Die Jahresförderung beträgt 15 Millionen Tonnen Braunkohle und dient ausschließlich der Versorgung des Kraftwerks Weisweiler, das spätestens 2029 stillgelegt wird. Die Kohleflöze sind bis zu 45 Meter mächtig und liegen bis zu 230 Meter tief unter der Erdoberfläche. Der Abbau erfolgt mit Hilfe von Schaufelradbaggern, die Wiederverfüllung vor der Rekultivierung mit Absetzern. Anders als in den beiden anderen letzten Tagebauen Garzweiler und Hambach im Rheinischen Revier besteht keine Bahnanbindung, so dass die Kohle über Förderbänder zum Kraftwerk befördert wird. In diesem Betrieb sind etwa 580 Menschen beschäftigt (2020). Voraussichtlich 2030 ist der Tagebau ausgekohlt.
Die Braunkohle entstand aus weitflächigen Wäldern und Mooren, die sich in der Niederrheinischen Bucht vor 30 bis 5 Mio. Jahren entwickelten. Die Geologie der Niederrheinischen Bucht ist gekennzeichnet durch langanhaltende Senkungsbewegungen in den letzten 30 Mio. Jahren, die in dieser Region zur Ablagerung eines bis zu 1300 m mächtigen Sedimentpaketes durch die Nordsee und durch viele Flüsse geführt haben.
Der Aufschluss des Tagebaues erfolgte 1957 durch die Braunkohlen- und Brikettwerke Roddergrube AG. Bereits 1959 wurde etwa eine Million Tonnen Braunkohle für das Kraftwerk in Weisweiler abgebaut. Zwischen 1969 und 1981 war der Abbau gestundet, da die Förderung im Tagebau Zukunft-West für dessen Betrieb ausreichte. Mit zunehmender Auskohlung zogen die Abbaugeräte von dort zwischen 1981 und 1987 um.[1]
Am 12. März 2010 kam es zum Abrutschen einer Arbeitsböschung.[2]
Im Verlauf der Hochwasserkatastrophe im Juli 2021 durchbrach die Inde am 15. Juli einen Damm und lief bis zum 16. Juli unkontrolliert in den Tagebau. Der Abbaubetrieb war bereits zuvor eingestellt worden. Ein RWE-Mitarbeiter wurde vermisst gemeldet;[3] er hatte eine Planierraupe gefahren.[4] In den folgenden beiden Wochen wurde der Tagebau gesümpft und der Raupenfahrer am 22. Juli 2021 tot aufgefunden.[5]
Umsiedlung von Ortschaften
Der großflächige Abbau machte es notwendig, dass einige Ortschaften komplett aufgegeben und die Bewohner umgesiedelt werden mussten. In der Bevölkerung regte sich hiergegen teilweise vehementer Widerstand, dennoch wird die Umsiedlung von den Tagebau-Betreibern als unausweichlich angesehen, da der Kohlegewinn aus dem Tagebau rechtlich dem Wohl der Allgemeinheit diene. Die Rheinbraun AG kauft die Grundstücke und Häuser der Anwohner auf, um sie anschließend abzureißen. Wenn der gesamte Ort abgerissen ist, werden die Braunkohleflöze freigelegt und abgebaut.
Teilweise werden neue Ortschaften gegründet, die den Namen der alten Ortschaft oder Namensverbindungen wie Inden/Altdorf enthalten. Der offizielle Name des Indener Ortsteils Inden/Altdorf mit Schrägstrich ist in Deutschland selten.
Im Falle Inden untersuchen Archäologen erstmals in Deutschland – bevor der Ort abgebaggert wird – ein gesamtes Kirchspiel mit zugehörigen Dörfern und Straßen. Es handelt sich um das Kirchspiel Geuenich mit Altdorf und Inden. Anders als im Tagebau Zukunft, wo archäologische Rettungsgrabungen etwa im Kirchspiel Lohn zu spät begannen und daher „nicht optimal“ waren, begannen die Untersuchungen in Inden 1988 und damit 15 Jahre vor der Abbaggerung.[6]
Umgesiedelte Ortschaften
Inden, ehemaliger Hauptort der Gemeinde Inden – 1999 umgesiedelt – 2005 abgebaggert
Altdorf, Ortsteil von Inden – 1999 umgesiedelt – 2005 abgebaggert
Der Tagebau Inden bewegt sich ostwärts. Das heißt, dass am Ostrand des Tagebaus die Schichten über der Kohle abgetragen werden, bis diese freiliegt. Der Abraum, der dabei anfällt, wird auf der gegenüberliegenden Seite wieder aufgeschüttet und die Landschaft rekultiviert, so dass der Tagebau quasi „wandert“. Nach der Auskohlung soll der Indesche See entstehen.
Umleitung der Inde
Da der Fluss Inde das Abbaugebiet durchkreuzt, wurde ein neues Flussbett geschaffen, das den Fluss seit Ende 2005 westlich um den Tagebau herumführt.