Der Platz wurde von 1904 bis 1908 im Rahmen der Bebauung Neu-Westends als Schmuckplatz angelegt und erhielt den Namen Reichskanzlerplatz. Anfangs war der Platz noch unbebaut, neben dem seinerzeit neu errichteten U-Bahnhof befand sich lediglich am Nordostende die um 1890 im Stil eines Märchenschlosses erbaute Villa Tanneck. Bis zum Ersten Weltkrieg wurde sie als Mädchenpensionat genutzt.
Am 21. April 1933 wurde der Platz in Adolf-Hitler-Platz umbenannt. Bei den Planungen Hitlers und seines Baumeisters Albert Speer, Berlin in eine „Welthauptstadt Germania“ umzuwandeln, war der Platz als Westende der Ost-West-Achse vorgesehen. Die für den Platz projektierten Monumentalbauten, unter anderem ein Denkmal von Benito Mussolini, wurden allerdings nie fertiggestellt. Dabei war auch eine Umbenennung in Mussoliniplatz vorgesehen. Ein zentralerer projektierter Platz nahe dem Reichstagsgebäude sollte dafür nach Hitler benannt werden. Am 31. Juli 1947 bekam er offiziell seinen ursprünglichen Namen Reichskanzlerplatz zurück.[1] Sechs Tage nach dem Tod von Theodor Heuss, dem ersten deutschen Bundespräsidenten, erhielt der Platz am 18. Dezember 1963 seinen heutigen Namen.
An der Nordseite des Platzes mietete Magda Quandt nach der Trennung von ihrem ersten Ehemann ab 1929 eine Wohnung.[2]
Im Jahr 1970 wurde das am Ostrand des Platzes gelegene 18-geschossige Fernsehzentrum fertiggestellt, in das der Sender Freies Berlin (SFB) einzog. Nachfolger des SFB ist seit 1. Mai 2003 der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB). In unmittelbarer Nähe des Platzes befindet sich das 1930 gebaute Haus des Rundfunks. Es ist der Hauptsitz des RBB. Direkt gegenüber liegt das Berliner Messegelände.
Denkmale und Kunstwerke
Auf dem Theodor-Heuss-Platz brannte von 1955 bis 2022 die Ewige Flamme als Denkmal für die Opfer von Flucht und Vertreibung. Der Kulturausschuss des Deutschen Bundestages empfahl, den Erhalt des 1955 errichteten Denkmals (damals von den Landsmannschaften der deutschen Heimatvertriebenen initiiert) als gesamtstaatliche Aufgabe zu sehen. Die Flamme wird von der Gasag unterhalten und finanziert. Im Juli 2019 wurden Schäden an den Leitungen festgestellt; zur Durchführung der Reparaturen wurde die Flamme gelöscht, sollte aber bis zum Tag der Heimat am 31. August wieder in Betrieb gehen. An diesem Tag erfolgt die traditionelle Kranzniederlegung an dem Mahnmal.[3] Die ewige Flamme wurde durch die GASAG AG am 30. September 2022 infolge des Ukrainekrieges gelöscht. Zwei Wochen später wurde die Flamme auf Betreiben von Franziska Giffey wieder entzündet. Der Energieverbrauch der Flamme beträgt 210 MWh im Jahr.[4]
Seit 1995 steht auf dem Theodor-Heuss-Platz auch die Brunnenskulptur Blauer Obelisk der Berliner Künstlerin Hella Santarossa.
Am Ostrand des Platzes, gegenüber der Einmündung der Masurenallee, wurde 1989 das aus zwei Skulpturen bestehende Ensemble Zwei Köpfe des Bildhauers Rainer Kriester aufgestellt. Es besteht aus der weißen Skulptur Großer verschnürter Kopf und ihrem schwarzen Gegenüber Großes Berliner Kopfzeichen.
Reichskanzlerplatz, 1907
Kriegsschäden auf der Nordseite des Reichskanzlerplatzes, im Hintergrund rechts die Ruine der Villa Tanneck, 1948
Gedenktafel anlässlich der Umbenennung nach Theodor Heuss
Straßenbahnzug der Linie 75 am Theodor-Heuss-Platz, im Hintergrund steht der Funkturm, 1964