Nach der frühen Trennung ihrer Eltern 1802 war die Kindheit Ulrikes von zahlreichen Ortswechseln geprägt: Lausitz, Triesdorf, Ansbach, Ludwigslust und Dessau hießen die Stationen, welche Ulrike von Pogwisch auf der Suche nach einer geeigneten Stelle als Hofdame aufsuchte.
In Weimar fanden die beiden Geschwister schnell gesellschaftlichen Anschluss; diese Kontakte führten beide jungen Frauen zu einer häuslich-familiären Nähe zur Familie Goethes. Einige Monate nach der Hochzeit ihrer Schwester mit dem einzigen Sohn Goethes folgte Ulrike ihr 1817 in die Mansardenwohnung in Goethes Wohnhaus am Frauenplan; Ulrike lebte zehn Jahre im Haus des alternden Dichters, den sie auch „Bester Vater“ nannte und der ihr unter anderem eine Winterzeichnung schenkte. Er signierte 1827 ihr Stammbuchblatt mit zwei Versen[5] unter einem Stich von 1822, der sein an der Ilm gelegenes Gartenhaus zeigt. Aufgrund des Wunsches ihres Schwagers räumte sie ihr Quartier und ging zu ihrer Mutter, um sie bis zu ihrem Tod 1851 zu betreuen.
1859 entschloss sie sich, auf den reservierten Platz im St. Johannis-Kloster zurückzugreifen, siedelte nach Schleswig über und trat die für sie freigehaltene Stelle als Konventualin an; auf dem klösterlichen Areal ließ sie sich ein kleines Häuschen bauen und wurde 1864 zur Priorin des Klosters gewählt.
Ulrike knüpfte vielfältige Verbindungen mit der Bürgerschaft der Stadt, besonders eng war der Kontakt zur Literaten- und Juristen-Familie Heiberg, besonders zur späteren SchriftstellerinAsta Heiberg.
Unter großer Anteilnahme wurde sie von Holmer Fischern auf den Klosterfriedhof zu Grabe getragen; dort steht ihr eisernes Grabkreuz noch heute.[6]
Effi Biedrzynski: Art. Pogwisch Ulrike Henriette Adele Eleonore, in: Goethes Weimar. Das Lexikon der Personen und Schauplätze. Artemis & Winkler, München/Zürich 1992, ISBN 3-7608-1064-0, S. 306 f.
Silke Bromm-Krieger: Ulrike von Pogwisch, Priörin im St.-Johannis-Kloster. In: dies.: Schleswigs vergessene Töchter. Eine Spurensuche. Boyens, Heide 2004, ISBN 3-8042-1136-4, S. 15–19.
Nanny Friedrichs: St. Johanniskloster von einst zur Erinnerung an Ulrike von Pogwisch. Schleswiger Nachrichten v. 23. September 1925, Beilage.
Karsten Hein: Ottilie von Goethe (1796–1872). Biographie und literarische Beziehungen der Schwiegertochter Goethes (= Europäische Hochschulschriften. Reihe 1: Deutsche Sprache und Literatur, Band 1782). Peter Lang, Frankfurt am Main u. a. 2001, ISBN 3-631-37438-0 (Dissertation Universität Düsseldorf 2000, 398 Seiten).
Karsten Hein: Ottilie von Goethe. Einsichten in das Haus am Frauenplan. In: Andreas Remmel, Paul Remmel (Hrsg.): Goethe-Blätter. Schriftenreihe der Goethe-Gesellschaft Siegburg e. V. Band IV. Bernstein, Bonn 2008, ISBN 978-3-9809762-4-4.
Bernd Philipsen: Ulrike von Pogwisch. In: ders.: Schleswiger Köpfe. Husum 2013. ISBN 978-3-89876-671-5. S. 72f.
Ruth Rahmeyer: Bester Vater! Briefe der Ulrike von Pogwisch an Goethe. Edition Leipzig, 1999.
↑Johann Samuel Ersch: Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften und Künste in alphabetischer Folge: Zweite Section: H-N. Gleditsch, 1829 (google.de [abgerufen am 29. Juni 2020]).
↑Kaliningrad (Königsberg in Ostpreußen), Taufindex 1763–1868, S. 422.
↑Sylke Kaufmann: Henriette von Pogwisch und ihre Französische Lesegesellschaft: ein Beitrag zur Weimarer Kultur in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Tectum Verlag DE, 1994, ISBN 978-3-929019-67-4 (google.de [abgerufen am 30. Juni 2020]).
↑Sylke Kaufmann: Henriette von Pogwisch und ihre Französische Lesegesellschaft: ein Beitrag zur Weimarer Kultur in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Tectum Verlag DE, 1994, ISBN 978-3-929019-67-4 (google.de [abgerufen am 30. Juni 2020]).