Sascha Weidner (* 1. August1974[1] in Georgsmarienhütte; † 9. April2015 in Norden[2]) war ein deutscher Fotograf und Künstler, der in Belm und Berlin lebte und arbeitete. Weidners Œuvre befasst sich mit der Erschaffung einer radikal subjektiven Bildwelt.[3] Seine Fotografien sind von Wahrnehmungen, Sehnsüchten und einer Bildsprache des Unterbewussten geprägt und wurden international ausgestellt und publiziert.
Als Jugendlicher war Sascha Weidner an den Künsten interessiert und selber malerisch aktiv. Nach einem Auslandsaufenthalt 1992 bis 1993 in Solon, Ohio, USA[2] und dem Erlangen des Abiturs 1995 am Graf-Stauffenberg-Gymnasium in Osnabrück,[2] studierte Sascha Weidner von 1996 bis 2004 an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig Bildende Kunst und Visuelle Kommunikation und schloss seine Studien mit einem Ehrendiplom ab.[4] Anschließend war er 2004 ebenda Meisterschüler der Bildenden Künste im Bereich Fotografie bei Dörte Eißfeldt.[4] Nach seinem Studium arbeitete Sascha Weidner als freier Künstler in Belm und Berlin.
Saschas Weidners Bilder sind geprägt durch Reisen, die ihm unter anderem durch verschiedene Arbeitsstipendien ermöglicht wurden. 2004 und 2006 reiste er mit dem Deutschen Akademischen Austauschdienst jeweils für mehrere Monate nach Los Angeles. Er war 2013 Stipendiat des Goethe-Instituts in der Villa Kamogawa in Kyoto, Japan[5] und 2014 im Three Shadows Photography Art Centre in Beijing, China.[6]
Sascha Weidners Werk wurde in Einzel- und Gruppenausstellungen national und international präsentiert.
Werk
Sascha Weidner beschrieb sich selbst als einen „romantisch bewegten Reisenden“ und seine Bilder als hochsubjektiv.[10] Das Medium Fotografie war für ihn das künstlerische Ausdrucksmittel, um reale Welten mit den eigenen inneren Bildern zu verweben. Aus seinen meist biografischen Foto-Expeditionen entstanden Bildessays über essentielle Fragen menschlicher Existenz.
In seiner über ein Jahrzehnt dauernden Schaffensphase kam ein sich immer wieder neu arrangierendes Bilderarchiv zusammen, in dem, wie der Fotograf sagte, „alles wichtig ist: Kulturelles, Katastrophen, Klischees, Banales, Politisches“.[11] Sascha Weidner schöpfte dabei aus einem Fundus, welcher sich aus Familienaufnahmen, eigenen Arbeiten und gefundenen oder den Massenmedien und der Kunstgeschichte entlehnten Bildern zusammensetzte. Dabei verschwommen die Grenzen zwischen Inszenierung und Authentizität, um die oft irreale, bisweilen suggestive Atmosphäre der Wirklichkeit hervorzuheben.[12]
Seine Motive wie auch die Titel seiner Werke und Ausstellungen verweisen auf biographische Referenzen und Metaphern des eigenen Erlebten. Zum Beispiel: „Bis es weh tut“, „Was übrig bleibt“, „The presence of absence“, „Bleiben ist nirgends“, „Beauty remains“ oder „Am Wasser gebaut“.[13]
Sascha Weidners Bilderkanon entsprang dem Lebensgefühl junger Menschen und erzählt von den „Wahrnehmungen, Sehnsüchten und Traumbildern jener Generationen, die ihre Jugend in den 80ern, 90ern und 2000ern erlebten.“[3] Deshalb ist Sascha Weidners Herangehensweise aktuell für diese Zeiträume und zeugte zugleich von einer künstlerischen Betrachtung tatsächlicher und gedachter Räume.
Im Kern war Sascha Weidners Auffassung von einer archaischen und melancholisch anmutenden Sicht auf die Welt geprägt. Die Grundmuster seiner Bildschemata führen zurück auf ureigene Seinszusammenhänge und Gegensätze wie Leben und Tod, Schönheit und Vergänglichkeit sowie Fragen nach Herkunft, Identität und Selbstbestimmung. In diesem Sinne beschränkte sich Sascha Weidner nicht nur auf die eigene Lebenswelt, sondern erzählte über das Leben an sich.
Die Präsentationen von Sascha Weidners temporären Kunstinstallationen glichen sich immer neu eröffnenden Erlebnisräumen, denen häufig ein interaktives Zusammenspiel von Medium und Betrachter zugrunde lag. Das Miteinander von Bild und Text eröffnete zudem die Möglichkeit einer gedanklichen Weiterführung seiner Bildangebote, die sich in wandelnden Zusammenstellungen neu ordneten und konstituierten.
Hinsichtlich Methodik und Motivation ist Sascha Weidners unmittelbarer, authentischer und ehrlicher Anspruch in der Tradition von Fotografen wie Nan Goldin, Larry Clark oder Juergen Teller verankert. In seinem Bildverständnis, der Komposition und nuancierten Farbgebung erinnern seine Bildserien zudem an die Leichtigkeit und Durchlässigkeit der elementaren und symbolhaften Umsetzung der japanischen Fotografin Rinko Kawauchi.[14]
Im Jahre 2016 erhielt das Sprengel-Museum Hannover eine umfangreiche Schenkung aus dem Nachlass des Fotokünstlers. Eine erste Auswahl daraus präsentierte das Museum von Juli bis November 2017 in einer Soloausstellung.[15]
Einzelausstellungen (Auswahl)
2017 „To, co pozostaje / Was übrig bleibt“, Galeria Fotografii pf, Posen, Polen[16]
2017 „Sascha Weidner und Japan“, Dorothée Nilsson Gallery, Berlin
Des Sascha Weidners und des Jan Böttchers einzig wahre Erlebnisse zu Wasser und zu Land, zu Pferd und zu Fuß, im Krieg und im Frieden, in der Luft so wie in den niedersächsischen Ländern und Bremen in diesem Jahr ganz neu verfasst und fotografiert von ihnen selbst. Niedersächsische Sparkassenstiftung, Hannover 2015, ISBN 978-3-00-049834-3.
Klasse.Buch – 64 Positionen aus der Klasse Eißfeldt. Kehrer Verlag, Heidelberg 2014, ISBN 978-3-86828-583-3.
Die Liebe zum Licht – Fotografie im 20. & 21. Jahrhundert. Kunstmuseum Celle, Städtische Galerie Delmenhorst & Museum Bochum 2007, ISBN 978-3-8093-0236-0.
↑Alix Landgrebe, Sascha Weidner: Über Schönheit, Vergänglichkeit, Melancholie. In: Sascha Weidner Catalogues, No. 4 – Unveiled, The Sydney Project, Australian Centre for Photography. Berlin 2013, S. 29 f.