Theodor Leipart wurde als Sohn des aus Auerbach/Vogtl. stammenden Schneidermeisters und Damenschneiders (Ernst) Alexander Leipart (1831–1885) geboren, der schon in den 1860ern bis zu seinem Tod mit einer „Bettfeder-Reinigungs-Anstalt“ umher gereist war,[1] und der Neubrandenburger Drechslertochter Wilhelmine (Charlotte Friederike), geb. Schmidt. Wegen des Reisegewerbes seines Vaters wuchs Leipart bei seinen Großeltern mütterlicherseits in Neubrandenburg auf. Er besuchte die Mittelschule seiner Geburtsstadt und wurde 1881 in Neubrandenburg konfirmiert.
Nachdem er in Hamburg das Handwerk des Drechslers erlernt hatte, schloss er sich 1886 der sozialdemokratischen Gewerkschaftsbewegung an. Von 1893 bis 1908 war er 2. Vorsitzende des Deutschen Holzarbeiterverbandes. Nach dem Tod von Karl Kloß im Jahre 1908 wurde er Vorsitzender der Gewerkschaft und zugleich Vorsitzender des Holzarbeitervereins Stuttgart.
Leipart war einer der „Nur-Gewerkschafter“ unter den deutschen Sozialdemokraten, die als einzige Aufgabe der Gewerkschaften, die Verbesserung der Lage der Arbeiter im Kapitalismus sahen und für die politische Neutralität der Gewerkschaften eintraten. Während des Ersten Weltkrieges gehörte er zu den Befürwortern der Burgfriedenspolitik.[2]
In einer Grundsatzrede äußerte Leipart am 14. Oktober 1932 in der Bundesschule des ADGB in Bernau bei Berlin, dass die Gewerkschaften nicht länger geneigt seien, „Parteifesseln zu tragen“. Mit dieser äußerst vorsichtigen Formulierung distanzierte er sich aus der Sicht der Nationalsozialisten von der SPD, der die ADGB-Gewerkschaften traditionell nahestanden.
Leipart bemühte sich zusammen mit Wilhelm Leuschner, eine Fusion der beiden größten freien deutschen Gewerkschaften zu erreichen, um die Position der Gewerkschaften und damit der Arbeiterschaft im Deutschen Reich zu festigen.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten bemühte er sich als Vorsitzender des ADGB zunächst um Einvernehmen mit der neuen Staatsführung unter Adolf Hitler, was dazu beitrug, dass aus den Reihen der Gewerkschaften ein entschlossener Widerstand gegen die Nationalsozialisten ausblieb. Unmittelbar nach dem Tag der nationalen Arbeit kam Leipart am 2. Mai 1933 zusammen mit Leuschner im Rahmen der Zerschlagung der Gewerkschaftsbewegung in sogenannte Schutzhaft und wurde misshandelt. Wenig später wurde er auf Betreiben seiner Frau und aufgrund seiner schlechten gesundheitlichen Konstitution nach einem Krankenhausaufenthalt aus der Haft entlassen.
Im Jahre 1936 wurde Leipart wegen angeblicher Veruntreuung von Gewerkschaftsgeldern als Wahlkampfhilfe für die SPD der Prozess gemacht. Er hielt an seinem neuen Wohnort Berlin engen Kontakt mit seinen Freunden und ehemaligen Kollegen, die zum Teil im aktiven Widerstand waren. Für die geplante Einheitsgewerkschaft wurde er weiterhin trotz seines hohen Alters als potentielles Führungsmitglied gehandelt.
1946 trat Leipart der SED bei und setzte sich für die Bildung einer Einheitsgewerkschaft ein.
Theodor Leipart der Gewerkschaftspapst. In: O. B. Server: Matadore der Politik. Universitas Deutsche Verlags-Aktiengesellschaft, Berlin, 1932. S. 20 ff.
Ulla Plener: Theodor Leipart – Persönlichkeit, Handlungsmotive, Wirken, Bilanz. Ein Lebensbild mit Dokumenten; (1867-1947). ** Band 1: Biographie. (Berlin 2000)
Band 2: Dokumente. (Berlin 2001).
Ulla Plener: Theodor Leipart (1867-1947). Emanzipatorisch – antikapitalistisch – gewaltfrei – reformorientiert. Berlin 2000.
Frank Raberg: Biographisches Handbuch der württembergischen Landtagsabgeordneten 1815–1933. Im Auftrag der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg. Kohlhammer, Stuttgart 2001, ISBN 3-17-016604-2, S.500.
Theodor Leipart. In: Ludwig Rosenberg, Bernhard Tacke (Hrsg.): Der Weg zur Einheits-Gewerkschaft. Düsseldorf o. J., S. 89.
Michael Ruck: Leipart, Ernst 'Theodor' Eduard (1867-1947). In: A. Thomas Lane u. a. (Hrsg.): Biographical Dictionary of European Labor Leaders. Bd. 1. Westport, Ct./London 1995. ISBN 0-313-29899-8, S. 559–560.
↑Zahlreiche Nachweise für zeitweilige Aufenthalte mit ständig wechselnden Quartieren in der Neubrandenburger Zeitung, 1863-1885. Alexander Leipart starb Anfang April 1885 in Neubrandenburg; seine Witwe kündigte im Folgejahr ihren Fortzug an.
↑Karl H. Schneider: Theodor Leipart in Lexikon linker Leitfiguren, Hrsg.: Edmund Jacoby, Büchergilde Gutenberg, Frankfurt am Main 1988, S. 225
↑Moritz Julius Bonn: So macht man Geschichte. Bilanz eines Lebens. List, München 1953. S. 328.