Der Vaterländische Frauenverein (VFV) (Langform: Deutscher Frauenverein zur Pflege und Hilfe für Verwundete im Kriege) wurde von der preußischen Königin (späteren deutschen Kaiserin) Augusta am 11. November 1866 gegründet. Sein Vereinsgebiet war zunächst nur die Stadt Berlin.
Aus der Gründung von 1866, während des Deutschen Krieges, gingen schon bald die ersten Zweigvereine hervor, die in der Folgezeit in den verschiedenen Regionen des Kaiserreiches die Vorläufer der Frauenvereine des Roten Kreuzes bildeten. Als die ersten Vereine dieser Art in Deutschland sind der Vaterländische Frauenverein in Koblenz, der Hamburger Verein und der in Kassel zu nennen, die zwischen 1866 und 1869 entstanden. Am 18. Juli 1870 gründete Emmy, Frau des Bataillonsarztes Carl Türk, unmittelbar vor Ausbruch des Deutsch-Französischen Krieges einen solchen in Lübeck.[1]
Zur ersten Vorsitzenden des Vereins ernannte die Königin Louise Gabriele Marie von Itzenplitz (1839–1901) aus dem märkischen Adelsgeschlecht Itzenplitz. Nach der Heirat Louise Gabriele Maries im folgenden Jahr übernahm ihre Schwester Gräfin Charlotte Clementine von Itzenplitz den Vorsitz und führte den Verein ein halbes Jahrhundert von 1867 bis 1916.[3]
Auch in Berlin (s. Foto), Bonn[4] und zahlreichen anderen Orten wurden VFV gegründet.
Erste Frauenvereine im Land Oldenburg gründeten sich im Jahr 1870 (Stadt Oldenburg), 1875 in Jever, 1879 in Delmenhorst, 1881 in Varel und 1886 in Brake. Durch Zusammenschluss der im Großherzogtum Oldenburg (mit Ausnahme des Fürstentum Birkenfeld) bestehenden Zweigvereine des VFV wird am 30. September 1892 der „Landesverband der Vaterländischen Frauenvereine im Großherzogtum Oldenburg“ mit Sitz in Oldenburg (Oldb.) gebildet.[6] Ihm traten auch die Zweigvereine im Fürstentum Lübeck (Ahrensbök und Eutin) bei. Das Protektorat über den Verein übernahm im März 1872 zunächst Grossherzogin Elisabeth und nach ihrem Tod (1896) im August 1905 die neue Grossherzogin Elisabeth. Im Ersten Weltkrieg ist eine Reihe von Neugründungen zu verzeichnen: 1914 (Bardenfleth, Bardewisch, Berne, Elsfleth, Ganderkesee, Neuenhuntorf, Osternburg, Varel-Land, Vechta, Warfleth), 1915 (Friesoythe, Oldenbrok, Zwischenahn) und 1916 (Burhave). Im Jahr 1917 umfasste der Landesverband insgesamt 26 Zweigvereine mit ca. 6.500 Mitgliedern.[7]
Organisatorisch gliederte er sich in die vier Abteilungen für Volksküche, Hauspflege, Säuglingsfürsorge und Kriegsvorbereitung.[8]
Zu seinen Einrichtungen oder Tätigkeiten gehörten seit
1879: Volksküche (Ritterstraße 7, Oldenburg)
1884: Kaffeestufe
1892: Nähabend für Dienstverpflichtete
1903: Haus- und Wöchnerinnenpflege
1911: Stillprämien
1911: Säuglingsfürsorgestelle
1915: Kinderküche
1916: Säuglingsheim (in der Gartenstraße, ab 1917 im alten Landtag, Pferdemarkt, Oldenburg)
1917: Wanderausstellung über Säuglingsfürsorge
1917: Ausbildung von Hilfsschwestern und Helferinnen
1918: Forderung nach einer Berufsschwesterschaft vom Roten Kreuz
Carl Misch: Geschichte des Vaterländischen Frauen-Vereins 1866–1916. Heymann, Berlin 1917.
Tobias Scholta: Gesundheitsfürsorge des Verbandes der Vaterländischen Frauenvereine der Provinz Brandenburg in Eberswalde, in: Kristina Hübener/Andreas Ludwig/René Schreiter (Hg.): Soziale Stiftungen und Vereine in Brandenburg. Vom Deutschen Kaiserreich bis zur Wiederbegründung des Landes Brandenburg in der Bundesrepublik (= Schriftenreihe zur Medizin-Geschichte, 22). Berlin 2012, S. 249–274, ISBN 978-3-937233-95-6.
Andrea Hänger: Der Vaterländische Frauenverein zwischen Kaiserreich und Weimarer Republik, in: Eva Schöck-Quinteros/Christiane Streuben (Hg.): Ihrem Volk verantwortlich – Frauen der politischen Rechten (1890-1933). Berlin 2007, ISBN 978-3-89626-302-5.
↑Local- und vermischte Notizen. In: Lübeckische Blätter, 16. Jahrgang, Nr. 25, Ausgabe vom 29. März 1874, S. 154–155.
↑Achim Konejung Das Rheinland und der Erste Weltkrieg, S. 110: Kriegskindergarten des Vaterländischer Frauenverein|Vaterländischen Frauenvereins für den Landkreis Bonn, 2014 ISBN 978-3-939722-90-8
↑Achim Konejung Das Rheinland und der Erste Weltkrieg, S. 110: Kriegskindergarten des Vaterländischer Frauenverein|Vaterländischen Frauenvereins für den Landkreis Bonn, 2014 ISBN 978-3-939722-90-8