An der Pembroke Site (nach dem Borden-System NgNc-2), einem archäologischen Fundplatz im Südosten der Insel, nördlich von Cambridge Bay, fanden sich Überreste der ältesten bekannten Thule-Inuit-Siedlung (vg. Inuit-Kultur). Zu dieser gehörten elf ausgedehnte Wohnstellen, die sich anhand von fünf Zeltringen (tent rings), fünf leichten, in den Boden eingesenkten hausartigen Strukturen und einem qalgiq, einer großen Gemeinschaftsstruktur, nachweisen ließen. Eine andere Stelle wurde in den 1970er Jahren durch Straßenbau zerstört, bei einer weiteren Struktur ist die Funktion unklar. Nahrungsgrundlagen der Bewohner waren Karibu, Wandersaibling und Amerikanischer Seesaibling. Hinzu kamen sehr geringe Mengen von Meeressäugern und Vögeln. Die Siedlungsstelle bestand um 1400, und damit nur 200 Jahre nach der ersten Ostwanderung der Thule-Leute von Alaska in den östlichen Arktisbereich bis nach Grönland. Sie repräsentiert damit die zweite Wanderungswelle Richtung Osten, allerdings in weniger günstige Gebiete. Die Thule-Leute, vielleicht vier bis fünf Familien, waren auf dem Weg nach Osten und hielten sich möglicherweise nur wenige Jahre auf der Insel auf – das Gemeinschaftsgebäude hoch auf dem Hügel weist auf eine ostentative Besetzung hin, zumal dort Tanz- und Musikveranstaltungen stattgefunden haben dürften. Dennoch war die Pembroke-Stätte nur kurze Zeit bewohnt. Andererseits ist es möglich, dass die späten Dorset-Leute im Süden der Insel wohnten und dies den Thule-Leuten Umwege abverlangte; daher ist unklar, ob sie nördlich oder südlich um die große Insel herumfuhren, obwohl die Südroute bessere Ressourcen bot. Ausgrabungen fanden zuerst 1963 und 1965 statt, wobei zunächst eine Siedlungsstelle, dann vier weitere ergraben wurden, allerdings nur mit 26 Artefakten. Ab 2008 wurde neuerlich gegraben, wobei, neben der Datierung und der Ergrabung weiterer Wohnstrukturen, der Nachweis gelang, dass in einem nur 20 m entfernten Süßwasserbach der meiste Fisch gefangen wurde. Der lokalen Kitikmeot Heritage Society unter Leitung von Brendan Griebel gelang es, die Bevölkerung in das Grabungsprojekt zu involvieren. Der qalgiq wurde im May Hakongak Community Library and Cultural Centre[3] rekonstruiert und dient heute Versammlungen.[4]
Die Insel war schon lange von Inuit besiedelt, als sie 1826 während der zweiten Expedition John Franklins gesichtet wurde. Sie wurde 1839 nach der britischen Königin Victoria benannt und in den späten 1830er Jahren von den britischen Forschern Thomas Simpson (1808–1840) und Peter Warren Dease (1788–1863) sowie 1851 von John Rae erkundet. Richard Collinson überwinterte 1851 bis 1853 zweimal im Schutze der Insel. Große Teile des Küstenverlaufs wurden erst durch die Expeditionen Roald Amundsens 1903–1906 und Vilhjálmur Stefánssons 1915–1917 aufgeklärt.
Auf der ersten Durchquerung der Nordwestpassage von West nach Ost überwinterte Henry Larsen mit der St. Roch 1940–1941 in der Walker Bay im Westen der Insel.[6]
Literatur
Lesley Howse: Late Dorset Caribou Hunters: Zooarchaeology of the Bell Site, Victoria Island. In: Arctic Anthropology 45 (2008) 22–40. (academia.edu)