Die in einer Höhe von ca. 370 m auf dem Nordufer des Tajo nahe der Einmündung des Río Alberche gelegene Stadt ist gut 115 km in südwestlicher Richtung von Madrid entfernt; die Provinzhauptstadt Toledo liegt ca. 80 km östlich. Das Klima im Winter ist kühl, im Sommer dagegen gemäßigt bis warm; die geringen Niederschlagsmengen (ca. 355 mm/Jahr) fallen – mit Ausnahme der nahezu regenlosen Sommermonate – verteilt übers ganze Jahr.[3]
Aufgrund der Mechanisierung der Landwirtschaft, der Aufgabe bäuerlicher Kleinbetriebe und dem damit einhergehenden Verlust an Arbeitsplätzen auf dem Lande ist die Bevölkerungszahl der Gemeinde seit den 1950er Jahren auf knapp 90.000 Einwohner deutlich angestiegen, seit 2010 sinkt die Einwohnerzahl leicht.
Wirtschaft
Talavera de la Reina ist ein Handels- und Verarbeitungszentrum in einer landwirtschaftlich geprägten Umgebung. Wichtige Wirtschaftszweige sind Textilindustrie, Maschinenbau und Lebensmittelproduktion (z. B. Speiseöl). Bekannt ist die Stadt für ihr Kunsthandwerk, insbesondere für Stickereien und die weltberühmte Talavera-Keramik, die wegen ihrer hohen Qualität und des künstlerischen Wertes sehr geschätzt wird.
Geschichte
Die Gegend um Talavera ist bereits seit altersher von den keltischen Volkkstämmen der Vettonen und der Carpetaner besiedelt.
Im Jahr 181 v. Chr. wurde der Ort vom ConsulQuintus Fulvius Flaccus für das Römische Reich erobert. Er trug den Namen Caesarobriga; die Westgoten nannten ihn Ebora. Der nur kurz regierende Westgotenherrscher Liuva II. (reg. 601–603) machte der Stadt eine Figur der Virgen del Prado zum Geschenk um auf diese Weise den heidnischen Kult der Göttin Ceres zu überwinden.
Im 8. Jahrhundert kamen die Mauren; an der Stadtmauer sind noch heute Spuren der damaligen Belagerung zu erkennen. Sie erbauten eine Festung (alcázar) sowie Bewässerungsanlagen und Wassermühlen. Im ausgehenden 11. Jahrhundert eroberte Alfons VI. von Kastilien und León die Stadt, die jedoch in den Jahren 1109–1113 nochmals unter die muslimische Herrschaft der Almoraviden kam.
Beim Bau der Iglesia de Santiago el Nuevo, einer überwiegend der Mudéjar-Architektur des 13./14. Jahrhunderts zugehörigen Kirche wurden auch Steine aus westgotischen und muslimischen Bauten verwendet. Das Innere der Kirche ist dreischiffig-basilikal und wird von hölzernen Dachstühlen überspannt. In der Mittelapsis erhebt sich ein sehenswerter Renaissance-Altarretabel.[7]
Die Iglesia de San Salvador verfügt über ein sehenswerte Außenapsis im Mudéjar-Stil.[8]
Gleiches gilt für die Iglesia de Santiago de los Caballeros.[9]
Für die Geschichte der Stadt bedeutsam ist auch die ursprünglich römische, im Mittelalter jedoch erneuerte Tajo-Brücke (Puente Viejo) aus dem 15. Jahrhundert.[10]
Im Museo de Ceramica Ruiz de Luna finden sich zahlreiche Objekte aus dem 15. bis 18. Jahrhundert, darunter auch die berühmten Azulejos (Kacheln).
außerhalb
Etwa 3 km südöstlich quert eine von Santiago Calatrava entworfene Brücke (Puente Castilla-La Mancha) den Tajo.
Der muslimische Wachturm des Atalaya de El Casar erhebt sich auf einem Bergrücken ca. 8 km nordwestlich der Stadt.