Der Name des Ortes geht der Überlieferung nach auf den Einsiedler Engelmarus zurück, der 1060 im Lüftlhof bei Passau geboren und nach einer Ausbildung beim Bischof eine Einsiedelei donauaufwärts errichtete. Er war sehr beliebt bei der Bevölkerung und wurde als Heiler der Tiere geschätzt. Wohl wegen seiner Beliebtheit wurde er im Winter des Jahres 1100 von seinem ihn neidenden „Gefährten“ erschlagen und im Schnee begraben. Erst zu Pfingsten fand ein Priester namens Ruodbertus den Toten, der noch immer leuchtend und frisch ausgesehen habe. Er ließ ihn zu Tal bringen und bestatten. Über seiner Grabstelle wurde 1131 eine „steinerne Kirche“ erbaut.
Erst später wurde die Talschaft besiedelt und der Ort Sankt Englmar entstand.
1188 wurde Engelmarus seliggesprochen und nach Errichtung einer Pfarrei 1296 entwickelte sich Sankt Englmar zum Wallfahrtsort. Bis heute wird der Brauch des Englmari-Suchens am Pfingstmontag gepflegt.
Ein ehemaliger Ort Sommerheu wurde im 19. Jahrhundert erwähnt.
Am 1. Juni 1959 wurde der offizielle Name der Gemeinde von Englmar in Sankt Englmar geändert.[6]
In den 1970er-Jahren baute man den Ort zum Wintersportzentrum aus. Im November 1973 wurde in über 900 m Höhe auf 52.000 m² Fläche ein 440 Appartements mit 1150 Betten umfassender Ferienpark mit zahlreichen Hotels, Ladenpassagen und Sportanlagen eröffnet, der von den Einheimischen den Namen „Schachterldorf“ erhielt. 1980 bot die Gemeinde eine Kapazität von 3123 Betten und zählte 486.949 Übernachtungen.
Einwohnerentwicklung
Im Zeitraum 1988 bis 2018 wuchs die Gemeinde von 1323 auf 1904 um 581 Einwohner bzw. um 43,9 %.
Erster Bürgermeister ist seit Mai 2008 Anton Piermeier (CSU). Bei der Wahl 2020 wurde er mit 80,71 % wiedergewählt.[2]
Wappen
Blasonierung: „In Blau ein silberner Pfahl, darin auf grünem Berg eine grüne Tanne; vorne eine silberne Märtyrerpalme, hinten ein senkrecht gestelltes silbernes Beil.“[9]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Museen
Xperium: Naturphänomene mit allen Sinnen kennenlernen ist das Thema
Bauwerke
Pfarrkirche St. Engelmar: der 1656 auf den Mauern des spätgotischen Chores eines abgebrannten Vorgängerbaues errichtete Bau erhielt seinen heutigen Turm 1892, das Kirchenschiff wurde 1901 vergrößert. Im Hochaltar aus der Mitte des 17. Jahrhunderts befinden sich seit 1717 in einem Glasschrein die Reliquien des heiligen Englmar. Unter der Orgelempore stellen sechs Ölgemälde von 1656 das Leben des Heiligen dar.
Kapelle St. Leonhard: der 1480 geweihte spätgotische Bau ist das älteste Bauwerk des Ortes. Es wurde zur Zeit des Barock verändert. Empore und Deckenstuck stammen aus dem 18. Jahrhundert. Votivtafeln aus dem 18. und 19. Jahrhundert zeigen die frühere Bedeutung als Wallfahrtskirche.
Das Englmarisuchen findet am Pfingstmontag statt. Dabei wird der durch eine Holzfigur dargestellte Leichnam des heiligen Englmar gesucht.
Die Rauhnacht Sankt Englmar findet jährlich am 28. Dezember statt.
Bei streng reglementierten Nostalgie-Skirennen können sich qualifizierte Teilnehmer auf Holzskiern messen.[10]
Grünflächen und Naherholung
Der am 30. April 2008 eröffnete Waldwipfelweg Sankt Englmar–Maibrunn ist 370 m lang und führt mit mehreren Aussichtsplattformen auf bis 30 m Höhe durch die Baumwipfel.
Wintersportgebiet mit 13 Schleppliften und 12 km Pisten (teils beschneit und mit Flutlicht), Rodellift und zwei Rodelhängen, 105 km Langlaufloipen und 50 km geräumte Winterwanderwege
Walter Röhrl (* 1947), Rallye- und Rennsport-Pilot, wohnt hier
Sonstiges
An der Südwestflanke des Hirschensteins bei Rettenbach beabsichtigte BMW, ein 5,22 Hektar großes Areal für das Geländefahrtraining zu nutzen, das hierfür extra aus dem Landschaftsschutzgebiet ausgegliedert wurde. Während Umweltgruppen wie der Bund Naturschutz Bedenken äußerten – unter anderem sollte ein Großteil des Geländes versiegelt werden –, hofften die Befürworter auf einen positiven Effekt auf die wirtschaftliche Entwicklung der Region. Die Umweltschützer setzten sich durch.
↑Gemarkungs- und Gemeindeverzeichnis. Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung, 14. Juli 2020, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 2. Februar 2021; abgerufen am 29. Januar 2021.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ldbv.bayern.de
↑Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S.437.
↑Bayerisches Staatsministerium des Innern, für Sport und Integration (Hrsg.): Amtliches Verzeichnis der anerkannten Kurorte, Luftkurorte und Erholungsorte in Bayern. 26. Januar 2021, S.25 (PDF).