Samuel Ruiz García war Konzilsvater aller vier Sitzungsperioden des Zweiten Vatikanischen Konzils. Unter dem Eindruck des Konzils nahm er sich vorrangig der armen, entrechteten und verachteten Indigenen an. Er förderte die Ausbildung selbstbewusster indigener Katecheten und Diakone, die zu Sprechern ihrer Gemeinschaften wurden.[2]
Ruiz García war von 1965 bis 1970 Präsident der Kommission für die Ureinwohner Mexikos in der Mexikanischen Bischofskonferenz (Conferencia del Episcopado Mexicano). 1970 wurde er Präsident der Missionsabteilung der Lateinamerikanischen Bischofskonferenz (CELAM). Er gründete 1974 den Nationalen Kongress der Ureinwohner Mexikos und 1988 das Zentrum für Menschenrechte „Fray Bartolomé de las Casas“ als Interessenvertretung der Ureinwohner und Einwohner von Chiapas gegen die Gewalt. 1992 wurde er Präsident des Secretariado Internacional Cristiano de Solidaridad con América Latina (SICSAL). Von 1994 bis 1998 engagierte sich Samuel Ruiz García als Präsident der Nationalen Vermittlungskommission CONAI (Comisión Nacional de Intermediación).[3]
Samuel Ruiz starb an den Folgen einer arteriellen Hypertonie und Diabetes. Der mexikanische Präsident Felipe Calderón sagte, Bischof Ruiz’ Tod „stellt einen großen Verlust für Mexiko dar“.[4]
Wirken
40 Jahre lang setzte er sich für die Rechte der indigenen Ureinwohner Mexikos ein und galt als Nachfolger des Dominikanerbischofs Bartolomé de Las Casas, der bereits im 16. Jahrhundert für die Rechte der Ureinwohner eintrat.[5] Mit seinem Engagement zog er sich den Zorn und Hass der Großgrundbesitzer zu, die ihn den „roten Bischof“ oder „Vaterlandsverräter“ nannten. Neben den Vorwürfen der Kirche, innerhalb der Befreiungstheologie den Glauben zu verfälschen, gab es verschiedene Morddrohungen und Attentate auf ihn.
Er war Mitglied und zwischenzeitlich auch Präsident der Nationalen Vermittlungskommission CONAI (Comisión Nacional de Intermediación) und vermittelte von 1994 bis 1998 – sogar unter Einsatz eines Hungerstreiks – im Konflikt zwischen der mexikanischen Regierung, dem Militär und der indigenen Zapatistischen Nationalen Befreiungsarmee sowie den Ureinwohnern im Bundesstaat Chiapas.[4] Dennoch blieb er bis ins Jahr 2000 Bischof, ohne von dem Ziel abzulassen, den Unterdrückten zu helfen. Ruiz García, der vier Maya-Sprachen sprach, war ein scharfer Kritiker des Neoliberalismus und der Lage der Menschenrechte in Mexiko.
Samuel Ruiz García wurde 1994, 1995 und 1996 für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen.[6]
Carlos Fazio: Samuel Ruiz. El caminante. Espasa Calpe, Mexiko-Stadt 1994, ISBN 968-413-344-8.
Arturo Reyes, Miguel Angel Zebadúa Carboney: Samuel Ruiz. Sa lucha por la paz en Chiapas. Ediciones del Milenio, Mexiko-Stadt 1995, ISBN 968-7419-06-7.
Gary MacEoin: The people’s church. Bishop Samuel Ruiz of Mexico and why he matters. Crossroad Publications, New York 1996, ISBN 0-8245-1576-5.
Jean Meyer, Federico Anaya Gallardo, Julio Rios: Samuel Ruiz en San Cristobal (1960–2000). Tusquets Editores, Mexiko-Stadt 2000.
Aldo Zanchetta, Roberto Bugliani (Hrsg.): Il Tatic Samuel Ruiz. Un vescovo tra gli Indios del Chiapas. Manni, San Cesario di Lecce 2004, ISBN 88-8176-505-5.
Martín Hernández Linares: JTatic obispo. 50 años Samuel Ruiz García – Consagración episcopal, 1960–2010. Diócesis de San Cristóbal de las Casas, San Cristóbal de las Casas 2010.
Juan Manuel Hurtado López (Hrsg.): Don Samuel, profeta y pastor. Asociación Teológica Ecuménica Mexicana (ATEM) / Razón y Raíz, Mexiko-Stadt 2010, ISBN 968-878-206-8 (Neuausgabe: Castellanos Editores, Mexiko-Stadt 2016).
Juan Manuel Hurtado López: Samuel Ruiz – jTatic und Glaubenszeuge des 20. Jahrhunderts. In: Concilium, Jg. 47 (2011), S. 214–217.
Jesús García González: Mi caminar al lado del caminante. Recordando a Don Samuel Ruiz García. Mexiko-Stadt 2011.
Alberto Vitali: Il vescovo del Chiapas. Vita di Samuel Ruiz detto Tatic. EMI, Bologna 2012, ISBN 978-88-307-2063-3.
Jorge Santiago: La pasión de servir al pueblo. Testamento espiritual de Don Samuel. Entrevista a jTatik. Centro de Derechos Humanos Fray Bartolomé de Las Casas, Jobel (Chiapas) 2016.
↑Gerhard Stapf: Verleihung des Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreises an Samuel Ruiz García. In: Stadt Nürnberg (Hrsg.): Nürnberg heute, Nr. 71 (2001/2002), S. 12–15.