Sophie Charlotte zu Mecklenburg ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel. Zur Person, die durch Heirat einen ähnlichen Namen hatte, siehe Charlotte Sophie von Sachsen-Coburg-Saalfeld.
Ihr Bruder Adolf Friedrich (IV.) erbte 1752 das (Teil-)Herzogtum Mecklenburg-Strelitz und die Familie zog von Mirow nach Neustrelitz. Charlotte erhielt eine vorzügliche Ausbildung. Unter ihren Lehrern befand sich auch die Dichterin Friderike Elisabeth von Grabow, genannt die „Sappho von Deutschland“. Charlotte beherrschte bald mehrere Sprachen und wurde in naturwissenschaftlichen, musischen und hauswirtschaftlichen Fächern gleichermaßen ausgebildet. Zudem war sie eine geistvolle Briefschreiberin. Ein fiktiver Brief an den preußischen König, in dem sie sich über das Betragen der preußischen Armee in Mecklenburg beschwerte, erlangte Berühmtheit, wurde gedruckt und gelangte so nach England, wodurch Prinz Georg auf die Prinzessin aufmerksam wurde. Ein solcher Brief wurde in Archiven jedoch niemals aufgefunden und gilt heute als PR-Aktion aus dem Umfeld der britischen Krone.
Im Juli 1761 wird Sophie Charlotte – in diesem Monat des Jahres 1761 noch Prinzessin zu Mecklenburg-Strelitz – in einem Bericht, der an den französischen Staatsmann Etienne–François de Choiseul d' Amboise gerichtet war, wie folgt charakterisiert:
„[Sie] ist eine ziemlich liebenswerte Person. Ihre Ausbildung ist völlig zu vernachlässigen. Ihr Geist ist einfach und ohne Eskapaden. Sie hat ein gutes Herz ... Ihr Wesen ist obwohl sanft nicht gleichgültig ... Sie ist großzügig und hat keine Ahnung vom Wert des Geldes. Sie ist schüchtern in der Fremde, aber sie spricht sehr viel, wenn sie von Menschen umgeben ist, die sie kennt ... Sie spricht ein schlechtes Französisch, aber immerhin sie spricht es. Ihre Haltung hat nichts Majestätisches, aber das ist nicht der springende Punkt. Sie ist zu Freundschaften fähig, und zu Bindungen an Personen, die sich an sie binden. Sie ist kein bisschen belesen, sie hat überhaupt keine Kenntnisse und sie wurde ohne jeden Prunk erzogen, in der Einfachheit eines kleinen Hofes. Sie hat überhaupt keine Vorstellung von Politik, und keine Idee von Intrigen oder den Interessen der Fürsten.“[1]
Earl Harcourt, der britische Gesandte, bat stellvertretend für König Georg III. um die Hand der Prinzessin und handelte mit Charlottes Mutter, die zu dieser Zeit bereits im Sterben lag, den Ehevertrag aus, der am 15. August 1761 unterschrieben wurde.
Am 17. August verließ Charlotte ihre Heimat und reiste über Hannover nach Stade, wo sie an Bord der königlichen Yacht ging. Während der Überfahrt nach England übte sie auf ihrem Cembalo „God save the King“, während alle ihre Reisebegleiter mit der Seekrankheit kämpften. Am 8. September 1761 erreichte sie den St. James-Palast, wo sie ihrem Gatten zum ersten Mal gegenüberstand. Schon am selben Abend fand in der königlichen Kapelle die offizielle Vermählung statt.
Königin
Schon früh war festzustellen, dass sich die Ehe gut anließ und beide Partner glücklich schienen. Bei einem Theaterbesuch kurz nach der Hochzeit drängte sich die Menge derart begeistert an die königliche Kutsche, dass vier Menschen dabei zu Tode gequetscht wurden.
Am 22. September 1761 wurden die 17-jährige Charlotte und ihr sechs Jahre älterer Mann gekrönt. Die junge Königin machte rasch Fortschritte im Erlernen der englischen Sprache, liebte das Kartenspiel, Ausritte zu Pferd und mochte es, die Hofgesellschaft mit Gesang und Cembalo zu unterhalten. Am 12. August 1762 gebar sie den Thronfolger, dem noch weitere vierzehn Kinder folgen sollten, zwei davon verstarben noch im Kindesalter.
Die königliche Familie lebte ein nahezu bürgerliches, einfaches und unkompliziertes Alltagsleben. König und Königin kümmerten sich intensiv um die Erziehung der Kinder. Charlotte zeigte großes Interesse am Ausbau der königlichen botanischen Gartenanlage in Kew. Ihre frühere Ausbildung bei dem lutherischen Theologen Gottlob Burchard Genzmer u. a. in Naturphilosophie, Mineralogie und Botanik kam ihr hierbei zugute. Für ihre Verdienste um die Botanischen Gärten wurde ihr später vom britischen Volk der Ehrentitel „Queen of Botany“ verliehen. Kew Gardens zählt zu den schönsten Gärten Großbritanniens, was auch dem Einfluss von Königin Charlotte zugeschrieben wird.[2][3]
1811 erlitt König Georg III., der schon früher phasenweise wegen psychischer Krankheitssymptome regierungsunfähig gewesen war, einen Rückfall, von dem er sich nicht mehr erholte. Er erblindete und war für den Rest seines Lebens vollkommen geistig verwirrt, die Aufsicht über die Person des Königs oblag bis zu ihrem Tod Charlotte. Das Paar lebte zurückgezogen in Windsor. Charlotte starb, nachdem sie 57 Jahre britische Königin gewesen war, am 17. November 1818 im Kew Palace im Kreise ihrer Kinder.
Zu Ehren von Königin Charlotte wurden mehrere Städte, Gemeinden und Landkreise in den britischen Kolonien Nordamerikas nach ihr benannt. Sieben Städte oder Gemeinden in den USA tragen ihren Namen, darunter die 1762 gegründete Stadt Charlotte im US-Bundesstaat North Carolina.
Dazu kommen weitere Ortsnamen in anderen ehemaligen britischen Kolonien, so das Fort Charlotte in Kingstown, der Hauptstadt des Karibikstaats St. Vincent.
Des Weiteren wurden die folgenden Städte, Gegenden und Plätze nach ihr benannt:
Vandalia und Charlotina (von den Briten geplante Kolonien in Nordamerika)
Ihren Namen tragen außerdem die Paradiesvogelblumen – die Strelitzien. Diesen Namen erhielten sie noch zu Lebzeiten von Königin Charlotte, 1773, von ihrem Erstbeschreiber William Aiton, dem Leiter des Botanischen Gartens in Kew bei London.
Charlotte Papendiek: Court and Private Life in the Time of Queen Charlotte: Being the Journals of Mrs Papendiek, Assistant Keeper of the Wardrobe and Reader to Her Majesty. edited by her Grand-Daughter, Mrs Vernon Delves Broughton, 2 Bände, London 1887.
Olwen Hedley: Queen Charlotte. John Murray, Januar 1975, ISBN 0-7195-3104-7.
Marita A. Panzer: Englands Königinnen. Piper, München 2006.
Friederike Drinkuth: Königin Charlotte. Eine Prinzessin aus Mecklenburg-Strelitz besteigt den englischen Thron. Thomas Helms Verlag, Schwerin 2011, ISBN 978-3-940207-72-2.
Sophie Charlotte, Herzogin zu Mecklenburg-Strelitz; Charlotte Königin von Großbritannien; Mecklenburg-Strelitz, Sophie Charlotte von (Falschschreibung)
KURZBESCHREIBUNG
deutsche Prinzessin, Königsgemahlin von Großbritannien