Kurfürst Johann Friedrich Karl von Ostein, der ebenfalls aus Amorbach stammte, bestimmte ihn zum Erzieher seines Neffen Philipp Karl und verschaffte ihm 1751 eine Domizellarius-Präbende am Stift St. Maria ad Gradus. Dort war er zwischen 1762 und 1783 auch Dekan.
Durch sein ausführliches Studium des kanonischen Rechtes befähigt, wurde er 1758 Geistlicher Rat und in das Generalvikariat, die zentrale Verwaltungsbehörde des Erzstifts, berufen. Hier brachte er es 1767 bis zum Fiskalis maior, einem Amt zur Überwachung des religiös-sittlichen Lebens und zur Ahndung der Nichtbefolgung geistlicher Verordnungen. 1770 wurde er schließlich Offizial, der neben dem Generalvikar der höchste geistliche Beamte im Erzstift war. Besonders im kirchlichen Eherecht und in kirchlichen Rechtsangelegenheiten suchte man seinen Rat.
Rund 800 Bände aus der Gelehrtenbibliothek Würdtweins befinden sich geschlossen in der Martinus-Bibliothek. Im Rahmen eines DFG-Projekts werden am Beispiel von Stephan Alexander Würdtwein Pränumerationen und Briefwechsel als Prinzipien wissenschaftlichen Publizierens im 18. Jh. am Mainzer Institut für Buchwissenschaft erforscht.[2][3]
Ein Porträt des berühmten Gelehrten aus dem Jahre 1784 vom kurpfälzischen Hofmaler Johann Wilhelm Hoffnas (1727–1795) wurde durch den Mainzer Buchwissenschaftler Franz Stephan Pelgen in Worms entdeckt, in neunmonatiger Arbeit durch die Restauratorin, Benediktinerschwester Johanna aus dem Kloster Engelthal restauriert und befindet sich seit Juni 2012 als Dauerleihgabe der Stadt Worms in der theologischen Martinus-Bibliothek in Mainz, Grebenstr. 8. Der Porträtierte trägt Chorherrenkleidung und hält ein Buch in der Hand, dessen Lektüre er gerade unterbrechen zu scheint.[4]
Werke
Elenchus conciliorum Moguntinorum (1761)
Concilia Moguntina (1766)
Tres epistulae ad L.B. Karl Ant. de Dalberg de conciliis Moguntinis (1766)
Notitiae Historico diplomaticae de Abbatia Ilbenstad Ordinus Praemonstratensis in Wetteravia (1766)
Dioecesis Moguntina in Archidiaconatus distincta I-IV (1767–1790)
Mainzer Münzen des mittleren und jüngeren Zeitalters zum Behuf der Geschichte des Vatterlandes, Mannheim 1769. Digitalisat bei der Bayerischen Staatsbibliothek
Abh. über den literar. Zusammenhang der jetzigen u. vorigen Zeiten in der Pfalz, 1791
Monasticon Palatinum I-VI, 1792–1796
Monasticon Wormatiense, Ladenburg 1795
Chronicon diplomaticon Monasterii Schoenau in Sylva Odoniana ord. Cisterciensis, 1793
Literatur
Helmut Mathy: Über Leben u. Werk des Stephan Alexander Würdtwein (1722-1796), in: Mainz. Vierteljahreshefte für Kultur, Politik, Wirtschaft, Geschichte. ISSN0720-5945, 10. Jg. 1990, Heft 2, S. 84–88.