Nach dem Besuch einer arabisch-frankophonen Grundschule zog Ben Jelloun von seinem Geburtsort Fès nach Tanger, um dort bis zum Alter von 18 Jahren ein französisches Gymnasium (Lycée) zu besuchen. 1963 begann er ein Philosophiestudium an der Universität Mohammed V in Rabat, wo er auch seine ersten Gedichte verfasste, die in dem Sammelband Hommes sous linceul de silence 1971 erschienen sind. Nach Abschluss seines Studiums unterrichtete er Philosophie in Marokko, musste jedoch 1971 nach Frankreich emigrieren, da die Lehre der Philosophie arabisiert wurde und er dafür nicht ausgebildet war. Er wurde dort 1975 in Sozialpsychiatrie[3] promoviert, wovon auch seine Werke beeinflusst wurden (z. B. La Réclusion solitaire, 1976). Ab 1972 schrieb er regelmäßig für Le Monde.
In den folgenden Jahren veröffentlichte Ben Jelloun zahlreiche Romane, unter anderem 1985 L’Enfant de sable, womit er bekannt wurde. La Nuit Sacrée, die Fortsetzung von Enfant de sable, wurde 1987 mit dem Prix Goncourt ausgezeichnet. Damit war Ben Jelloun der erste aus Nordafrika stammende Autor, der diesen Preis erhielt. 1994 wurde er mit dem Grand Prix littéraire du Maghreb ausgezeichnet, womit er sich endgültig als französischsprachiger Autor durchsetzte.
Im Juni 2004 erhielt Ben Jelloun den mit 100.000 Euro dotierten irischen Literaturpreis IMPAC für sein Buch Cette aveuglante absence de lumière (deutsch: „Das Schweigen des Lichts“), in dem er die Zustände im – inzwischen geschlossenen – Gefangenenlager Tazmamart im Marokko der 1970er und 1980er Jahre beschreibt. Dem Roman liegen historische Ereignisse zugrunde.
Ben Jellouns Werke wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt, so zum Beispiel L’Enfant de sable und La Nuit sacrée in 43 Sprachen oder Le Racisme expliqué à ma fille in 25 Sprachen.[4] Sein Roman Les Raisins de la galère wurde außerdem in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen für das Zentralabitur 2008 und 2009 in Französisch vorausgesetzt.
Ben Jelloun lebt mit seiner Frau und seiner Tochter Mérième, an die er einige seiner Jugendbücher gerichtet hat, in Paris. In Le Racisme expliqué à ma fille (deutsch: „Papa, was ist ein Fremder?“) von 1997 erklärt er seiner Tochter – und allen anderen Interessierten – einfühlsam und dennoch sachlich, warum Rassismus entsteht und wie man dem entgegenwirken kann. Dieses Kinderbuch und L’Islam expliqué aux enfants (deutsch: „Papa, was ist der Islam?“), welche Jelloun beide als Essay schrieb, wurden zu internationalen Bestsellern.
Harmjan Dam: Sachgerechte Auseinandersetzung mit dem Islam. Ein Buch trägt bei zu mehr Verständnis, Toleranz und Weltoffenheit. In: Religion. 5–10, Heft 3, 2011, S. 40 f.
↑Johannes Röhrig: Nachwort, in: Tahar Ben Jelloun: Les Raisins de la galère. Hrsg.: Johannes Röhrig (= Universal-Bibliothek, Fremdsprachentexte. Nr.9056). Reclam Verlag, Stuttgart 1999, ISBN 3-15-009056-3, S.157–175.
↑taharbenjelloun.org: Biographie, Zugriff am 19. Januar 2014 (französisch).
↑Johannes Röhrig: Conteurs du Maghreb. Nachwort. Hrsg.: Johannes Röhrig (= Universal-Bibliothek, Fremdsprachentexte. Nr.9036). Reclam Verlag, Stuttgart 2001, ISBN 3-15-009036-9, S.135–159, hier S. 138 (Anthologie).