Sigrid Nunez’ Vater war chinesisch-panamaischer Abstammung, ihre Mutter Deutsche. Beide lernten sich am Ende des Zweiten Weltkriegs in Deutschland kennen, wo der Vater als Soldat der US-Army stationiert war. Das Ehepaar lebte zwei Jahre in Schwäbisch Gmünd und ging dann nach New York. Der Vater fand dort Arbeit in einer Krankenhausküche und als Kellner. Er sprach nur schlecht Englisch. Nunez’ deutsche Mutter lernte die Sprache zwar schnell, bereute aber, in die USA ausgewandert zu sein. Die Eltern konnten sich mangels einer gemeinsamen Sprache nur schwer miteinander verständigen.
Nunez wuchs in Staten Island in einem Wohnblock des sozialen Wohnungsbaus mit zwei Schwestern auf. Schon als Kind wollte sie Schriftstellerin werden.[1] Sie studierte am Barnard College (B.A. 1972) und erwarb an der Columbia University den akademischen Titel Master of Fine Arts. Nach dem Studium arbeitete sie zunächst als Redaktionsassistentin bei The New York Review of Books. Durch diese Arbeit kam sie in Kontakt mit der Schriftstellerin Susan Sontag.[2] Sie war eine Zeit mit David Rieff, Sontags Sohn, liiert[3] und wohnte mit den beiden in Sontags Apartment am Riverside Drive in New York.[4]
Nunez hatte verschiedene Lehraufträge in Kreativem Schreiben, so am Amherst College, am Smith College und an der Columbia University. In einem Interview gab sie zu Protokoll, jeden Tag zu schreiben, was ihr leicht falle, da sie nur halbtags als Dozentin arbeite und keine Familie habe.[1]
Ihren ersten Roman Wie eine Feder auf dem Atem Gottes veröffentlichte sie erst mit Mitte 40, 1996. Die Erzählungen darin über ihren Vater und ihre Mutter erforschten, woher sie kam und welche elterlichen Unschlüssigkeiten, Verluste und unerfüllten Sehnsüchte sie geprägt haben könnten. Der Debütroman ohne Plot erschien 2022 in neuer Übersetzung.[5][6] Das Buch war Finalist für den PEN/Hemingway Award für First Fiction und den Barnes & Noble Discover New Writers Award.[7]
↑Alexandra Alter: With ‘The Friend,’ Sigrid Nunez Becomes an Overnight Literary Sensation, 23 Years and Eight Books Later. In: The New York Times. 13. Dezember 2018, ISSN0362-4331 (nytimes.com).
↑Mareike Nieberding, Jesse Dittmar: „Der Tod zerrt an mir“. In: Süddeutsche Zeitung Magazin. 8. Juli 2021, abgerufen am 27. September 2022.
↑Mara Delius: Enthüllungsbuch: Wo die Denkerin Susan Sontag auf der Bettkante saß. In: Die Welt. 14. April 2011 (welt.de).