Schellenberger Turm, links davor das ehemalige (gelbe) Zollhaus an der B 305 Richtung Salzburg. Rechts bzw. vor der Ufermauer die Berchtesgadener Ache
Der Schellenberger Turm[1] (auch genannt:Passturm[2] bzw. Schellenberger Passturm[3] oder Passturm Schellenberg[4]) diente ab 1193/94 im heutigen Marktschellenberg am Übergang nach Salzburg als Wehrturm zur Grenzbefestigung des zunehmend eigenständiger werdenden Berchtesgadener Landes sowie nach der Säkularisation (1803) bis 1823 der Stationierung einer königlich bayerischen Grenzbesatzung.
Der Schellenberger Turm hat als sogenannter „Passturm“ einen quadratischen Grundriss und verfügt über vier Geschosse im hochromanischen Stil und im ersten Stock über ein romanisches Rundbogenportal.[2] Abgeschlossen wird der Bau von einem hohen Zeltdach.[2]
Der Schellenberger Turm wurde etwa zeitgleich wie die Befestigungsanlage in Hallthurm 1193/94 zur Sicherung der Kernlande des Klosterstifts Berchtesgaden erbaut, aber erst nach einem Neubau 1252 im Jahr 1258 auch urkundlich erwähnt.[2] Anlass für seine Errichtung waren u. a. die Angriffe der Edlen von Guethrat als Ministerialen der Salzburger Erzbischöfe und deren Interesse an den Salzlieferungen aus Schellenberg.[1] 1677, als das Klosterstift zur Fürstpropstei Berchtesgaden erhoben war und bereits seit über 100 Jahren das Berchtesgadener Land eigenständig beherrschte, wurde die Befestigung ausgebaut und um einen als Mauthaus genutzten Torbau erweitert.[2][1]
Nach der Säkularisation (1803) und kurzfristig mehreren Herrschaftswechseln wurde das Berchtesgadener Land 1810 dem Königreich Bayern einverleibt. Bis 1823 war nun eine königlich bayerische Grenzbesatzung im Turm stationiert. Danach wurde der Turm aufgegeben, und die Grenzbesatzung zog in das unweit von ihm neu errichtete Zollamt um.[1] Das alte Mauthaus störte den zunehmenden Fuhrwerkverkehr und wurde 1841 abgebrochen sowie drei Jahre später die zuvor schwer zugängliche Passhöhe abgetragen und die Straße tiefergelegt.[1] 1937 bezog der deutsche Zoll wiederum einen Neubau (siehe Abb. oben mit „ehemaligem Zollhaus“). Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde 1953 etwas näher an der Grenze das neu angelegte Inselzollamt Schellenberg eröffnet.
Der Schellenberger Turm ist zu Anlässen wie dem Tag des offenen Denkmals und darüber hinaus 1 × monatlich sonntags von 11 bis 15 Uhr für die Öffentlichkeit zugänglich.[1]
↑Paul Werner, Iris Kürschner, Thomas Huttenlocher, Jochen Hemmleb: Klettersteigatlas Alpen – Über 900 Klettersteige zwischen Wienerwald und Côte d'Azur.Bergverlag Rother, München 8. Aufl. 2017. ISBN 978-3-7633-8087-9. (Siehe Google-Buchsuche: S. 85)
↑Amtliche Karte des BayernAtlas mit Höhenangabe zum Grenzübergang, online unter geoportal.bayern.de/bayernatlas/