Als Duzfreund des enteigneten Fürsten Karl Albrecht III. zu Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst erwarb Renner 1808 die ehemals hohenlohische Domäne Hohebuch bei Waldenburg (Württemberg). 1815–1817 vertrat er das Oberamt Öhringen (Jagstkreis) in den Landständen des Königreichs. 1817 holte ihn sein Cousin Hieronymus von Meyer nach Bayern, wo auch sein Onkel Oberst Friedrich Freiherr von Schwachheim (1752–1828), pensionierter Direktor der Militärakademie in München und Bruder des bayerischen Diplomaten Franz Rudolf Freiherr von Schwachheim (1731–1804), lebte. Meyer verkaufte ihm das Klostergut Polling im sogenannten Pfaffenwinkel. Um es erwerben zu können, musste Renner bei einem Basler Bankhaus einen grossen Kredit aufnehmen und sich zur Zahlung einer Leibrente an Meyer verpflichten. Hohebuch behielt er vorerst. 1819 kandidierte er ein weiteres Mal für den württembergischen Landtag, wurde aber zur Zielscheibe der Liberalen und schaffte die Wahl nicht.
„Musterwirthschaft für dasige Gegend“
In der Folge machte Renner Polling zu einer landwirtschaftlichen Versuchsanstalt. 1821 berichte Heinrich von Nagel[2] über einen Besuch bei dem „großen Oekonomen“ in Polling: „Wie staunte ich, da ich in meinem Leben viele Milchwirthschaften und Schweitzereien gesehen habe, als ich das schönste, gesündeste Vieh hier antraf.“ Die Kühe seien aus dem Kanton Uri und gäben täglich 23 bis 27 Liter[3] Milch. Dieser Wert liegt über der heutigen Milchleistung in Deutschland[4]. Wie Nagel weiter schrieb, waren Renners Kühe „so reinlich geputzt wie ein Pferd, das eben an einen Herrschaftswagen eingespannt wird“. Schweizer besorgten die Wartung der Tiere, das Melken und die Käseherstellung.[5] Am Oktoberfest von 1822 hatte Renner den schönsten Stier und die schönste Kuh Bayerns und wurde mit einer doppelten silbernen Medaille ausgezeichnet, denn er habe Polling „durch ungemeinen Aufwand und Thätigkeit zu einer Musterwirthschaft für dasige Gegend umgeschaffen“.[6] 1824 erhielt er von König Wilhelm von Württemberg einen Ostfriesländer Stier und chinesische Schweine.
1837 konnte Renner seinen finanziellen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen, worauf seine Gläubiger Hieronymus von Meyer zum Konkursverwalter bestimmten. Gleichwohl erhielt Renner am Oktoberfest von 1838 die große goldene Medaille „für Einführung verbesserter Ackergeräthe, zweckmäßige Bereitung des Düngers, Vermehrung des Futters und des Viehstandes auf 200 Stück, große Nachzucht von 104 St(ück) in 2 Jahren“.[7]Ludwig Fürst von Oettingen-Wallerstein schrieb 1841, Renner habe das von Hieronymus von Meyer eingeführte Schweizer Vieh durch Kreuzungen „zu einer eigenthümlichen Raçe von eminenter Größe, Kraft, Beweglichkeit, Fleischgüte, Mastbarkeit und Milcherzeugung“ entwickelt und „den Viehstand der ganzen Umgegend gehoben“.[8] 1843 übernahm Renners damaliger Hauptgläubiger Polling. Der Fürst von Oettingen-Wallerstein verpachtete dem Major darauf das Klostergut Kirchheim am Ries in Württemberg.[9] Doch schon 1846 war Renner erneut insolvent. Den Lebensabend verbrachten er und seine Frau in Bad Mergentheim an der Seite ihres Verwandten, des Dichters Eduard Mörike (1804–1875). Ihre einzigen überlebenden Kinder Albrecht (1805–1879) und Karl (1815–1873) waren taubstumm und blieben unverheiratet.
Literatur
Frank Raberg: Biographisches Handbuch der württembergischen Landtagsabgeordneten 1815–1933. Im Auftrag der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg. Kohlhammer, Stuttgart 2001, ISBN 3-17-016604-2, S.714.
↑Das Adelsprädikat legte sich Renner selber zu. 1818 und erneut 1834–1836 versuchte er sich in Württemberg als Abkömmling der Renner von Allmendingen immatrikulieren zu lassen, was ihm aber nicht gelang.
↑18 bis 25 kg pro Tag (Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz: Die deutsche Landwirtschaft, Leistungen in Daten und Fakten. Ausgabe 2010, S. 14.)
↑Ueber Weide und Stallfütterung. In: Wochenblatt des landwirthschaftlichen Vereins in Baiern, 23. Juli 1822, Spalten 658–661, hier: S. 660 f. Vergleiche Reise-Epistel durch den Isar-Kreis, von Freiherrn von Hallberg. Augsburg 1822, S. 108 f.
↑Wochenblatt des landwirthschaftlichen Vereins in Baiern, 29. Oktober 1822, Beilage, Spalten 72, 81 f., Zitat: Spalte 81.
↑Centralblatt des landwirthschaftlichen Vereins in Bayern, 1838, Beilage, S. 3.
↑Vortrag über die Verbesserung der Hornviehzucht, ebendort, 1841, S. 114–143 (Anhang 3), Zitat: S. 125/Anm. 24.