aufgewachsen ist.[3][4]

Mordprozess

Am 9. November 2020 wurde Obenauf wegen des Vorwurfs, ihren zweiten Ehemann mit einem Baseballschläger erschlagen zu haben, verhaftet.[5] Sie bestreitet den Vorwurf.[6] Am 9. Dezember 2022 wurde sie in einem Indizienprozess erstinstanzlich wegen Mordes zu 16 Jahren Gefängnis und zwölf Jahren Landesverweis verurteilt.[7] Sie legte dagegen Berufung ein.[8] Die Berufungsverhandlung vor dem Berner Obergericht fand im Februar 2024 statt, das Gericht bestätigte den Schuldspruch wegen Mordes, erhöhte die Strafe auf 18 Jahre Haft und den Landesverweis auf 14 Jahre. Das Urteil kann Obenauf ans Bundesgericht weiterziehen.[9]

Boxkarriere

Obenauf nahm an mehreren Amateurkämpfen in der Schweiz teil. In 2012 wurde sie Schweizer Meisterin im Leichtgewicht. Im Jahr 2013 kämpfte sie im österreichischen Kader. Anfang 2014 wechselte sie ins Profiboxteam Thun (Kanton Bern). Ab 2014 absolvierte sie mehrere Kämpfe als professionelle Boxerin in der Gewichtsklasse Leichtgewicht und Superfedergewicht.[10]

Kämpfe mit Pressekommentaren

  • Obenauf siegte gegen die Polin Karina Kopinska am 1. Oktober 2016 in Bern.[11]
  • Obenauf verlor gegen Weltmeisterin Katie Taylor in Manchester am 10. Dezember 2016.[12]
  • Obenauf kämpfte gegen Chantelle Cameron aus Northampton in Leicester (England) am 12. Dezember 2017 um den WM-Titel der IBO im Leichtgewicht und verlor.[12]
  • Sieg in Cardiff (Wales) am 4. August 2018 gegen Natasha Jonas (6 Kämpfe, 5 KO-Siege) in der vierten Runde. Damit holte Obenauf den WBA-Titel International im Superfedergewicht.[13][3]
  • Obenauf trat am 4. Dezember 2018 in Paris gegen die bisher ungeschlagene Weltmeisterin Maiva Hamadouche in einem IBF-Titelkampf an und musste aufgeben, nachdem sie zwei Finger gebrochen hatte.[14]
  • Nach ihrer Verletzung in Paris organisierte Obenauf am 27. April 2019 ein Box Meeting Schweiz gegen Polen in Interlaken. Ihr Wiedereinstieg in das Profiboxkampfgeschehen gelang.[15]

Audio

Mediale Beachtung

Einzelnachweise

  1. a b c Christian Bürge: Sie gehört zu den besten Boxerinnen der Welt: Viviane Obenauf: «Bei uns stand Disziplin über allem». In: Schweizer Illustrierte. 7. April 2019, abgerufen am 7. August 2019.
  2. Portraitfoto Marco T. portraitarchiv.ch. Abgerufen am 29. Januar 2023.
  3. a b Calvin Stettler: Leg dich bloss nicht mit Viviane an. In: Tages-Anzeiger. 23. September 2018, abgerufen am 2. Dezember 2018.
  4. Nora Devenish: Die andere Seite von Viviane Obenauf. In: Jungfrau Zeitung. 11. August 2018, abgerufen am 2. Dezember 2018.
  5. Viviane und Marco sagen Ja. In: Jungfrau-Zeitung, 27. Januar 2020. Abgerufen am 29. Januar 2023.
  6. Luisa Ita, Nicolas Lurati, Céline Trachsel: Interlaken-Tötungsdelikt: Erschlug Box-Star ihren Ehemann? In: Blick.ch. 30. November 2020, abgerufen am 30. November 2020.
    «Sie war gefährlich»: Profi-Boxerin soll Ehemann totgeprügelt haben – Ex-Freund berichtet von Eifersucht. In: Focus Online. 7. Dezember 2020, abgerufen am 8. Dezember 2020.
  7. Sandro Benini: Mord im Berner Oberland – Der Fall Viviane Obenauf: Viele Indizien, aber kein Motiv. In: Der Bund. 9. Februar 2024, abgerufen am 9. Februar 2024.
  8. Patrick Mäder: «Ich möchte meinem Sohn sagen, dass ich kein böses Mami bin». In: Blick.ch, 28. Januar 2023, abgerufen am 10. Februar 2024.
  9. Sandro Benini: Viviane Obenauf muss für 18 Jahre ins Gefängnis. In: Tages-Anzeiger, 23. Februar 2024.
  10. Boxing Results for Viviane Obenauf. In: womenboxingrecords.com. 4. Dezember 2018, abgerufen am 8. Dezember 2020.
  11. Ane Hebeisen: Blutvergiessen im Stadttheater. In: Der Bund. 2. Oktober 2016, archiviert vom Original am 3. Oktober 2016; abgerufen am 8. Dezember 2020.
  12. a b Patrick Mäder: Obenauf kämpft gegen Box-Sensation. In: Blick.ch. 2. Dezember 2017, abgerufen am 2. Dezember 2018.
  13. Fabian Mangott: «The Golden Girl» sorgt in Wales für Überraschung. In: SwissBoxing. 4. August 2018, abgerufen am 8. Dezember 2020.
    Patrick Mäder: Schweizer Boxerin vermöbelt «Miss GB»: Obenauf überzeugt auf der Waage und im Ring. In: Blick.ch. 6. August 2018, abgerufen am 2. Dezember 2018.
  14. Patrick Mäder: Kampf verloren, zwei Finger gebrochen: Boxverbot für tapfere Obenauf. In: Blick.ch. 5. Dezember 2018, abgerufen am 5. Dezember 2018.
  15. Ueli E. Adam: Profi-Meeting in Interlaken. In: SwissBoxing. 28. April 2019, abgerufen am 8. Dezember 2020.