Über Vinzenz Kreuzers Leben sind nur wenige Details bekannt. Er kam 1809 als Sohn eines niederen Beamten namens Peter in Graz zur Welt. Wie sein Bruder Conrad lernte er an der ständischen Zeichenakademie im Palais Stubenberg unter Josef August Stark (1782–1838) und versuchte vergeblich den Sprung an die Wiener Akademie. Wie aus einem Zeugnis des k. k. Hofkontrollors und Amtsadjunkten Leopold Latour, Edler von Thurnberg, hervorgeht, war Vinzenz an fünf Stadtansichten beteiligt, die Conrad für Marie-Louise von Österreich anfertigte, um die Chancen auf einen Studienplatz zu erhöhen. Bereits 1831 holte er eine Maler-Gerechtsame ein und war im Vergleich zu seinem Bruder finanziell besser gestellt. Im Lendviertel, wo die beiden lebten, brachte er es sogar zum Hausbesitzer.[1]
Familie
Vinzenz Kreuzer war zweimal verheiratet. 1843 ehelichte er Anna Kronabetter, die im folgenden Jahr verstarb. Der gemeinsame Sohn Robert († 1877) arbeitete als Eisenbahnkondukteur und war mit Maria (geborene Haderer; † 1884) verheiratet. Er starb in Wilten bei Innsbruck.[1] 1852 suchte Vinzenz Kreuzer um Dispens vom Ehehindernis der Schwägerschaft an und heiratete Amalie Kronabetter. Aus der Verbindung gingen die beiden Söhne Friedrich († 1871 im elften Lebensjahr) und Alois († 1881 im 23. Lebensjahr) hervor, letzterer soll Jurist gewesen sein. Wahrscheinlich erhielten alle drei Kinder vom Vater Zeichen- und Malunterricht. So ist etwa eine Bleistiftzeichnung mit der Signatur Rob. Kreuzer aus dem Jahr 1865 erhalten. Zwei Ölbildchen von Alois Kreuzer, die einen Mann auf der Alm bzw. ein Marterl in der Landschaft zeigen, befinden sich in Familienbesitz.[2]
Geprägt ist Vinzenz Kreuzers Werk von der Vorliebe für die Darstellung der Natur. Anders als sein Bruder malte er vornehmlich Ölbilder und neben Ansichten der Stadt Graz und ihrer Umgebung vor allem Blumen- und Früchtestillleben. Sein Frühwerk entspricht der Gesinnung der Spätromantik, wie etwa die Gemälde Mönch vor offenem Grab oder Der versäumte Postwagen nahelegen.[4]
Das wohl bedeutendste Vermächtnis des Künstlers ist eine Serie von etwa 180 Rebsorten, die er gemeinsam mit seinem Bruder in Gouache anfertigte. Die ampelographische Sammlung entstand im Auftrag der steiermärkischen Landwirtschaftsgesellschaft und gilt heute als besonders wertvoll, zumal sie einzelne Sorten dokumentiert, die nach Einschleppung der Reblaus ausgerottet wurden.[5]
Da gewisse Motive von beiden Brüdern festgehalten wurden, bieten sich durchaus direkte Vergleiche mit dem Werk Conrad Kreuzers. Wilhelm Steinböck, Direktor des Grazer Stadtmuseums, empfand etwa Vinzenz Ansicht von Tobelbad nicht nur als realistischer, künstlerischer und raumtiefer, sondern auch spontaner in ihrem Ausdruck als jene seines Bruders. Die viel plastischere Darstellung des Einzelnen mache das Bild qualitativ wertvoller. Im Gegensatz dazu wirke seine Abbildung Straßengels, verglichen mit der Conrads, geradezu „unbeholfen“. Als Zeichner erlangte er nicht die Bedeutung seines Bruders, doch auch, wenn von ihm die topographische Ansicht weniger stark zum Ausdruck gebracht wird, blieben zahlreiche Zeichnungen von topographischer Wichtigkeit erhalten.[6]
Landschaften und Stillleben
Berglandschaft mit Flussbrücke
Blumen- und Früchtestillleben
Rast im Gebirge
Stillleben mit Langusten
Steinböck erstellte 1976 ein ausführliches Werkeverzeichnis des Künstlers. Von den insgesamt 74 ausfindig gemachten Werken sind 65 Ölbilder, sieben Zeichnungen sowie je ein Temperabild und Aquarell. Die meisten davon befanden sich zum Zeitpunkt der Aufnahme in Privatbesitz, der Rest im Stadtmuseum, der Neuen Galerie am Landesmuseum Joanneum, im Steiermärkischen Landesarchiv und in der Residenzgalerie Salzburg.[7] Von ihm unbeachtet blieben die Rebsorten-Gouachen, die sich seit 1872 im Besitz der Weinbauschule Maribor befinden.[5]
Werke (Auswahl)
Ölbilder
Madonna mit Kind. Kopie der Madonna des Pietro de Pomis aus der Mariahilferkirche, Öl auf Leinwand, 54 × 73 cm, signiert Vinz. Kreuzer.
Il Moline di Claudio. Öl auf Leinwand, 50 × 65 cm, datiert 1830.
Landschaft mit Abendstimmung. Öl auf Holz, 27,5 × 39,5 cm, signiert V. Kreuzer.
Wilhelm Steinböck: Grazer Landschafts- und Vedutenmaler der Biedermeierzeit – Conrad Kreuzer 1810–1861, Vinzenz Kreuzer 1809–1888 (= Publikationsreihe des Grazer Stadtmuseums Band 1). Leykam, Graz/Wien 1976, ISBN 3-7011-7064-9, 160 S.
Primož Premzl (Hrsg.): Zbirka ampelografskih upodobitev Vinzenza in Conrada Kreuzerja. Umetniški kabinet, Maribor 2001, ISBN 978-961-6055-17-8, 268 S. (slowenisch, mit Gouachebildern Vinzenz und Conrad Kreuzers).
↑ abWilhelm Steinböck: Grazer Landschafts- und Vedutenmaler der Biedermeierzeit – Conrad Kreuzer 1810–1861, Vinzenz Kreuzer 1809–1888. Publikationsreihe des Grazer Stadtmuseums Band I, Leykam, Graz/Wien 1976, ISBN 3-7011-7064-9, S. 97.
↑ abPrimož Premzl (Hrsg.): Zbirka ampelografskih upodobitev Vinzenza in Conrada Kreuzerja. Umetniški kabinet, Maribor 2001, ISBN 978-961-6055-17-8, 268 S. (slowenisch).