Das Naturschutzgebiet Uedemer Hochwald liegt vollständig im Gemeindegebiet.
Nachbargemeinden/-städte
Die Gemeinde Uedem grenzt im Norden an die Gemeinde Bedburg-Hau und die Stadt Kalkar, im Osten an die Stadt Xanten und die Gemeinde Sonsbeck (beide Kreis Wesel), im Süden an die Stadt Kevelaer und die Gemeinde Weeze sowie im Westen an die Stadt Goch.
Geschichte
In Keppeln wurde ein Gräberfeld aus der römischen Kaiserzeit ausgegraben.[2]
Nach archäologischen Funden seit der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts n. Chr. besiedelt.[3]
863 erste bekannte urkundliche Erwähnung als „in Odeheimero marca“ (in der Uedemer Mark).[4]
Der Ortsname ist ein -heim-Name auf den Personennamen Udo; Namensformen in den frühen Quellen sind: Odeheimero, Uodheim, Udem, Uodem, Uedem, Oedeheym, Othehem.[5] Das ursprüngliche Dehnungs-e wird heutzutage als Umlaut gesprochen.
Erste Erwähnung von Keppeln (1173), Uedemerbruch und Uedemerfeld (13. Jahrhundert).
Kirche St. Laurentius in Uedem zum Jahr 1266 erstmals erwähnt und um 1300 als Pfarrkirche belegt. Der ursprüngliche Bau bestand jedoch mindestens seit um 1200 n. Chr.[6]
5. Januar 1359 erste Stadtprivilegien durch Graf Johann von Kleve.
1. Mai 1359 Befreiung aus der Hörigkeit – „Xantener Vertrag“.
Im Februar 1945, während des Zweiten Weltkrieges, tobte im nahe gelegenen Klever Reichswald und in der Umgebung von Uedem die große Schlacht im Reichswald (Operation Veritable; ein Teil dieser Operation war die Operation Blockbuster). Auf dem „Totenhügel“ nördlich von Uedem wurden die vorrückenden kanadischen Truppen in die schwerste Panzerschlacht ihrer Geschichte verwickelt.[7] Der Transport der Panzer erfolgte über den Marienbaumer Bahnhof. Die Bombenangriffe auf Marienbaum am 27. und 28. Februar 1945 stoppten diese Versorgung. Ebenfalls war die Schneise zwischen dem Uedemer Hochwald und dem Tüschenwald („Hochwald gap“) Schauplatz schwerer Gefechte.[8]
Am 1. Januar 1975 wurde im Zuge des zweiten Neugliederungsprogramms in Nordrhein-Westfalen der Altkreis Kleve mit dem ehemaligen Kreis Geldern und Teilgebieten der Kreise Moers und Rees durch das Niederrhein-Gesetz zum neuen niederrheinischen Großkreis Kleve zusammengefügt.
Einwohnerentwicklung
Die folgenden Angaben beziehen sich auf das heutige Gebiet der Gemeinde Uedem.[10]
Der Rat der Gemeinde Uedem besteht aus insgesamt 24 Mitgliedern.
Seit der letzten Kommunalwahl am 13. September 2020 sind im Gemeinderat
CDU (51,17 %, 13 Sitze),
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN (17,88 %, 4 Sitze),
SPD (13,69 %, 3 Sitze),
FDP (12,69 %, 3 Sitze) und AfD (4,57 %, 1 Sitz)
vertreten.[11]
Bürgermeister
Als Bürgermeister der Gemeinde Uedem wurde 2020 Rainer Weber (parteilos – aufgestellt von der CDU)[12] mit 67,65 % der Stimmen wiedergewählt. Sein Gegenkandidat war Dominique Willing (parteilos – aufgestellt von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, 32,35 %). Nach seiner Wiederwahl trat Bürgermeister Weber der CDU bei.[13] Die nächste Kommunalwahl findet 2025 statt.
Wappen
Blasonierung: In Rot die silberne (weiße) Torburg mit drei Türmen, deren mittlerer breiter und höher ist als die begleitenden Seitentürme.
Auf den Dächern goldene (gelbe) Knäufe, im offenen Tor goldenes (gelbes) Fallgitter.
An der Stirnseite des Mittelturms das Klever Landeswappen mit seiner Helmzier (rotes gold (gelb) – gekröntes Stierhaupt) mit seinen rot-weißen Helmdecken.
Bedeutung: Das Wappen der Gemeinde Uedem geht zurück auf das Bild des Stadtsiegels aus dem 14. Jahrhundert (Ewald, Rheinische Siegel, Band III, Tafel 80 Abbildung 2). Dieses Siegel, das wahrscheinlich bei der Verleihung der Stadtrechte durch Graf Johann von Cleve an Uedem im Jahre 1359 eingeführt worden war, existiert heute noch in einem Abdruck aus dem Jahr 1369 im Hauptstaatsarchiv zu Düsseldorf.
