Dieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen (beispielsweise Einzelnachweisen) ausgestattet. Angaben ohne ausreichenden Beleg könnten demnächst entfernt werden. Bitte hilf Wikipedia, indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfügst.
Dieser Artikel behandelt Süditalienisch im sprachwissenschaftlichen Sinne. Das Adjektiv süditalienisch kann sich auch in geographischem Sinne auf den Süden Italiens beziehen, siehe Süditalien.
Die süditalienischen Dialekte (italien. italiano meridionale) sind eine Gruppe von romanischen Dialekten, die im südlichen Teil der Apenninhalbinsel und auf Sizilien gesprochen werden.
Wie alle anderen romanischen Sprachen sind auch die süditalienischen Regionalsprachen aus dem gesprochenen Vulgärlatein entstanden. Zusammen mit dem Mittelitalienischen und Toskanischen sowie den romanischen Sprachen der Balkanhalbinsel werden sie zur Gruppe der ostromanischen Sprachen gezählt.
Charakteristika
Unabhängig von den unterschiedlichen Regionaldialekten Süditaliens lassen sich folgende gemeinsame charakteristische Merkmale festhalten:
Diese Silbenstruktur wird streng eingehalten, sollten zwei Konsonanten aufeinandertreffen, gibt es den Einschub eines Vokals (Anaptyxe, siehe nächster Punkt).
Metaphonie ist eine regressive Fernassimilation, bei der zwei Laute einander angeglichen werden. Metaphonie gibt es in allen italienischen Dialekten außer dem Toskanischen. Auch das Deutsche kennt Metaphonie, es wird oft auch als Umlaut bezeichnet (dtsch. Vater/ Väter, ich fahre/ du fährst). In Süditalien bewirken finales -i und -u den Metaphonieprozess:
- gehen ursprünglichem lat. -Ī, -Ŭ /ɛ/ oder /ɔ/ voraus, so wird daraus ein Diphthong: /iɛ/ bzw. /wɔ/, Bsp.: vlat. PORCŬ, PORCĪ "Schwein"/ "Schweine" > *pɔrcu/ pɔrci > südit. puorchë/ puorchë
- gehen ursprünglichem lat. -Ī, -Ŭ /e/ oder /o/ voraus, so entsteht durch die Metaphonie /i/ bzw. /o/, Bsp.: NERU "schwarz" > *neru > südit. nirë
Weil im Süditalienischen (außer im Sizilianischen und im Südkalabrischen sowie im Dialekt von Salento) alle unbetonten Auslautvokale zu -ë [ə] (sog. Schwalaut) werden, sind maskuline und feminine Adjektivformen nur mehr durch die Metaphonie zu unterscheiden: BONU > buonë (Metaphonie durch auslautendes -u), aber BONA > bonë (hier keine Metaphonie, weil auslautendes -a im Lateinischen)
Vulgärlat. MUNDU, PALUMBA "Welt", "Taube" > standardital. mondo, palomba aber südital. monno, palomma. Geht gemäß der traditionellen Ansicht auf oskisches Substrat zurück. Dieses Phänomen gibt es nur bedingt (bzw. gar nicht) in Sizilien und Südkalabrien.
Der Wandel von l > r findet sich außer im Süditalienischen auch im Sardischen und Rumänischen (z. B. lat. SALE > rumän. sare "Salz").
Römisch sordato für standardital. soldato, von Neapel aus geht das Phänomen des Wandels d > r, cf. lat. PEDE "Fuß" > neapolitanisch perë.
In vielen südlicheren Dialekten entsteht ein retroflexer Laut, bei dem die Zunge zurückgerollt wird: vlat. BELLU > siz. beddu [bɛɖɖu]. Dieses Phänomen findet sich auch im Sardischen.
Verkürzter Infinitiv: südital. avé für standardital. avere "haben" (Ausnahme: Sizilianisch)
Enklitisches bzw. postnominales Possessivpronomen: südital. fieta für ital. tua figlia "deine Tochter". Dieses Phänomen findet sich auch im Dalmatischen und Rumänischen.
Synthetisches Perfekt als Erzählform: das passato remoto wird statt des passato prossimo verwendet, das passato prossimo existiert nicht (mehr).
Definiter Artikel ist lu oder o: aus ILLU > südital. lu
Konjunktionale Redundanz: wie in den meisten romanischen Populärsprachen werden alle Nebensätze mit der Konjunktion che/ ca markiert.
Beibehaltung der Endung der lateinischen 1. Ps. Pl. Präsens (abhängig von den Konjugationsklassen): südital. -amo, -emo, -imo für standardital. einheitliches -iamo.
Präpositionaler Akkusativ: Markierung des direkten belebten Objektes mit der Präposition a (wie im Spanischen und Sardischen): sizilianisch vittu a Maria "ich sah Maria" (vgl. aber ital. vide Maria).