Stolzit, auch unter verschiedenen, veralteten, bergmännischen Bezeichnungen wie Scheelbleierz, Wolframbleierz[6], Scheelbleispat(h) und Scheelsaures Blei[5] bekannt, ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfate, Selenate, Tellurate, Chromate, Molybdate und Wolframate“, genauer ein Bleiwolframat mit der chemischen Zusammensetzung β-Pb[WO4]. Er kristallisiert im tetragonalen Kristallsystem und entwickelt meist dicktafelige bis kurzsäulige oder spitze, dipyramidale Kristalle, aber auch garbenförmige bis kugelige Aggregate von graugelber, brauner, orangegelber, roter oder grüner Farbe. Die Kristallflächen zeigen einen harzigen bis diamantenen Glanz.
Stolzit kristallisiert isomorph zu Wulfenit (Pb[MoO4]) und Scheelit (Ca[WO4]), bildet also identische Kristallformen aus.
Erstmals erwähnt wird das Mineral 1820 durch August Breithaupt in seiner Publikation „Kurze Charakteristik des Mineral-Systems“, der es als tetragonalen (Scheel-)Bleispath bezeichnet.[7] Seinen bis heute gültigen Namen Stolzit erhält das Mineral 1845 durch Wilhelm Ritter von Haidinger, der es nach Joseph Alexander Stolz (1803–1896)[5] benennt.
Als Typlokalität gilt der Ort Cínovec (deutsch: Böhmisch Zinnwald) in Tschechien nahe der deutsch-tschechischen Grenze bzw. der nahegelegene, deutsche Ort Zinnwald-Georgenfeld im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge.[8]
Die strenger nach der Kristallstruktur sortierte Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Stolzit in die Abteilung der „Wasserfreien Molybdate und Wolframate mit der allgemeinen Zusammensetzung A XO4“. Dort bildet er nur zusammen mit Wulfenit eine eigene Gruppe.
Bekannt aufgrund außergewöhnlicher Stolzitfunde ist unter anderem die Sainte-Lucie Mine bei Saint-Léger-de-Peyre im französischen Département Lozère, wo Kristalle von bis zu 6 Zentimeter Größe zutage traten. Bis zu 2,5 Zentimeter große Kristalle und Kristallnadeln kennt man aus Broken Hill im australischen Bundesstaat New South Wales und Tsumeb in Namibia.[9]
Der bisher einzige bekannte Fundort in der Schweiz ist Tête Noire im Val Trient im Kanton Wallis.
Weitere Fundorte liegen unter anderem in Brasilien, Bulgarien, China, Griechenland, Italien, Japan, Kanada, Kasachstan, Mexiko, Neuseeland, Nigeria, Norwegen, Peru, Portugal, Russland, Schweden, Spanien, der Slowakei, Thailand, Tschechien, Ungarn, im Vereinigten Königreich (UK) und den Vereinigten Staaten von Amerika (USA).[10]
W. Haidinger: Zweite Klasse: Geogenide. II. Ordnung. Baryte. VII. Bleibaryt. Stolzit. In: Handbuch der Bestimmenden Mineralogie. Bei Braumüller und Seidel, Wien 1845, S. 499–506 (PDF 512 kB)
↑ abcHugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S.419.
↑ abcStolzite, In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 63,6 kB)