Steven Aschheims Eltern waren beide Flüchtlinge aus dem Deutschen Reich, die in Südafrika zusammentrafen und sich dort eine neue Existenz in der Textilwirtschaft aufbauten. Als Angehöriger der jüdischen Minorität engagierte er sich in der zionistischen Jugendorganisation Habonim.
Aschheim studierte von 1961 bis 1963 an der University of Witwatersrand mit einem Abschluss als B.A. und machte 1965 einen M.Sc. (Econ.) in Politischer Soziologie an der London School of Economics and Political Science (LSE). Aschheim zog nach Israel und lernte den Historiker George L. Mosse kennen, als dieser dort Gastvorlesungen gab. 1975 ging er zu ihm an die University of Wisconsin und wurde 1980 mit einer Dissertation über das Problem der Ostjuden im Deutschen Reich promoviert, wofür er seine Deutschkenntnisse intensivieren musste. Aschheim wurde durch Mosses Vermittlung Professor für jüdische Studien am Reed College und wechselte 1982 als Lecturer für deutsche Kulturgeschichte an die Hebräische Universität Jerusalem. 1998 erhielt er in Jerusalem eine volle Professur. Seine Vorlesungen hielt er zwar in Hebräisch, seine Publikationen erfolgten aber weiterhin ausschließlich in Englisch.
Aschheim ist mit der Malerin Hannah verheiratet, sie haben drei Kinder.
Schriften (Auswahl)
Brothers and Strangers. The East European Jew in German and German-Jewish Consciousness, 1800–1923. Madison 1982
Caftan and Cravat: The „Ostjude“ as a Cultural Symbol in The Development of German Anti-Semitism. In: Seymour Drescher, David Sabean und Allan Sharlin (Hrsg.): Political Symbolism in Modern Europe: Essays in Honor of George L. Mosse. Transaction Books, New Brunswick (NJ) 1982
The Nietzsche legacy in Germany : 1890–1990. Berkeley, Calif. : Univ. of California Press, 1992
Nietzsche und die Deutschen. Karriere eines Kults. Übersetzung Klaus Laermann. Stuttgart: Metzler, 1996
Culture and Catastrophe: German and Jewish Confrontations with National Socialism and Other Crises. London: Macmillan, 1996
(Hrsg.): Hannah Arendt in Jerusalem. Princeton 2001
Scholem, Arendt, Klemperer. Intimate Chronicles in Turbulent Times. Indiana University Press, Bloomington 2001
Scholem, Arendt, Klemperer : deutsch-jüdische Identität in Krisenzeiten. Übersetzung Jan Eike Dunkhase. Hamburg: Europäische Verlagsanstalt, 2023
In Times of Crisis: Essays on European Culture, Germans and Jews. Madison: University of Wisconsin Press, 2001
Beyond the Border. The German-Jewish Legacy Abroad. Princeton: Princeton University Press, 2007
Steven E. Aschheim: The Tensions of Historical Wissenschaft. The Emigré Historians and the Making of German Cultural History, in: Andreas W. Daum, Hartmut Lehmann, James J. Sheehan (Hrsg.): The Second Generation: Émigrés from Nazi Germany as Historians. With a Biobibliographic Guide. New York: Berghahn Books, 2016, S. 178‒196
Fragile Spaces : Forays into Jewish Memory, European History and Complex Identities. Berlin : De Gruyter, 2020