Ab 1107 war es ein (von Göttweig abhängiges) Benediktinerpriorat und ab 1110/11 selbstständige Abtei im Bistum Passau. Bekannt wurde das Stift durch seinen ersten Abt, Berthold von Garsten.
Seit 1490, unter Friedrich III., gehört das Gebiet zu Österreich ob der Enns. Eine bauliche Erneuerung erfolgte ab 1677 durch die Familie Carlone, die zunächst die Kirche neu errichtete und anschließend mit dem Neubau der Klosteranlage begann. Von 1708 bis 1726 wurde der Bau der Klosteranlage durch Jakob Prandtauer fortgeführt. Seit 1784 Kaiser Joseph II. die Diözese Passau zum Verzicht auf ihre Pfarren in Ober- und Niederösterreich zwang, gehörte es zur Diözese Linz.
1787 wurde die Abtei durch Kaiser Joseph II. aufgehoben.
Garsten war lange Zeit das religiöse, kulturelle und geistige Zentrum der Eisenwurzen. Teilweise erhalten sind die hochmittelalterlichen Traditionsbücher des Klosters, die knappe Aufzeichnungen zur Besitzgeschichte (etwa zur Übertragung von Grundstücken oder Personen), Schilderungen rechtlicher Auseinandersetzungen und historiographische Notizen vereinen.
Zahlreiche Pfarren im Enns- und Steyrtal waren abhängig, so etwa Molln: Über dem Portal des 1734 fertiggestellten Pfarrhofes befinden sich die Wappen des Klosters Garsten und des Abtes Konstantin Muttersgleich.[3] Der Einfluss reichte jedoch auch darüber hinaus: Seit 1163/67 war die Pfarrkirche St. Magdalena in Linz eine Garstner Eigenkirche. In Wien Nußdorf besaß das Kloster einen Weingarten und im nahen Heiligenstadt eine Badeanstalt.[4]
Stiftskirche
Die Stiftskirche und heutige Pfarrkirche Garsten wurde von der Baumeisterfamilie Carlone erbaut und zählt zu den schönsten Bauwerken des Hochbarocks in Österreich. Hervorzuheben sind Stuckarbeiten und Gobelins niederländischer Herkunft, die in der Advent- und Fastenzeit mit den vom Kremser Schmidt gestalteten Fastentüchern verhängt werden. Sehenswert sind insbesondere die Losensteiner Kapelle (Grablege der Losensteiner), die Sakristei und der Sommerchor.
Orgel
Im Zuge der Generalrenovierung der Kirche wurde auch die Berthold-Orgel erneuert. Vom alten Instrument konnten nur die beiden etwa 100 Jahre alten Orgelgehäuse von Franz Hölzl wiederverwendet werden. Alles andere wurde von Rudolf von Beckerath Orgelbau[5] neu geplant und gebaut. Die Weihe der Berthold-Orgel am 8. Dezember 2009 bildete den Abschluss der umfangreichen Renovierung der Barockkirche.
Heutige Nutzung
Seit dem Jahr 1851 befindet sich in den Gebäuden des ehemaligen Stifts eine Strafvollzugsanstalt. Die Justizanstalt Garsten gehört zu den wenigen Gefängnissen in Österreich, in denen die lebenslange Freiheitsstrafe vollzogen wird. Die ehemalige Stiftskirche dient als Pfarrkirche.
Anton Spindler, amtierte als Abt 1615–1642, wurde danach Schottenabt in Wien
Roman Rauscher, aus Hall in Tirol, lebte 29. Januar 1604 – 12. Oktober 1683, Profess 1624, Primiz 1629, Professor der Philosophie an der Universität Salzburg, Subprior 1639, Prior 1640, amtierte als Abt 1642–1683
Anselm Angerer, aus Steyr, lebte 31. März 1647 – 29. April 1715, Profess 1665, Priesterweihe 1672, Subprior 1680, Rektor der Universität Salzburg, amtierte als Abt 1683–1715
Ambros von Freudenpichl, aus Oberndorf in der Steiermark, lebte 1679 – 22. Dezember 1729, Profess 1696, Priesterweihe 1703, Professor in Salzburg, Subprior, amtierte als Abt 1715–1729
Konstantin Muttersgleich, aus Freiling, lebte 25. Mai 1685 – 13. Mai 1747, Profess 1705, Priesterweihe 1710, Schaffner 1715, Prior 1727–1730, amtierte als Abt 1730–1747
Leopold Till, aus Scheibbs, lebte 14. Juni 1688 – 16. Juni 1757, Eintritt 1710, Profess 1711, Priesterweihe 1715, 1737 Stadtpfarrer von Steyr, amtierte als Abt 1747–1757
Paul Meyer, aus Lauterbach bei Inzersdorf im Kremstal, lebte 12. Dezember 1721 – 30. Oktober 1763, Eintritt 1741, Priesterweihe 1745, amtierte als Abt 1757–1763
Maurus Gordon, aus Weyer, lebte 24. November 1726 – 17. Dezember 1786, 1745 Eintritt, 1746 Profess, 1750 Priesterweihe, amtierte als Abt 1764–1786, letzter Garstener Abt, ab 1784 auch Administrator des aufgelösten Klosters Gleink, 1787 Auflösung von Kloster Garsten.
Heinz Dopsch: Die steirischen Otakare Zu ihrer Herkunft und ihren dynastischen Verbindungen. In: Gerhard Pferschy (Hrsg.): Das Werden der Steiermark. Die Zeit der Traungauer. Festschrift zur 800. Wiederkehr der Erhebung zum Herzogtum. Verlag Styria, Graz u. a. 1980, ISBN 3-222-11281-9 (Veröffentlichungen des Steiermärkischen Landesarchives, Band 10), S. 75–139.
Siegfried Haider: Zur Garstener Äbtereihe im 12. Jahrhundert. In: Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereines. Band 149a, Linz 2005, S. 309–326 (zobodat.at [PDF]).
Karl Krendl: „... und verlobten sich hierher“. Wallfahrten im ehemaligen Stift Garsten und seinen Pfarren. Linz 2011, ISBN 978-3-902330-59-8.
Historische Landeskommission für Steiermark, Institut für Geschichte – Karl-Franzens-Universität Graz (Hrsg.): Urkundenbuch der Steiermark. Band I. Von den Anfängen bis 1192. (Empfänger: Garsten, Index der Dokumente).
Gottfried Edmund Frieß: Geschichte des Benedictiner-Stiftes Garsten in Ober-Oesterreich. In: StMBO III/2, 1882, S. 241–248.
Wolfgang Huber, Huberta Weigl (Hrsg.): Jakob Prandtauer (1660–1726). Planen und Bauen im Dienst der Kirche. Ausstellungskatalog, St. Pölten 2010, S. 115–120.
↑Garsten/Äbte. In: benediktinerlexikon.de. Abgerufen am 17. Juni 2022.
↑Konrad Schiffmann: Das Schulwesen im Lande ob der Enns bis zum Ende des 17. Jahrhunderts. In: Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereines. Band59. Linz 1900, S.17–18 und 63 (zobodat.at [PDF] Quelle zu mehreren Äbten vor 1444).