Die Farben sind dem Klevischen Stammwappen entnommen.
Das jetzige Wappen ist vom Regierungspräsidenten im Jahr 1971 genehmigt worden.[14]
Flagge
Die Gemeinde führt folgende Flaggen:
Banner: Rot-weiß-rot längsgestreift. Das Verhältnis der Breiten ist 1 : 3 : 1. Das Gemeindewappen ist in der oberen Hälfte des Mittelstreifens zur Stange hin etwas verschoben.
Hissflagge: Rot-weiß-rot quergestreift. Das Verhältnis der Breiten ist 1 : 3 : 1. Das Gemeindewappen ist im Mittelstreifen zur Stange hin verschoben.[15]
Am Rathaus befindet sich die Bronzeplastik einer ortsüblichen Zuckerrübe, die „Uemse Knoll“.
Im Osten von Uedem befindet sich die Hohe Mühle, die während der Öffnungszeiten besichtigt werden kann. Darinnen befindet sich auch ein Schuster- und Lederwarenmuseum, welches die traditionelle Uedemer Schuhfabrikation thematisiert.
Im Uedemer Hochwald findet sich eine europaweit einzigartige Ansammlung von 13 römischen Übungs-Marschlagern, die während Manövern in der Zeit zwischen 1. und 3. Jahrhundert errichtet wurden und noch mit bis zu 0,5 m hohen Wällen außergewöhnlich gut erhalten sind[16][17]. Sie wurden von vermutlich in Xanten (Vetera Castra) stationierten römischen Soldaten erbaut, indem um ein rechteckiges Areal ein Spitzgraben ausgehoben und der Auswurf auf der Innenseite zu einem Wall aufgeschüttet wurde. Auf den Wall wurden zusätzlich angespitzte Holzpfähle (Pilum murale) gesteckt und untereinander verbunden. Charakteristisch für die Lager sind die abgerundeten Ecken und ein Eingang mit vorgelagertem Wallknick, der ein Stürmen der Tore verhinderte. Ein relativ gut vom Weg aus zu erkennender Wall mit Graben liegt an der Südwestecke der ersten Wegkreuzung des Forstweges, der vom Nordwestrand des Waldes bis zu dem Parkplatz am Bohrloch führt. Bislang (2023) gibt es allerdings keine Hinweisschilder, die Wandernden die Sensation erläutern. Die Erschließung der Fundplätze durch Vermittlungs- und Präsentationsangebote ist jedoch in Vorbereitung[18]. Es sind keine Pläne bekannt, ein Stück Spitzgraben mit Wall und Pilum murale zu touristischen Zwecken zu rekonstruieren.
Im Westteil des Uedemer Hochwaldes befindet sich ein bedeutendes Hügelgräberfeld, vermutlich aus der Hallstattzeit.[19] Läuft man vom Parkplatz der Straße Am Hochwald in nordöstliche Richtung, läuft man nach rund 300 Metern auf das Waldstück zu. Weiter nach Nordosten gehend passiert man mehr als 40 mit Dünensand aufgeschüttete Grabhügel, die im Wald abseits des Weges zu erkennen sind. Zwischen ihnen befinden sich weitere kleine, kaum noch erkennbare Erderhebungen, so dass von einer Gesamtzahl von über 200 Gräbern ausgegangen wird.[19] Bislang (2023) fehlen Informationstafeln, die das Auffinden erleichtern und die Bedeutung im Ausgang der Niederrheinischen Grabhügelkultur erläutern könnten. Pläne, einzelne Hügel zur Anschauung freizuschneiden und wie beispielsweise in Belginum wieder mit Gras zu bepflanzen, sind bislang nicht bekannt geworden.
Wirtschaft und Infrastruktur
Wirtschaft
Die traditionelle Industrie in Uedem bestand aus Schuhfabriken und landwirtschaftsbezogenen Verarbeitungsbetrieben.
Außer einer Fabrik für Arbeitssicherheitsschuhe, einer kleineren Werkstatt für orthopädische Schuhe und einem Schuhgroßhandel ist von der ehemals blühenden Schuhindustrie nichts geblieben.
Ortsansässig sind ein Automobilzulieferer, eine Firma für Großelektroanlagen- und Leitungsbau, Steuerungstechnik und Schaltschrankanbau, ein Kartoffelgroßhandel sowie eine Spedition. Die Landwirtschaft spielt weiterhin eine Rolle, dazu kommt ein ländlicher Tourismus mit Reiterhöfen und Ferien auf dem Bauernhof.
