Borris wurde am 4. November 1906 als Sohn des Volkswirts Salomo Zuckermann und dessen Frau Martha, einer Lehrerin, in Berlin geboren. Sein Vater war 1905 anlässlich der Hochzeit mit Borris’ evangelischer Mutter vom Juden- zum Christentum konvertiert. Borris studierte zunächst ebenfalls Nationalökonomie, wandte sich aber 1927 einem Musik- und Kompositionsstudium bei Paul Hindemith zu. Ab 1929 studierte er zusätzlich Musikwissenschaft an der Friedrich-Wilhelm-Universität und wurde 1933 als akademischer Schüler von Arnold Scheringpromoviert.
Erst 12 Jahre später, 1945, konnte er an die Hochschule zurückkehren, übernahm dort eine Professur sowie den Aufbau und die Leitung des Lehrerseminars. Sein Interesse galt der Schulmusik, dem Musikernachwuchs und der Popularisierung der Neuen Musik. So komponierte er etwa Schul- und Märchenopern und schrieb Rundfunksendungen, in denen er neuzeitliche Werke popularisierte. Den damaligen Sender Freies Berlin beriet Borris in Programmfragen als Mitglied des Programmbeirates. Lange Jahre war er Präsident des Verbandes Deutscher Musikerzieher und konzertierender Künstler sowie, bis 1976, Mitglied und Präsident des Deutschen Musikrates und Vorsitzender des „Institutes für Neue Musik und Musikerziehung“ in Darmstadt. Ebenfalls war er in leitender Position in der „Arbeitsgemeinschaft Musikerziehung und Musikpflege“ tätig.
Kompositorisches Werk
Als Komponist schrieb Siegfried Borris fünf Symphonien, Suiten und Divertimenti, Konzerte für Cembalo und Flöte, Orgelmusik und Kantaten. Auch einige Werke für Zupforchester stammen von Borris. Der Schwerpunkt seines kompositorischen Schaffens lag jedoch auf dem Gebiet der Jugendoper und der Spielmusiken aller Art, wie etwa für das Akkordeon. Neben seinen Kompositionen veröffentlichte Siegfried Borris auch zahlreiche musiktheoretische Schriften.
Lob der Musik Das Musikschulwerk Bd. 4, Berlin / Leipzig 1950
Gute Nacht, liebe Kinder, Berlin 1952 (Kinderliederbuch)
Methodischer Aufbau einer ganzheitlichen Gehörbildung, in: Musik im Unterricht 47, 1956, 276ff. Ders., Ganzheitliche Hörerziehung, in: dass., 282ff.
Literatur
Tobias Knickmann: Siegfried Borris. In: Claudia Maurer Zenck, Peter Petersen, Sophie Fetthauer (Hg.): Lexikon verfolgter Musiker und Musikerinnen der NS-Zeit. Universität Hamburg, Hamburg 2016 (Online)