Böhm lebte mit seinen Eltern als Kind in Netzschkau im Vogtland, wo er auch zur Schule ging. Ab 1945 absolvierte eine Ausbildung zum Kaufmann. 1947 trat er der FDJ bei, 1948 der SED. 1948–1953 war er hauptamtlicher FDJ-Funktionär. 1953–1954 arbeitete er im Braunkohlewerk Espenhain. 1954–1958 studierte er an der Karl-Marx-Universität in Leipzig und war danach Assistent und Mitglied der Parteileitung der Fakultät für Politische Ökonomie.
Am 4. Mai 1980 fand der Sohn sein durch Kopfschüsse getötetes Elternpaar in dessen Schlafzimmer auf. Die Ermittlungen übernahm das Ministerium für Staatssicherheit (MfS). Es kam zu dem Ergebnis, dass Böhms Ehefrau ihren Mann, der seine Familie verlassen wollte, mit seiner Dienstpistole erschossen habe. Anschließend habe die Ehefrau sich mit der gleichen Waffe das Leben genommen. Die Familie Böhms bezweifelte dies. Offizielle DDR-Darstellung war 1980 ein „tragischer Unglücksfall“.[2]
Die Urnen von Siegfried und Ruth Böhm wurden in der Grabanlage Pergolenweg des Berliner Zentralfriedhofs Friedrichsfelde beigesetzt.
Im Jahr 2003 ermittelte die Bundesanwaltschaft gegen ein vermeintliches Mitglied eines Killerkommandos, das auch Siegfried Böhm auf der Liste seiner Auftragsmorde gehabt haben soll. Bundesanwaltschaft und Bundeskriminalamt (BKA) hielten es für möglich, dass Mitglieder eines mutmaßlichen Killerkommandos das Ehepaar erschossen und den Mord als Eifersuchtsdrama getarnt haben. Die Tatortfotos des MfS schlössen eine Selbsttötung durch die Lage der Leichen aus. Aussagen des Sohnes, der die Eltern fand, hätten dies bestätigt. Grund für einen Auftragsmord durch das Ministerium für Staatssicherheit könnte, so eine dpa-Meldung, ein Streit Böhms mit dem Politbüro sein.[3] So habe er als Finanzminister die dramatische wirtschaftliche Situation der DDR nicht mehr mittragen wollen. Böhm habe gedroht, den Bankrott der DDR öffentlich zu machen. Vier Tage vor seinem Tod war er den Feierlichkeiten der SED zum 1. Mai ferngeblieben.[4] Ein im September 2003 im brandenburgischen Kleinzerlang verhafteter Installateur „G.“ sollte auf Befehl der DDR-Führung 25 Menschen mit einer Makarow-Pistole erschossen haben. Im Dezember 2003 musste der Tatverdächtige aus der Untersuchungshaft entlassen werden, nachdem weder ein Beweis für die Existenz des Killerkommandos noch für ein Auftragsmordopfer erarbeitet werden konnte. Wie sich herausstellte, hatte der Installateur die Ermittlungen unbeabsichtigt ausgelöst, als er sich unbekannten Dritten gegenüber interessant machen wollte.[5]
↑Schmitt, Martin: „Vernetzte Bankenwelt. Computerisierung in der Kreditwirtschaft der Bundesrepublik und der DDR“, Frank Bösch (Hg.): Wege in die digitale Gesellschaft: Computernutzung in der Bundesrepublik 1955-1990, Göttingen: Wallstein Verlag 2018 (Geschichte der Gegenwart 20), S. 126–147. Hier: S. 143.