Die Straße wurde auf dem früheren Contrescarpe-Weg der Stadtmauer Philipps II. gebaut und entspricht in ihrem Verlauf der früheren Rue des Fossés-de-Nesle, die an der Stadtmauer auf der Außenseite entlanglief.
In einem Manuskript von 1636 wird sie als „Rue de Nesle“ bezeichnet.
Ausschnitt aus dem Merian-Plan von 1615: Die heutige Rue Mazarine liegt an der Stadtmauer Philipps II. auf der Höhe der Tour de Nesle (unten links).
Die Rue Mazarine auf einer Fotografie von Eugène Atget im Jahr 1902.
Nr. 4 bis: Wohnung des republikanischen Historikers und Philosophen Edgar Quinet, der 1846 durch Guizot aus dem Collège de France ausgeschlossen worden war.
Nr. 12: Eine Gedenktafel erinnert an den hier und bis auf die Nachbargrundstücke gelegenen Platz für das Jeu de Paume. Später lag hier das Atelier des Malers Joseph Vernet.
Tafel an der Nr. 5.
Tafel an der Nr. 12.
Tafel an der Nr. 19.
Tafel an der Nr. 20 aus Anlass des 200-jährigen Jubiläums der Französischen Revolution.
Tafel an der Nr. 28.
Nr. 19: Wohnung des 1944 ins KZ Theresienstadt deportierten Dichters und Widerstandskämpfers Robert Desnos, der dort 1945 an Typhus starb; eine Gedenktafel erinnert an ihn. Im Erdgeschoss befand sich lange Zeit das Café Le Rubens, in dessen hinterem Raum der Schriftsteller Antoine Blondin arbeitete und empfing.
Nr. 20: Wohnung des GirondistenCharles Barbaroux, der beim Tuileriensturm das Marseiller Bataillon kommandiert hatte, Charlotte Corday inspirierte und der 1794 guillotiniert in Bordeaux wurde; eine Gedenktafel erinnert an ihn. 1885 wohnte der Marseiller Maler Raymond Allègre (1857–1933) unter dieser Adresse.
Nr. 30: Hôtel des Pompes, Sitz des Stabs der Compagnie des Gardes-pompes du Roy, der 1722 durch Ludwig XV. gegründeten Vorläuferin der Pariser Feuerwehr, die von François Dumouriez du Perrier, dem ersten hauptberuflichen Feuerwehrmann Frankreichs, geleitet wurde. Von 1812 bis 1815 wohnte dort der ungarische Dichter János Batsányi; an ihn erinnert eine Gedenktafel.
Nr. 30: links das Hôtel des Pompes, rechts die Gedenktafeln.
Ebenfalls in der Rue Mazarine, im Jeu de paume de Bergeron, suchte der Club des Cordeliers Zuflucht, nachdem er 1792 aus dem Konvent, dessen Namen er übernommen hatte, vertrieben worden war.
Die Straße in der Kunst
In der Literatur
In Honoré de BalzacsLa Rabouilleuse zieht Madame Bridau, um ihre Lebenshaltungskosten zu reduzieren, 1811 mit ihren Söhnen Joseph und Philippe als Mieterin zu Madame Descoing in die oberste Etage eines Hauses in der Rue Mazarine in der Nähe der École des beaux-arts, wo Joseph Malerei studiert.
In Émile ZolasThérèse Raquin kauft Madame Raquin ein Nähgeschäft in der Passage du Pont-Neuf; die Passage verbindet die Rue Mazarine mit der Rue de Seine, wie zu Beginn des Buches erwähnt wird.
In der populären Musik
Ein Lied von Doc Gynéco auf dem AlbumQuality Street trägt den Titel Rue Mazarine; dort heißt es: „Ça c'est ma lettre à la fille de Saint-Germain / Y a trop d'histoires inventées à son sujet / Rue Mazarine je ne t'abandonnerai jamais.“
Das 1950 entstandene Werk Amoureux aux oranges, rue Mazarine, ist ein Foto von Robert Doisneau, das einen Mann zeigt, der eine Frau küsst, während sie auf dem Bürgersteig hinter einem Obsthändler vorbeigehen.
Literatur
Philippe Béchu, De la paume à la presse. Étude de topographie et d'histoire parisiennes. Recherches sur les immeubles des 57 rue de Seine et 62 rue Mazarine, leurs occupants et leurs familles, Fédération des sociétés historiques et archéologiques de Paris et de l'Île-de-France, 1998, 490 S.