Shankha

Vishnu mit Schneckenhorn (shankha) und Wurfscheibe (chakra); Chola-Bronze (ca. 11. Jh.)
Vishnu mit Schneckenhorn (shankha) und Keule (gada); (ca. 10./11. Jh.)

Shankha (Sanskrit: à€¶à€™à„à€– ƛaáč…kha, hindi: à€¶à€‚à€– ƛaáč…kh, tib.: dung dkar; deutsch: ‚Muschelhorn‘ oder ‚Schneckenhorn‘) ist neben der Keule (gada), der Wurfscheibe bzw. dem Rad (chakra) und dem Lotos (padma) eines der vier Hauptattribute der Hindugottheit Vishnu. Es gehört ĂŒberdies zu den ‚Acht GlĂŒckssymbolen‘ (ashtamangalas) der drei in Indien entstandenen Religionen Buddhismus, Hinduismus und Jainismus und ist akustisch eng verbunden mit der mit tiefer Stimme artikulierten heiligen Silbe Om.

Ursprung

Das sogenannte ‚Muschelhorn‘ ist aus dem GehĂ€use der im Indischen Ozean lebenden ‚Echten Birnschnecke‘ (Turbinella rapa, syn. Turbinella Pyrum) gefertigt, welches manchmal an den KĂŒsten des Indischen Subkontinents angeschwemmt wird. Die Schnecke wird aber auch seit langer Zeit von Tauchern gejagt, denn ihr Fleisch gilt als sehr schmackhaft. Irgendwann entstand die Idee, aus dem GehĂ€use durch das Entfernen der Spitze ein Blasinstrument herzustellen, das einen außerordentlich lauten und unĂŒberhörbaren Klang hervorbringt, der sich sehr gut als militĂ€rischer Signalton eignete.[1] Deutlich spĂ€ter dĂŒrfte das Horn auch bei religiösen Zeremonien eingesetzt worden sein, wo es von Brahmanenpriestern in der Hauptsache zur Vertreibung ‚böser Geister‘ genutzt wurde.

Attribut Vishnus

In einer seiner vier HĂ€nde hĂ€lt Vishnu ein Schneckenhorn; zwei andere halten Waffen (Keule (gada) und Wurfscheibe (chakra)), die dritte Hand hĂ€lt eine LotosblĂŒte (padma). Im Zusammenhang mit den beiden Waffen wird der kriegerische Ursprung des Muschelhorns – vielleicht sogar der Gottheit selbst – deutlich. Doch wird das Instrument von Vishnu niemals eingesetzt, sondern erscheint – wie auch die ĂŒbrigen Attribute – lediglich als Macht- oder Hoheitsinsignie. Auch die Avatare Vishnus (Matsya, Kurma, Varaha, Narasimha und Krishna) werden manchmal mit einem shankha in der Hand dargestellt. In neuzeitlichen Skulpturen und Bildern hĂ€lt auch seine Gemahlin Lakshmi manchmal ein solches Schneckenhorn in ihren HĂ€nden.

Auch andere Götter Indiens (Surya, Indra, Kartikeya und Durga) werden manchmal mit einem Schneckenhorn in einer ihrer HĂ€nde dargestellt. Die fĂŒnf Pandava-BrĂŒder des Mahabharata-Epos (Yudhisthira, Arjuna, Bhima, Nakula und Sahadeva) tragen ebenfalls shankhas, deren Namen sogar erwĂ€hnt werden.

Buddhismus

In Ă€lteren buddhistischen TextĂŒberlieferungen und Darstellungen findet das Muschelhorn keine ErwĂ€hnung. Im Tibetischen Buddhismus aber auch in den ĂŒbrigen buddhistisch und hinduistisch geprĂ€gten Regionen SĂŒdostasiens wie Vietnam (teilweise auch Indonesien) war und ist es jedoch von großer zeremonieller Bedeutung. Es ist auch ein Attribut der Bhrikuti - Tara.

Höfisches Zeremoniell

In den traditionellen Hofzeremonien der buddhistisch und hinduistisch geprĂ€gten Regionen SĂŒdostasiens wie Thailand und Kambodscha ist das Shankha immer noch von großer zeremonieller Bedeutung.[2]

Commons: Shankha â€“ Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. ↑ Peter und Anneliese Keilhauer: Die Bildsprache des Hinduismus. Die indische Götterwelt und ihre Symbolik. DuMont, Köln 1983, S. 68, ISBN 3-7701-1347-0
  2. ↑ H.G. Quaritch Wales: Siamese State Ceremonies. London 1931, Reprint by Curzon Press, Richmond 1992, ISBN 0-7007-0269-5