Theophilus Wilhelm Frese (Freese sowie Friese schrieb er sich selbst) (* 20. Dezember 1696 in Bremen; †1763) war ein in Bremen ansässiger Steinbildhauer und Elfenbeinschnitzer.
Frese – Sohn des Pitschierstechers (Siegelschneiders) Wilhelm Frese – wurde in Bremen getauft. Über seine Ausbildung ist wenig Sicheres bekannt. Seine späteren, minutiös ausgearbeiteten Kleinplastiken machen eine Ausbildung in der Steinschneider-Werkstatt seines Vaters wahrscheinlich. Eine anschließende Lehre bei dem Bremer Steinhauer Johann Mentz[1] wird angenommen. Auch eine Reise nach Italien ist überliefert[2]. Eine stilistische Nähe zu den Bildhauerarbeiten von Johann Baptist Xavery und F. Duquenois lässt auf künstlerische Kontakte zu niederländischen Künstlern schließen. Wie andere Steinhauer auch, dürfte Frese am Handel mit Obernkirchener Sandstein („Bremer Stein“) beteiligt gewesen sein.
Ab 1721 sind frühe Arbeiten in Stein überliefert, 1726 datiert ist die als verkapptes Selbstbildnis angesprochene Elfenbeinbüste in Braunschweig[3]. Seit 1727 betrieb Frese eine Werkstatt auf dem Teerhof in Bremen, wo er schon 1729 ein „neu erbautes Haus“ besaß und 1737 20 Mitarbeiter beschäftigte.[4] 1728 wurde Frese vom Bremer Rat „wegen seiner besonderen Kunst und Geschicklichkeit“ zum Freimeister ernannt und trat 1732, um Gesellen halten zu können in das Steinhaueramt ein, wo er es in den Jahren 1744 und 1759 sogar zum Altmeister dieser Bildhauerzunft brachte. Zu seinen Gesellen gehörte bis ca. 1738 Christian Romain[5], einem Bildhauer vermutlich südniederländischer Herkunft, von dem man einige signierte Gartenfiguren aus den 1730er Jahren kennt.
Werk
Frese arbeitete schon früh für öffentliche Auftraggeber. Hinzu kamen Fassadendekorationen und Gartenfiguren für das wohlhabende Bremer Bürgertum. Einige seiner Kleinplastiken in Elfenbein fanden den Weg in die Kunstkabinette norddeutscher Fürsten (Braunschweig, Schwerin), doch die überwiegende Zahl dieser Arbeiten (soweit sie heute noch erhalten und bekannt sind) ging nach seinem Tod aus seinem Nachlass in bremische Hände über und blieb als Sammlung beisammen, die heute im Focke-Museum verwahrt wird. In den meisten Figürchen und kleinen Büsten ist allegorischer Hintersinn enthalten, so lassen sich die Putten den Jahreszeiten zuordnen; die als Pendants gearbeiteten Büsten des alten Mannes und einer jungen Frau geben eine noch im kleinen Format eindringliche Gegenüberstellung der Lebensalter. Auch in seinen sonstigen Elfenbeinarbeiten klingt immer wieder das Thema Alter und Vergänglichkeit an, wie ja auch seine Putten eine merkwürdig ältliche, melancholische Physiognomie zur Schau tragen. Die folgende Liste berücksichtigt nur die heute noch erhaltenen Werke.
Frese-Haus, Wohnhaus des Bildhauers, errichtet 1729/1740 auf dem Teerhof, Herrlichkeit 3, mit der Inschrift über der Tür: „So geths in der Weldt“ (abgebrochen und eingelagert).
Venus und Amor in der Schmiede des Vulkan; Justitia, Apoll und Minerva; Das Urteil des Paris; drei Marmorreliefs von 1730 für einen Ofenfuß im Bremer Rathaus, jetzt Focke-Museum Bremen (Schaumagazin)
Flora (Allegorie des Frühlings), um 1750, Focke-Museum
Zwei mit Jahreszeitenreliefs geschmückte Pfeiler, um 1750, Focke-Museum
Epitaph für Henry Voguell, 1754, im Bremer St.-Petri-Dom
8 von ehem. 12 Gartenfiguren im Schlosspark Exten bei Rinteln (Privatbesitz)[8]
Fassadendekor aus dem Jahr 1755 am Haus Markt 12 (Filiale der Sparkasse Bremen): das Dekor stammt vom zerstörten Hoffschlaegerschen Haus, Schlachte 31 B.
Opferstock aus St. Stephani, Bremen (heute im Landesamt für Denkmalpflege).
Kleinplastiken
Die Jahreszeiten, vier Alabaster-Büsten, Focke-Museum
Kopf eines Bettlers, Elfenbeinbüste, 1726, Braunschweig, Herzog Anton Ulrich-Museum
Albert Schröder: Theophilus Wilhelm Frese als Elfenbeinplastiker. In: Niedersachsen 29, 1926, S. 657–662.
Rudolf Stein: Das Sparkassenhaus am Markt zu Bremen. Schünemann, Bremen 1958.
Jörg Rasmussen: Barockplastik in Norddeutschland, Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg 1977, S. 561–568. Nachtrag dazu in: Jahrbuch der Hamburger Kunstsammlungen 23, 1978, S. 207.
Andreas Kreul: "So geths in der Weldt. In: Kunst und Bürgerglanz in Bremen. Hauschild, Bremen 2000, ISBN 3-89757-063-7, S. 158–163 (=Veröffentlichungen des Bremer Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte, Focke-Museum 102), (Ausstellungskatalog, Focke-Museum. Bremer Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Bremen 2000).
↑Adam Storck, Ansichten von Bremen, Bremen 1822, S. 484 hielt Romain noch für den Lehrmeister Freses
↑Hurm: Beschreibendes Verzeichnis der Gemälde und Bildhauerwerke des Kunstvereins, Bremen 1892, S. 142
↑J.C.Bosse: Der Dom zu Bremen, Königstein 1989, Abb. S. 69
↑Der Hinweis beruht auf einem unveröffentlichten Dossier (Focke-Museum, Obj.-akte 04881, von W. Dilloo, Düsseldorf 1990), das auch die archivalischen Nachweise enthält.