Ein weiterer Wirtschaftsfaktor ist in Uedem die Bundeswehr/NATO.
In einem „Friedenspalast“ betreibt die Maharishi Weltfriedens-Stiftung ein Ayurveda-Gesundheitszentrum.
Verkehr
Straßenverkehr
Der östliche Teil der Schustergemeinde wird täglich durch mehr als 10.000 Fahrzeuge belastet,[20] da die ehemals außerhalb des Ortes verlaufende Umgehungsstraße L5 (Am Kirchhecken/Gustav-Adolf-Straße) durch die fortgeschrittene Ausdehnung der Wohngebiete inzwischen wieder innerorts verläuft. Der Zustand der stark belasteten Straße verschlechtert sich dabei stetig, was eine zunehmende Belastung der Anwohner durch Lärm, Staub und Erschütterungen mit sich bringt. Die angespannte Situation hat mittlerweile eine Interessengemeinschaft gegen die Verkehrsbelastung hervorgebracht.[21] Die Verkehrsinfrastruktur am Niederrhein ist in der Ost-West-Achse unterentwickelt, somit werden alle kleinen Ortschaften durch den Querverkehr zwischen den Autobahnen A 3 und A 57 sowie überregional zwischen dem niederländischen Raum und dem Münsterland stark belastet. Eine neue, nördlich geplante Ortsumgehung für Uedem (L5n) wurde aufgrund fehlender Landesmittel ausgesetzt, der Ausbau der Ost-West-Trasse B 67 als B 67n südlich von Uedem soll dagegen nach den bisherigen Plänen bis 2018 realisiert sein.[22]
Uedem ist durch die Bundesautobahn 57 (E 31) mit einer Abfahrt im Stadtgebiet und die Bundesstraße 67 an das Fernstraßennetz angebunden.
Schienenverkehr
In Uedem gibt es keinen Schienenverkehr mehr. Nach den Kriegszerstörungen im Jahre 1945 (Schlacht im Reichswald) wurde der Verkehr von Uedem über Uedemerfeld, Uedemerbruch und Labbeck nach Xanten und Wesel nicht wieder aufgenommen. Der Personenverkehr auf einem Teilstück der Boxteler Bahn von Goch nach Uedem wurde am 26. Mai 1963 eingestellt und der Güterverkehr 1966.
Internet
2016 begann die Deutsche Glasfaser eine Nachfragebündelung mit Unterstützung der Bürgerinitiative Glasfaser Stammtisch Uedem[23]. Es soll in den Bereichen von Uedem-Ost, Keppeln und Uedemerbruch 2017 mit der Erschließung der Haushalte mit Glasfaser, so genanntes FTTH, begonnen werden.[24]
Gerhard Aymans (* 1931 in Keppeln; † 8. Mai 1996 in Bonn), Professor für Wirtschaftsgeographie an der Universität Bonn
Werner van Briel (* 1938 in Kleve), langjähriger Bürgermeister (1979–2004) und Leiter der Geschwister-Devries-Grundschule, seit 2004 Ehrenbürger der Gemeinde Uedem
Ingrid Stampa (* 1950), Musikprofessorin und Haushälterin von Joseph Ratzinger, nach dessen Papstwahl Vatikan-Mitarbeiterin
Klaus Martens (* 1954), Journalist, Filmemacher und Buchautor
Hermann Gröhe (* 1961), Politiker der CDU, Staatsminister im Bundeskanzleramt 2008–2009, 2009–2013 Generalsekretär der Bundes-CDU und 2013–2018 Bundesgesundheitsminister
↑Frank Siegmund: Merowingerzeit am Niederrhein. Rheinische Ausgrabungen 34. Rheinland-Verlag, Bonn 1998, ISBN 3-7927-1247-4, S. 433 mit Taf. 214.
↑Glöckner, Karl, Codex Laureshamensis: 01. Band - Einleitung Regesten Chronik , Darmstadt 1929, S. 317; Chronik, 33 (Reg. 3468), „Donatio Ansfridi Palatini comitis, in Geizefurt“
↑Heinrich Dittmeier, Die linksrheinischen Ortsnamen auf -dorf und -heim. Rheinisches Archiv 108. Bonn 1979, S. 89
↑Friedrich Wilhelm Oediger, Die Kirchen des Archidiakonats Xanten. Bonn 1969, S. 285–286; Hans Erich Kubach, Albert Verbeek, Romanische Baukunst an Rhein und Maas. Berlin 1976, S. 1155–1156. - Die heutige Kirche ist ein Neubau aus dem Jahr 1885/86.