Im Februar 1944 hatte Flensburg nur ungefähr 60.000 Einwohner.[6] Doch viele Menschen aus den Deutschen Ostgebieten flüchteten in der Zeit danach vor der anrückenden Roten Armee[7] und gelangten mit Trecks, mit der Eisenbahn oder mit Schiffen nach Flensburg.[6] Das Trampedachlager gehörte am Ende des Zweiten Weltkrieges zum Sonderbereich Mürwik, des letzten Rest des NS-Staates. In der nahegelegenen Marinesportschule befand sich die letzte Reichsregierung, die erst am 23. Mai 1945 von britischen Soldaten verhaftet wurde.[8][9] Bis zum Ende Juli 1945 erhöhte sich die Flensburger Bevölkerung noch auf 102.000 Einwohner (vgl. Einwohnerentwicklung von Flensburg).[6] Für viele der Flüchtlinge endete die Flucht in einem der Barackenlager Flensburgs und für einige in der Trampedachsiedlung.[7] 1948–1951 bekamen verschiedene Familien eine Wohnung in der Trampedachsiedlung, es gehörten offenbar Familien von Bundesbediensteten zu ihnen.[10][11]
Seit dem März 1946 befand sich in der Marineschule die neugegründete Pädagogische Hochschule der Stadt, die sich an ihrem späteren Standort beim Volkspark, den sie 1959 bezog, zur Universität Flensburg entwickelte. 1950 bezog zudem die Zollschule Flensburg Räumlichkeiten der Marineschule.[1] Ungefähr unterhalb des Trampedachlagers am Fördeufer lag damals das Mürwiker Freibad, bei dem unklar ist, wann es eingerichtet wurde. Es wurde aber in dieser Zeit nach dem Krieg von der Flensburger Bevölkerung stark genutzt. Nur wenig ist heute noch über das Lagerleben von damals bekannt. Ein Geburtstagsgruß von 1956 aber berichtet beispielsweise von der Flüchtlingsfamilie Steinwender aus dem Memelland.[12] Seit den 1950er Jahren bemühte sich die Stadt, die Wohnumstände der Flüchtlinge in den verschiedenen Flensburger Lagern zu verbessern, um die Flüchtlingslager der Stadt schließlich schrittweise auflösen zu können. Die letzte Flüchtlingsbaracke Flensburgs in der Westerallee konnte aber erst im Jahre 1966 geräumt werden.[13][14] Wann das Trampedachlager seine Funktion als Wohnsiedlung verlor, ist nicht genau bekannt. Am 7. August 1956 bezog die Bundesmarine das Gelände der Marineschule Mürwik und übernahm offenbar in dieser Zeit auch das Trampedachlager als Unterkunftsmöglichkeit.[1] Das erwähnte Freibad wurde irgendwann nach 1965 wegen Baufälligkeit von der Marine abgerissen.[15] Zuvor, im Jahr 1963, war das städtische Hallenbad im Bahnhofsviertel in der Südstadt eröffnet worden.[16]
Das Trampedachlager war lange Zeit noch komplett erhalten und wurde unter Denkmalschutz gestellt. Zwischen 2012 und 2013 wurden fünf der sieben Baracken aber abgerissen.[17][11] Die Umrisse der abgerissenen Baracken wurden durch neu verlegte Steine im entstandenen militärischen Übungsplatz kenntlich gemacht. Es wurde zudem beschlossen, in einer der Baracken ein Museum einzurichten.[18][11] Direkt unterhalb, wenige Meter entfernt vom Tramepdachlager, befindet sich seit 2012 der Gorch-Fock-Übungsmast für die Kadetten der Gorch Fock, wodurch das Trampedachlager von der gegenüberliegenden Wasserseite, beispielsweise dem Ostseebad, seitdem trotz des umliegenden Baumbewuchses recht gut lokalisierbar ist.[19]
↑ abLutz Wilde: Stadt Flensburg (= Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland / Kulturdenkmale in Schleswig-Holstein. Band2). Wachholtz, Neumünster 2001, ISBN 3-529-02521-6, S.536.
↑Broder Schwensen: Marineschule Mürwik. In: Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte (Hrsg.): Flexikon. 725 Aha-Erlebnisse aus Flensburg! (= Schriftenreihe der Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte). Band71. Flensburg 2009, ISBN 978-3-925856-61-7.
↑Memeler Dampfboot: Wir gratulieren ..., vom 5. Oktober 1965, Seite 245 beziehungsweise Seite 9 des PDF; Zitat: „Helene Steinwender, geb. Meyer, zu ihrem 70. Geburtstag am 6. Oktober. Sie wohnte mit ihrer Familie früher in Memel, [...] Ihr Ehemann, der schon in der Heimat verstorben ist, hatte zuletzt eine Bierstube [...] Wenn ihre Gesundheit durch einen im November 1955 erlittenen Unfall auch etwas nachgelassen hat, so ist sie doch noch geistig überaus rege und an allen Geschehnissen interessiert. Sie wohnt jetzt in ihrem neuen Heim bei ihrer ältesten Tochter Gertraud in Flensburg-Mürwik, Trampedach-Siedlung 5 und wird dort liebevoll auch noch von ihrer Schwester Emly und Schwager Willy Takkin betreut. Die zweite Tochter Eleonore ist in Hamburg beschäftigt, während ihr einziger Sohn Hans mit seiner Familie in Herringen b. Hamm lebt. Wir wünschen dem Geburtstagskind von Herzen alles Gute und weiterhin beste Gesundheit.“
↑Gerhard Paul und Broder Schwensen (Hrsg.): Mai '45. Kriegsende in Flensburg, 2015, Seite 176 f.