Die Universität Lettlands (lettischLatvijas Universitāte, lateinischUniversitas Latviensis) in der lettischen Hauptstadt Riga ist die älteste und mit rund 15.000 Studenten größte Universität des Landes.
Mit der Unabhängigkeit Lettlands im Jahre 1919 wurde das Institut zur Hochschule Lettlands (Latvijas Augstskola) und Lettisch zur Unterrichtssprache. Das lettische Parlament beschloss 1923 eine Hochschulverfassung und den Namen Latvijas Universitāte. Unter den Deutschbalten war die Bezeichnung Lettländische Universität üblich.[1] Im Jahrbuch des baltischen Deutschtums in Lettland und Estland 1930 sind genaue Zahlen zu den deutschen Studenten an der Lettländischen Hochschule und am Herder-Institut Riga erhalten; insgesamt waren es 437 deutschstämmige Studenten.
Mit der sowjetischen Besetzung Lettlands im Juni 1940 wurden der Universität die Autonomie und die Verfassung aberkannt. Sie hieß fortan Lettländische Staatliche Universität (Latvijas Valsts Universitāte), abgekürzt LVU. Unter der deutschen Besetzung wurde sie von 1942 bis 1944 Universität in Riga genannt. 1958 erhielt sie den Namen Lettländische Staatliche Universität Pēteris-Stučka-Universität. Der Lette Pēteris Stučka war 1919/1920 Regierungschef der kurzlebigen Lettischen Sozialistischen Sowjetrepublik gewesen.
Nachdem Lettland 1990 seine nationale Unabhängigkeit wiedererlangt hatte, wurde die Universität in Latvijas Universitāte zurückbenannt. Die Universität gab sich am 15. Mai 1991 wieder eine Verfassung, die von der Saeima am 18. September 1991 bestätigt wurde. 1998 wurde das Zentrum für Jüdische Studien gegründet, das die Geschichte und Kultur der Juden in Lettland erforscht und Stätten des Schoa in Lettland dokumentiert.[2]
21. Jahrhundert
Im August 2005 hatte die Universität Lettlands etwa 28.000 Studierende. Seit November 2005 ist sie Mehrheitseignerin der unabhängigen Riga Graduate School of Law (RGSL). 2023 wurde bekannt, dass die Universität Lettlands in Zusammenarbeit mit der Business School der Universität Salzburg mehrere auf Plagiaten beruhende Dissertationen angenommen hatte.[3][4][5]
Das Hauptportal des Universitätsgebäudes weist eine dreiflüglige Treppe auf. Während die beiden äußeren Flügel für jedermann nutzbar sind, darf die mittlere Treppe nur von Dozenten und Alumni benutzt werden.
Erwin Oberländer, Kristine Wohlfart (Hrsg.): Riga. Porträt einer Vielvölkerstadt am Rande des Zarenreiches 1857–1914. Schöningh, Paderborn 2004, ISBN 3-506-71738-3.
Michael Garleff: Die baltischen Länder. Estland, Lettland, Litauen vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Pustet, Regensburg 2001, ISBN 3-7917-1770-7.
Dietrich A. Loeber: Die deutschbaltischen Lehrkräfte an der Universität Lettlands während der Zwischenkriegszeit. In: Boris Meissner, Dietrich André Loeber, Detlef Henning (Hg.): Die deutsche Volksgruppe in Lettland während der Zwischenkriegszeit und aktuelle Fragen des deutsch-lettischen Verhältnisses. Bibliotheca Baltica, Tallinn 2000, ISBN 9985-800-21-4, S. 135–139.
↑Andrejs Johansons: Die Lettländische Universität in Riga 1919–1940. Unter besonderer Berücksichtigung der philologisch-philosophischen Fächer. In: Gert von Pistohlkors u. a. (Hg.): Die Universitäten Dorpat/Tartu, Riga und Wilna/Vilnius, 1579–1979. Beiträge zu ihrer Geschichte und ihrer Wirkung im Grenzbereich zwischen West und Ost. Böhlau, Köln 1987, S. 255–262.