Dieser Artikel erläutert Glaubensinhalt und Gedenktag, zu anderen Bedeutungen siehe Herz Mariä.
Der Begriff Unbeflecktes Herz Mariä bezieht sich auf Maria (Mutter Jesu) und deren Verehrung. Die Verehrung des „unbefleckten Herzens Mariä“ ist eine Ausdrucksform der römisch-katholischen Spiritualität. Sie äußert sich in liturgischen Festen, Patrozinien von Kirchen und Ordensgemeinschaften und in Weihehandlungen.
Die Herz-Mariä-Verehrung richtet sich auf Maria, die Mutter Jesu, als Person, die ihr innerstes Sein, Verstand, Gedächtnis, Willen und Liebesfähigkeit Gott und den Menschen widmete und sich dem Heilswerk ihres Sohnes unterordnete.[1]
„Du [Gott, allmächtiger Vater] hast der seligen Jungfrau Maria ein kluges und verständiges Herz geschenkt, bereit, auf dich zu hören und deinen Weisungen in allem zu folgen; ein neues und mildes Herz, in das du selbst das Gesetz des Neuen Bundes geschrieben hast; ein schlichtes und reines Herz, mit dem sie als Jungfrau deinen Sohn empfing und mit dem sie dich schauen darf in ewiger Freude; ein waches und starkes Herz, das das Schwert des Leidens furchtlos ertrug und die Auferstehung des Sohnes gläubig erwartete.“
Im 17. und 18. Jahrhundert konnte sich die Herz-Mariä-Verehrung entfalten. Pierre Kardinal de Bérulle und seine École française de spiritualité begeisterten viele für diese Devotionsform. Einen besonderen Impuls erhielt sie durch Johannes Eudes, Schüler Bérulles, und sein Hauptwerk Le Cœur admirable de la très Sainte Mère de Dieu. Die Bedeutung von Eudes für die Herz-Mariä-Verehrung wurde insbesondere von den Päpsten Leo XIII. (3. Januar 1903) und Pius X. (11. April 1909) hervorgehoben. Auch Schriften der JesuitenGiovanni Pietro Pinamonti, Jean Croiset und Joseph de Gallifet trugen zur Verbreitung bei. Im 17. Jahrhundert wurde die Herz-Mariä-Verehrung insbesondere vom Jansenismus abgelehnt und bekämpft.
Eingang in die Liturgie erhielt die Herz-Mariä-Verehrung im Jahr 1643 auch durch Johannes Eudes und die von ihm gegründete „Kongregation von Jesus und Maria“ (Eudisten) und durch ein Ideenfest, das vom Bischof von Autun im Jahr 1648 eingeführt wurde. Eine Andacht wurde im Jahr 1668 vom KardinallegatenLouis I. de Bourbon, duc de Vendôme approbiert. Papst Pius IX. führte am 21. Juli 1855 eine Votivmesse, ein Offizium und ein eigenes Fest des reinsten Herzens Mariä ein.
Im 20. Jahrhundert erhielt die Verehrung des unbefleckten Herzens Mariens im Jahr 1917 einen Impuls durch die Visionen der Lúcia dos Santos in Fátima.[4] Daraus entwickelten sich die Andachten zum unbefleckten Herzen Mariens und der sogenannten Sühnesamstage. Am 31. Oktober 1942 und noch einmal am 8. Dezember 1942, dem Hochfest der Unbefleckten Empfängnis, weihte Papst Pius XII. die Kirche und die Menschheit dem unbefleckten Herzen Mariä.[5]
In der Ikonographie wird das Herz Mariens, analog zu Darstellungen des heiligsten Herzens Jesu, meist mit einem Kranz aus Rosen umwunden und von einem Schwert durchbohrt dargestellt. Die Rosen symbolisieren die Jungfräulichkeit und Reinheit Mariens, das Schwert veranschaulicht die Verheißung Simeons an Maria aus dem Lukasevangelium (Lk 2,35 EU), wonach ein Schwert ihre Seele durchdringen werde. Eine ähnliche Darstellung, in der das Herz Mariens von sieben Schwertern durchbohrt wird, symbolisiert die sieben Schmerzen Mariens.
Hermanas Adoratrices del Santissimo Sacramento del Inmaculado Corazón de Maria (dt.: Anbetungsschwestern des Allerheiligsten Sakramentes vom Unbefleckten Herzen Mariens)
Schwestern vom Heiligen Herzen der Unbefleckten Jungfrau Maria
Weihe der Welt an das Unbefleckte Herz Mariens
Die ganze Welt wurde wiederholt von verschiedenen Päpsten dem Unbefleckten Herzen Mariens geweiht:
„Rosenkranzkönigin, Du Hilfe der Christen, Zuflucht der Menschheit und Siegerin in allen Schlachten Gottes! Flehend werfen wir uns vor deinem Throne nieder. Wir sind sicher, Barmherzigkeit und Gnade und wirksame Hilfe im gegenwärtigen Unheil zu erlangen. Wir maßen uns nicht an, dies auf Grund unserer Verdienste zu erwarten, sondern hoffen es einzig von der unermesslichen Güte Deines mütterlichen Herzens.
Dir, deinem unbefleckten Herzen, vertrauen wir uns in dieser schicksalsschweren Stunde der Menschheitsgeschichte an; dir weihen wir uns in Vereinigung mit der heiligen Kirche, dem mystischen Leibe Deines Jesus, der in so vielen Seiner Glieder leidet und blutet und so vielfach gemartert wird; dir weihen wir uns mit der ganzen Welt, die, von wilder Zwietracht zerfleischt, im Brande des Hasses lodert, ein Opfer ihrer eigenen Bosheit.
Lass dich bewegen durch den Anblick von so viel materiellen und sittlichem Elend, von so viel Schmerz und Angst von Vätern und Müttern, Gatten, Geschwistern und unschuldigen Kindern, so vieler Leben, die in der Blüte der Jahre gebrochen sind, so viele Leiber, die in diesem entsetzlichen Blutbad zerrissen wurden, so vieler gequälter und leidender Seelen, so vieler, die in Gefahr sind, auf ewig verloren zu gehen! O Mutter der Barmherzigkeit, erlange uns von Gott den Frieden!“
– Papst Pius XII.: Radioansprache an das portugiesische Volk, 31. Oktober 1942
Johannes (Jean) Eudes: Le Coeur admirable de la très Sainte Mère de Dieu. (online: Bücher I–IV PDF 4,78 MB; Bücher V–IX PDF 3,65 MB; Bücher X–XII PDF 3,98 MB)
Joseph de Gallifet: L’excellence et la pratique de la dévotion à la Sainte Vierge. Lyon 1750.
Manfred Hauke: Die Weihe an das Unbefleckte Herz Mariens in der Botschaft von Fatima, in: Theologisches 47 (11-12/2017), Sp. 515-528.
Charles Lebrun: La dévotion au coeur de Marie. Étude historique et doctrinale. Paris 1918.* Nikolaus Nilles: De Rationibus Festorum Mobilium Utriusque Ecclesiae Occidentalis Atque Orientalis Commentarius usui Clericorum Accomodatus: Accedunt Breves Quaedam Animadversiones in Novam Kalendarii Rationem A Cl. Maedler Propositam. 1868.
Hermann Josef Nix SJ: Cultus ss. Cordis Jesu et purissimi Cordis B. V. Mariae.
Giovanni Pietro Pinamonti: Il sacro cuore di Maria Vergine. (online bei Google books (italienisch))
E. Puyolras: Cultus purissimi Cordis B. M. Virginis. Mailand 1942.