Sein Vater war August Hildebrand (1854–1942) aus Wien, ab 1883 Landwirt am Gut Grabenhof in Gottesbichl bei Klagenfurt, seine Mutter war Emma geb. Meyer (1864–1955) aus Lüneburg.
Nach dem ersten Studienabschnitt Architektur in Graz war er als Einjährig-Freiwilliger bei den Tiroler Kaiserjägern. Danach setzte er sein Studium in München bei den Lehrern Paul Thiersch, Carl Hocheder und vor allem Theodor Fischer fort und schloss es im Jahr 1911 ab. Anschließend war er zunächst in den Architekturbüros von Otho Orlando Kurz in München sowie Max Wöhler in Düsseldorf beschäftigt. Ab Mai 1913 war er Privatassistent bei Karl Jaray an der Deutschen Technischen Hochschule in Prag. Bei Kriegsbeginn 1914 meldete er sich zum Freiwilligen Radfahrbataillon in Graz, kam als Oberleutnant an die russische Front und war dann nach dem Kriegseintritt Italiens an der Isonzofront sowie in der Pala-Gruppe in Tirol im Einsatz. Im Juli 1918 erfolgte seine Enthebung vom Militärdienst, erwirkt durch Karl Jaray für die Mitarbeit am Projekt einer Lungenheilanstalt.
Nun war er wieder Privatassistent am Lehrstuhl von Jaray und Atelierchef in dessen Architekturbüro über einen Zeitraum von acht Jahren. Die Hauptklienten waren die Böhmische Escompte-Bank sowie die Prager Zweigstellen der Wiener Creditanstalt und der Anglo-Österreichischen Bank. Geplant wurden Umbauten der Zentralen sowie die Errichtung von Filialen in elf Provinzstädten wie z. B. Karlovy Vary (Karlsbad) und Ústí nad Labem (Aussig), ferner die Glanzstoffabrik in Lovosice (Lobositz), das Zentralgebäude der Julius Meinl AG und die Textilfabrik Kubinzky in Prag sowie das Herrenhaus der Zellstofffabrik Porak in Loučovice (Kienberg). Rudolf Hildebrand bearbeitete viele dieser Projekte, übernahm die Bauleitung der Prager Bauten und besuchte die Provinzbauten. Dadurch gewann er eine große Erfahrung in der Detailplanung und in der Erarbeitung verlässlicher Voranschläge der Baukosten.
1919 heiratete er Else geb. Schedlbauer (1892–1973), die aus einer Prager deutschen Familie stammte. Die beiden Söhne aus dieser Ehe sind:
Hannes Hildebrand (* 1920 in Prag), der 1942 den Grabenhof von seinem verstorbenen Großvater übernommen hat und dort lebt.
Als Karl Jaray im Jahr 1926 seinen Lebensmittelpunkt nach Wien verlegte, übernahm Rudolf Hildebrand dessen Architekturbüro, die Beendigung der laufenden Aufträge sowie auch einige Mitarbeiter. Nun war er als selbständiger Architekt mit österreichischer Staatsbürgerschaft und dem Berufssitz Prag in der Tschechoslowakei tätig. In den Jahren 1928 bis 1932 ergab sich noch einmal eine Zusammenarbeit mit Karl Jaray, und zwar beim Projekt der Böhmischen Escompte-Bank und Credit-Anstalt am Graben 33 in Prag. Die Bauleitung hatte Rudolf Hildebrand inne. 1938 unternahm er eine Vortragsreise in Dänemark über die technische Organisation dieser Großbank.
Seine Tätigkeit als selbständiger Architekt dauerte noch bis zum Kriegsende im Mai 1945, dann musste er wegen der politischen Situation mit seinem Sohn Ernst Prag in Richtung Bayern verlassen. Erkrankt an Tuberkulose, schrieb er im UNRRA-Sanatorium in Amberg aus dem Gedächtnis seine Lebenserinnerungen und kehrte in sein Geburtshaus in Gottesbichl zurück, wo er 1947 starb.
Rudolf Hildebrand war bis 1945 Mitglied der Prager FreimaurerlogeHarmonie.[2]
Bauten
Für das Architekturbüro Jaray
Im Rahmen der Tätigkeit für das Architekturbüro Jaray beteiligte sich Hildebrand 1918 bis 1926 an diversen Umbauten und der Errichtung von Filialen der Böhmischen Escompte-Bank, der Wiener Creditanstalt und der Anglo-Tschechoslowakischen Bank, ferner an folgenden Bauvorhaben:
Wohnhaus des Ärztepaares Pokorny: Zubau für Arztpraxis mit umfangreicher Röntgenanlage
1928 bis 1932 Neubau der Böhmischen Escompte-Bank und Credit-Anstalt am Graben in Prag (na příkopě), neben dem Pulverturm, gemeinsames Projekt Hildebrand-Jaray. (Die Architekten Sakař, Gotthilf und Neumann wurden in der Projektsphase zwischen Baubewilligung und Ausführungsplanung zur Bearbeitung mit herangezogen)
Böhmische Escompte-Bank und Credit-Anstalt – Lageplan
Böhmische Escompte-Bank und Credit-Anstalt, Praha 1, Na příkopě 33, 1930–1932
Prager Volkswohnungsverein: Wohnanlage mit 80 Wohnungen, Ecke Kostelní-Kamenická in Prag
Zinshaus in Ústí nad Labem für die Geschwister Ernst und Gottfried Schedlbauer, Gertrud Steinert
Villa für den Schokoladefabrikanten René Kluge in Prag – Smíchov
Architekturzentrum Wien, Architektenlexikon: Karl Jaray
Architekturzentrum Wien, „Der technische Organismus im Neubau der Böhmischen Escompte-Bank und Credit-Anstalt in Prag“ von Dipl.-Ing. Rudolf K. Hildebrand, Architekt G.D.A. Prag, ca. 1936. Gebundenes unpubl. Konzept, 215 Seiten, mit zahlreichen Fotos und Planverkleinerungen.
↑Günter K. Kodek: Die Kette der Herzen bleibt geschlossen. Mitglieder der österreichischen Freimaurer-Logen 1945 bis 1985. Löcker, Wien 2014, ISBN 978-3-85409-706-8, S.90–91.